Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Lebemann des 18. Jahrhunderts
Literatur Tagebuch schreiben erlebt in Zeiten der Pandemie eine Renaissance. Und tatsächlich gibt es kaum etwas Unmittelbareres als Aufzeichnungen, die aus einem persönlichen Blickwinkel entstanden sind. Solche Betrachtungen mögen nicht objektiv sein. Aber sie sind immer authentisch – der Versuch, zu sich selbst zu führen. Je länger die Zeit zurückliegt, in denen sie geschrieben wurden, desto stärker wirken sie als Zeugnisse dafür, wie Menschen schon damals empfunden haben, wenn sie mit Herausforderungen kämpften, die unseren nicht unähnlich sind. Ein tolles Zeugnis über das England des 18. Jahrhunderts liefert das „Journal“von James Boswell, spannend, überraschend aktuell, faszinierend im Detail. Der schottische Schriftsteller und Rechtsanwalt lebte von 1740 bis 1795. Ein Mann mit großer Bildung, der zugleich seine Schwächen – Alkohol, Spielsucht, Liebeleien – nicht verschweigt. bew
und sie hat mit dem Ausgangsmaterial im Grunde nur noch gemein, dass der Geist von Roisin Murphy ständig präsent ist. Produziert wurden die neuen Stücke, die sich organisch aneinanderschmiegen und wie ein einziges langes Stück anmuten, von Richard Barratt alias Crooked Man. Er gehörte zum Produzenten-Team Sweet Exorcist und arbeitet seit den 90ern immer mal wieder mit Roisin Murphy zusammen.
Barratt führt die Originale auf die Tanzfläche, macht House-Tracks aus ihnen. Die Stimme von Murphy ist zwar nicht mehr der Mittelpunkt, aber Murphy selbst ist doch total gegenwärtig. Der Hit „Simulation“heißt nach der Überarbeitung nun „Assimilation“, und er macht neuerlich Lust auf eine Zeit nach Corona. Eine tolle Platte jedenfalls, die nicht wie ein Aufguss anmutet. Sondern wie ein sehr willkommenes Update.
Philipp Holstein