Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bundeswehr-Tester rücken aus Heimen ab
32 Seniorenpflegeheime im Kreis konnten auf uniformierte Helfer bei den obligatorischen Schnelltests setzen. Sie werden abgezogen, weil ein flächendeckendes Testangebot aufgebaut wurde. Doch das hilft den Heimen nicht wirklich.
RHEIN-KREIS Bei der Bundeswehr stehen in dieser Woche „Truppenbewegungen“an. Nach dreimonatigem Einsatz vor allem in Altenheimen, wo die Uniformierten Abstriche für Corona-Schnelltests nahmen, ziehen die Streitkräfte ihre Mitarbeiter zurück. Deren Mission endet am Wochenende.
Zurück bleibt nur ein zehnköpfiges Kommando, das im Kreishaus Grevenbroich die Mannschaft des Kreisgesundheitsamtes bei Kontakt-Nachverfolgungen und Quarantäne-Ermittlungen unterstützt. Um diese Amtshilfe hatte die Kreisverwaltung schon im Herbst gebeten und seit dem Dienstantritt von zunächst 20 Bundeswehrmitarbeitern Anfang November mehrfach verlängert.
An der Testpflicht für Besucher, Handwerker, Dienstleister oder Lieferanten
„Um das Angebot aufrecht erhalten zu können, greifen wir auf freiwillige Tester zurück“
Evelyn Klasen Augustinus-Seniorenhilfe
vor dem Betreten der Pflegeeinrichtungen ändert der Rückzug der Bundeswehrangehörigen in ihre Kasernen nichts. Sie gilt weiter und stellt die Einrichtungen erneut vor ein Problem. Das wird nur dadurch in Grenzen gehalten, erklärt Detlef Höyng als Geschäftsführer des Reuschenberger Hubertusstiftes, dass derzeit weiter die Bestimmungen der bundesweiten Notbremse gelten. Das heißt: Alle Bewohner – auch im Hubertusstift als größter Pflegeerinrichtung im Kreis – gelten als ein Hausstand, so dass jeder einzelne nur von einer Person besucht werden darf. Und nicht etwa von ganzen Familien.
Den Abzug der Bundeswehr erklärt Benjamin Josephs mit einem inzwischen flächendeckenden Testangebot im Rhein-Kreis Neuss. Diese Einrichtungen kann jeder nutzen und bekommt dort auch eine Bescheinigung mit seinem persönlichen Testergebnis. Die Heime entlastet das aber nur zum Teil. „Wir sind weiter verpflichtet, zu testen“, sagt Höyng auch mit Blick auf Bewohner und Mitarbeiter. Ohne Unterstützung der Bundeswehr, stellt er klar, „werden Tests im bisherigen Umfang nicht möglich sein“.
Wie wichtig die Bundeswehr war, belegen Zahlen. In Spitzenseiten, erklärt Kreissprecher Josephs, waren 74 Truppenangehörige in kreisweit 32 Einrichtungen tätig. In der Regel in Zweier-Teams. Ihre Arbeit drückt sich in Testzahlen aus, die in die Tausende gehen. Alleine im Herz-Jesu-Altenheim Neuss – neben dem Lindenhof in Grevenbroich und dem Seniorenhaus Korschenbroich eines von drei Heimen unter dem Dach des Rheinland-Klinikum Neuss – wurde seit Testbeginn Mitte Februar nach Angaben von Klinik-Sprecherin Ulla Dahmen gut 5000 solcher Abstriche genommen. In den kreisweit sechs Einrichtungen der Neusser St.-Augustinus-Gruppe, ergänzt Evelyn Klasen als Leiterin der Seniorenhilfe, wurden wöchentlich bis zu 1000 Tests durch Bundeswehrangehörige gemacht und ausgewertet.
Wie es im Rheinland-Klinikum nach dem 15. weitergeht, wird am Dienstag in der „Taskforce Corona“ besprochen, sagt Dahmen. „Die Mitarbeiter müssen testen“, wagt sie eine nicht allzu kühne Prognose. So wird das auch im Hubertusstift gehandhabt werden, wo noch immer nicht alle Bewohner geimpft sind. Dort hat man die Zeit der Bundeswehrunterstützung genutzt, so Höyng, „und genug Personal ausgebildet“.
Die Augustinus-Gruppe versucht einen anderen Weg. „Wenn es nötig ist, setzen wir für diese Aufgabe auch wieder Mitarbeitende aus den eigenen Reihen ein“, sagt Klasen. Vorerst setze man auf die Hilfsbereitschaft von Angehörigen und freiwillige Tester. Unter wwww.st-augustinus-kliniken.de/wir-suchen-poc-tester ist jede Bewerbung gerne gesehen.