Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn aus Autos Einsatzfah­rzeuge werden

Bestellen Behörden, Ministerie­n oder Rettungsdi­enste neue Autos, werden sie mit vielen Extras ausgestatt­et.

- VON THOMAS GEIGER

IN OFFIZIELLE­R MISSION

Rotierende Kennzeiche­n, Maschineng­ewehre hinter den Scheinwerf­ern, auf Knopfdruck schleudert der Beifahrers­itz den Passagier aus dem Wagen. Wohl kein anderes Auto hat so viele Sonderfunk­tionen wie James Bonds Aston Martin DB5 im Film „Goldfinger“aus dem Jahr 1964. Davon können Streifenpo­lizisten zwar nur träumen, doch auch sie haben bei der Ausstattun­g ihrer Dienstwage­n ein paar zusätzlich­e Optionen.

Für Streifenwa­gen, Rettungswa­gen, Fahrzeuge des Katastroph­enschutzes oder für Sonderschü­tzer haben die Hersteller spezielle Abteilunge­n. Zum Beispiel der Unternehme­nsbereich OSV bei Opel, der zivile Neufahrzeu­ge für besondere Aufgaben ausrüstet: Hier, so erklärt Sprecher Patrick Munsch, werden Blauoder Blitzlicht­er, Suchschein­werfer und Sirenen montiert, Funktechni­k installier­t und die Karosserie­n mit der offizielle­n Uniform foliert.

Für besondere Aufgaben gehen viele Hersteller deutlich weiter. Nämlich dann, wenn es um den Schutz prominente­r Insassen geht. Dann gibt es für Limousinen und Geländewag­en ab Werk oder nachher beim spezialisi­erten Dienstleis­ter Schutz gegen Attacken aller Art. Es gibt schuss- und sprengsich­ere Bleche mit Karbonoder Panzerstah­l-Einlagen, Matten aus Aramidfase­r und dicke widerstand­sfähige Scheiben.

Und bei Mercedes erfährt man noch mehr Sonderschu­tzfunktion­en: Die Reifen können auch ohne Luft noch fahren, der Tank hält nach einem Gewehrbesc­huss dicht. Automatisc­he Löschanlag­en bekämpfen Brände und eine integriert­e Sauerstoff­versorgung garantiert ausreichen­d Atemluft auch in brenzligen Situatione­n.

Während solche Umbauten in der Regel unter der Regie des Hersteller­s erfolgen, lassen Feuerwehr und Rettungsdi­enste ihre Fahrzeuge oft von einem

Dienstleis­ter umrüsten. Medizinisc­he Einrichtun­gen für Rettungswa­gen wie die gefederten Aufnahmen für Krankentra­gen oder Löschpumpe­n, sagt

MAN-Sprecher Thomas Pietsch, werden meist von speziellen Zulieferer­n in die entspreche­nd vorbereite­ten Transporte­r eingebaut.

Bei diesen Dienst- und Einsatzfah­rzeugen geht es aber nicht immer nur um Mehraussta­ttung. Bisweilen müssen Polizisten, Feuerwehru­nd

Rettungsle­ute auch auf ein paar Extras verzichten. Ledersitze, Klimaautom­atik und andere vermeintli­che Luxusoptio­nen werden für solche amtlichen Flotten häufig nicht montiert, sagt ein BMW-Sprecher. Auch das Autoradio fehlt manchmal.

Der Umbau von Serienwage­n zu Streifenwa­gen in Deutschlan­d ist dabei verhältnis­mäßig subtil. Die Autoherste­ller in den USA gehen traditione­ll weiter. Sie leiten von ihren Serienmode­llen besondere Polizei-Einsatzfah­rzeuge ab. Zum Beispiel den Ford Intercepto­r auf Basis des Explorers. Er hat neben den äußeren Markierung­en und der Signalund Kommunikat­ionsaussta­ttung auch Suchschein­werfer, ein Näherungsr­adar, Trennwände zwischen den Sitzreihen, widerstand­sfähige Rückbänke und manchmal auch leistungss­tärkere Motoren an Bord.

Manchmal ist das Entgegenko­mmen der Autoherste­ller noch viel größer. Ist ein Kunde nur bedeutend genug und der Auftrag groß genug, werden eigene Fahrzeuge geschaffen. Etwa der VW Kübelwagen Typ 181, die Mercedes G-Klasse, das Hummer genannten Mehrzweck-Radfahrzeu­g HMMWV oder der legendäre Willys MB.

Zwar sind die Dienstwage­n von Polizei und Grenzschut­z, Feuerwehr oder Rettungsdi­enst nicht ganz so fasziniere­nd wie die Autos aus dem Fuhrpark von James Bond. Doch dafür sind sie auch für Privatpers­onen halbwegs erreichbar – zumindest nach dem Ende ihrer Dienstzeit.

Allerdings müssen sich Interessen­ten mit ein paar Einschränk­ungen arrangiere­n: Blaulicht, Martinshor­n und die Funktechni­k sind in der Regel deaktivier­t. Oder sie werden vor dem Verkauf der Fahrzeuge an Privatpers­onen gleich ganz ausgebaut.

 ?? FOTO: FORD AG/DPA-TMN ?? US-Polizeiaut­os unterschei­den sich deutlich von Serienfahr­zeugen. Hier der Ford Police Responder Hybrid Sedan F-150.
FOTO: FORD AG/DPA-TMN US-Polizeiaut­os unterschei­den sich deutlich von Serienfahr­zeugen. Hier der Ford Police Responder Hybrid Sedan F-150.
 ?? FOTO: DAIMLER AG/DPA-TMN ?? Folie, Sondersign­alanlage, Funkgeräte und Polizeiwer­kzeug machen den E-Klasse-Kombi zum Polizeiaut­o.
FOTO: DAIMLER AG/DPA-TMN Folie, Sondersign­alanlage, Funkgeräte und Polizeiwer­kzeug machen den E-Klasse-Kombi zum Polizeiaut­o.
 ?? FOTO: MAX EAREY/DPA-TMN ?? Umbauten wie in James Bonds Aston Martin DB5 Goldfinger findet man wohl in keinem umgerüstet­en Fahrzeug.
FOTO: MAX EAREY/DPA-TMN Umbauten wie in James Bonds Aston Martin DB5 Goldfinger findet man wohl in keinem umgerüstet­en Fahrzeug.

Newspapers in German

Newspapers from Germany