Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Impf-Kontingent für Problemviertel
Stadt bewirbt sich um zusätzliche Dosen und bemüht sich um Daten aus Ortsteilen.
NEUSS Mit 100.000 Dosen will das Landesgesundheitsministerium die Impfung in besonders dicht besiedelten Orten voranbringen, wo die Gefahr einer Corona-Infektion auffälig groß ist, Armut und soziale Probleme das Quartier prägen und die Behörden mit ihren Informationskampagnen nur schwer durchdringen. In Köln-Chorweiler und – am Wochenende – auch in Köln-Ehrenfeld kam das zum Tragen. Auch Neuss hat sich um zusätzliche Impfdosen aus diesem Kontingent beworben. Das berichtete Ordnungsdezernent Holger Lachmann am Freitag im Hauptausschuss.
Die Frage, ob es Problem-Quartiere in Neuss gibt und was dort zu tun ist, treibt auch die Politik um. CDU-Politiker aus Erfttal hatten einen solchen Brennpunkt in ihrem Ortsteil ausgemacht und den Landrat zum Handeln aufgefordert, und auch die FDP-Stadtverordnete Jana Pavlik fragte schriftlich beim Kreis an, ob neben Erfttal auch die Furth oder Teile der Innenstadt „genauso individuell als Gesamtquartier für spezielle Impftherapien geeignet sind“. Ohne sich an die Priorisierung zu klammern.
Yulia Vershinina (Die Partei) wiederum fragte nach Daten für eine solide Bewertung. „Gibt es Werte zum Infektionsgeschehen einzelner Stadtteile – oder kann die Stadt diese erheben?“Antwort des Beigeordneten Lachmann: „Wir sind mit dem Kreis im Gespräch, das zu ermitteln.“Gegenstand der Gespräche sei ferner zu analysieren, was man in solchen Stadtteilen tun kann, um die Impfquote zu erhöhen – und wie man über Aufklärung Impfängste abbauen kann.
Bürgermeister Reiner Breuer warnte vor der pauschalen Annahme, dass „Ortsteile mit einem hohen Migrantenanteil per se problematisch sind.“Aber er unterstrich, dass es sinnvoll sei, „da gezielt reinzugehen und zu informieren“.
Bis man in Neuss zu „einer immunisierten Stadtgesellschaft kommt“, so Breuer, sei der Weg noch weit. Vor diesem Hintergrund seien andere Teilerfolge wichtig. „Wir haben es geschafft“, nannte Breuer dafür ein Beispiel, „in der Fläche ein Angebot an Teststellen zu schaffen“. In Erfttal geht am Mittwoch ein vom DRK im Bürgerhaus betriebenes Testzentrum in Dienst. Und auch auf dem Kirmesplatz in Grimlinghausen, so ergänzte er auf Nachfrage des CDU-Stadtverordneten Bernhard Ramakers, sei damit in dieser Woche zu rechnen. Der CDU-Ratsfrau Natalie Goldkamp sagte Breuer zu, die Beschilderung der Masenkenpflicht-Zone in der City zu prüfen.