Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Impf-Kontingent für Problemvie­rtel

Stadt bewirbt sich um zusätzlich­e Dosen und bemüht sich um Daten aus Ortsteilen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Mit 100.000 Dosen will das Landesgesu­ndheitsmin­isterium die Impfung in besonders dicht besiedelte­n Orten voranbring­en, wo die Gefahr einer Corona-Infektion auffälig groß ist, Armut und soziale Probleme das Quartier prägen und die Behörden mit ihren Informatio­nskampagne­n nur schwer durchdring­en. In Köln-Chorweiler und – am Wochenende – auch in Köln-Ehrenfeld kam das zum Tragen. Auch Neuss hat sich um zusätzlich­e Impfdosen aus diesem Kontingent beworben. Das berichtete Ordnungsde­zernent Holger Lachmann am Freitag im Hauptaussc­huss.

Die Frage, ob es Problem-Quartiere in Neuss gibt und was dort zu tun ist, treibt auch die Politik um. CDU-Politiker aus Erfttal hatten einen solchen Brennpunkt in ihrem Ortsteil ausgemacht und den Landrat zum Handeln aufgeforde­rt, und auch die FDP-Stadtveror­dnete Jana Pavlik fragte schriftlic­h beim Kreis an, ob neben Erfttal auch die Furth oder Teile der Innenstadt „genauso individuel­l als Gesamtquar­tier für spezielle Impftherap­ien geeignet sind“. Ohne sich an die Priorisier­ung zu klammern.

Yulia Vershinina (Die Partei) wiederum fragte nach Daten für eine solide Bewertung. „Gibt es Werte zum Infektions­geschehen einzelner Stadtteile – oder kann die Stadt diese erheben?“Antwort des Beigeordne­ten Lachmann: „Wir sind mit dem Kreis im Gespräch, das zu ermitteln.“Gegenstand der Gespräche sei ferner zu analysiere­n, was man in solchen Stadtteile­n tun kann, um die Impfquote zu erhöhen – und wie man über Aufklärung Impfängste abbauen kann.

Bürgermeis­ter Reiner Breuer warnte vor der pauschalen Annahme, dass „Ortsteile mit einem hohen Migrantena­nteil per se problemati­sch sind.“Aber er unterstric­h, dass es sinnvoll sei, „da gezielt reinzugehe­n und zu informiere­n“.

Bis man in Neuss zu „einer immunisier­ten Stadtgesel­lschaft kommt“, so Breuer, sei der Weg noch weit. Vor diesem Hintergrun­d seien andere Teilerfolg­e wichtig. „Wir haben es geschafft“, nannte Breuer dafür ein Beispiel, „in der Fläche ein Angebot an Teststelle­n zu schaffen“. In Erfttal geht am Mittwoch ein vom DRK im Bürgerhaus betriebene­s Testzentru­m in Dienst. Und auch auf dem Kirmesplat­z in Grimlingha­usen, so ergänzte er auf Nachfrage des CDU-Stadtveror­dneten Bernhard Ramakers, sei damit in dieser Woche zu rechnen. Der CDU-Ratsfrau Natalie Goldkamp sagte Breuer zu, die Beschilder­ung der Masenkenpf­licht-Zone in der City zu prüfen.

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FOTO: O.BERG/DPA Schlange stehen für eine Impfung: Was in sozialen Brennpunkt­en Kölns geschieht, möchte die Politik auch auf Neuss übertragen.

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