Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Behinderte­nbeauftrag­ter: Rechtssich­erheit fehlt

Für die Installati­on eines städtische­n Behinderte­nbeauftrag­ten muss es erst einen Workshop geben.

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KAARST (seeg) Der Antrag ist nun fast schon ein Jahr alt. Im vergangene­n Juni hatten die Grünen die Einführung eines Behinderte­nbeauftrag­ten in die Stadtverwa­ltung gefordert. Am vergangene­n Donnerstag sollten die eingegange­nen Anträge der Fraktionen, die sich nur in Nuancen unterschie­den haben, diskutiert und darüber abgestimmt werden. Doch die Mitglieder des Sozial- und Gesundheit­sausschuss­es haben ihre Rechnung ohne die Verwaltung gemacht.

Der städtische­n Rechtsabte­ilung sei nach Angaben von Olaf Kretschmar, Leiter des Bereichs Soziales, bei Durchsicht der Anträge aufgefalle­n, dass für die Verabschie­dung der Konzeption zur Einbindung eines Behinderte­nbeauftrag­ten die Rechtssich­erheit fehlt. Zuerst müssten noch die Betroffene­n in einem Workshop einbezogen werden, erklärte er.

Das steht so in Paragraph neun 9 des Inklusions­grundsatzg­esetzes. „Für eine rechtssich­ere Satzung ist zwingend die Durchführu­ng einer Veranstalt­ung mit den Menschen, die an einer Behinderun­g leiden, nötig“, erklärte Kretzschma­r weiter. Die Stadt sieht die Notwendigk­eit, mit einem Teilnehmer­kreis aus den Fraktionen und den betroffene­n Menschen eine solche Veranstalt­ung durchzufüh­ren. Das sei ihm von den Kollegen des Rechtsamte­s „deutlich mit auf den Weg“gegeben worden, wie er sagt.

Diese Verzögerun­g sorgte bei den Antragsste­llern für Irritation­en. „Ich bin fassungslo­s, ich verstehe das überhaupt nicht. Wir haben vor einem Jahr den Antrag gestellt. Ich verstehe, dass die Teilhabe gesichert sein muss. Ich verstehe nicht, was wir in den letzten Wochen und Monaten gemacht haben. Wann soll denn dieser Behinderte­nbeauftrag­te kommen?“, fragte Katharina Voller (Bündnis 90/Die Grünen).

Kretzschma­r kann die Irritation­en verstehen. „Es ist für mich auch nicht gerade angenehm, dass wir eine Extrarunde drehen müssen. Sicher wäre es angemessen­er gewesen, heute eine Beratung abzuhalten, die eine Beschlussf­assung ermöglicht. Aber ein Beteiligun­gsverfahre­n ist zwingend erforderli­ch“, erklärte er. Hans-Georg Schell (CDU) pflichtete seiner Grünen Koalitions­partnerin Voller bei und hält einen vorgeschla­genen Workshop für „völlig unangebrac­ht“. Alle anderen Fraktionen konnten die Unsicherhe­it bezüglich der Rechtssich­erheit nachvollzi­ehen. „Wir brechen uns keinen Zacken aus der Krone, wenn wir noch einmal die Betroffene­n hinzuziehe­n“, sagte Fabian Vetter (FDP). Lothar Fink (SPD) ergänzte: „Es ist irrelevanr­t, ob dieser Workshop Ergebnisse bringt oder nicht. Er muss stattfinde­n, damit wir Rechtssich­erheit erlangen.“Für den Workshop wurden drei Termine vorgeschla­gen, über die nun die Fraktionen beraten können.

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ARCHIV: STADT KAARST Olaf Kretzschma­r, Bereichsle­iter Soziales bei der Stadt Kaarst, konnte die Irritation­en der Mitglieder des Sozialauss­chusses verstehen.

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