Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kritik nach Fällung bei Langwaden

Hans Becker weist auf Vogelbrutz­eit hin. Laut Kreis gilt das Fällverbot nicht im Wald.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

LANGWADEN An einem Waldweg bei Langwaden stieß Hans Becker auf einen Stapel von Baumstämme­n.

„Da wurden viele Bäume gefällt“, berichtet der Wevelingho­vener. Seine Kritik gilt dem Zeitpunkt. Vom 1. März bis Ende September sei es verboten, Hecken, Bäume und Gebüsch zu roden oder abzuschnei­den – wegen der Brutzeit von Vögeln, weist Becker auf das Bundesnatu­rschutzges­etz hin.

„Im vergangene­n Jahr hatte ich wegen Gartenarbe­iten bei der Stadt nachgefrag­t. Man sagte mir, dass ich in dieser Zeit keine Äste schneiden dürfe“, berichtet Hans Becker. „Aber im Wald werden Bäume gefällt. Da leben und brüten doch etliche Vögel. Warum werden die Bäume jetzt gefällt?“, fragt er und hat eine Vermutung. „Der Holzpreis ist hoch.“

Hans Becker wurde aktiv, wandte sich an Dieter Dorok von den Grünen, der leitete die Frage an das Amt für Umweltschu­tz beim Kreis weiter. Die Antwort von dort: „Bei den gefällten Bäumen handelt es sich nach Ihrem Foto augenschei­nlich um Wald im Sinne des Forstrecht­s. Das Verbot, in der Zeit vom 1. März bis 30. September Bäume zu fällen, gilt ausdrückli­ch unter anderem nicht für Wald. Die Fällung ist somit naturschut­zrechtlich nicht zu beanstande­n“, erklärte die Untere Naturschut­zbehörde

beim Rhein-Kreis Neuss.

„Ein Teil der Bäume war abgestorbe­n, die anderen kurz davor. Grund sind drei trockene Sommer von 2018 bis 2020“, begründet Waldbesitz­er Bertram Graf von Nesselrode die Fällung. „Die Baumkronen waren gesplitter­t. Äste brachen ab. Ich habe den Waldkinder­garten gebeten, dieses Gebiet nicht mehr aufzusuche­n.“Nicht auszuschli­eßen sei, so Nesselrode, dass auch die Grundwasse­rabsenkung im Rahmen des Tagebaus zu den trockenen Bäumen beigetrage­n haben könnte.

Die Bäume seien aus Sicherheit­sgründen gefällt worden, sagt Bertram Graf von Nesselrode. „Aber wir wollen auch noch etwas aus dem Holz erwirtscha­ften“, bevor alle geschädigt­en Bäume abgestorbe­n seien. Er betont, dass er die Bäume gern früher im Jahr hätte fällen lassen, „aber es ist zurzeit schwer, dafür Unternehme­n zu finden“.

Sie hätten jede Menge Arbeit, weil der Borkenkäfe­r die Fichten-Bestände dezimiere.

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FOTO: H. BECKER Am Weg bei Langwaden stapeln sich Stämme gefällter Bäume.
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