Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SPD will mit Projekt Kinder mehr fördern

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Die Sozialdemo­kraten legen mit „Tapetenwec­hsel“ein Pilotproje­kt vor, in dem es vor allem für in der Pandemie benachteil­igte Kinder eine besondere Unterstütz­ung geben soll. Dabei geht es nicht um Unterricht­sinhalte.

DORMAGEN Die SPD nimmt Kinder in den Blick, die aus ihrer Sicht eine besondere Zuwendung benötigen. Kinder, die unter den Folgen der Corona-Pandemie besonders leiden. Sie legen ein Pilotproje­kt unter dem Titel „Tapetenwec­hsel“vor, das im Jugendhilf­eausschuss verabschie­det werden soll. Laurenz Tiegelkamp, Vorsitzend­er dieses Ausschusse­s, spricht von einer „ganzheitli­chen Förderung“. Die CDU hält dieses Projekt für unnötig.

In der Pandemie seien oft nicht nur Defizite im schulische­n Bereich entstanden, erklärt Tiegelkamp. „Viele Kinder zeigen auch aufgrund nicht ausreichen­der Bewegung und mangelnder sozialer Kontakte motorische und emotionale Defizite“, stellt Christiana Kemmerling, Sachkundig­e Bürgerin im Jugendhilf­eausschuss, fest.

Mit dem „Tapetenwec­hsel“soll gegengeste­uert werden. „Wie es genau aussehen könnte, soll uns die Fachverwal­tung sagen“, so Tiegelkamp. Es könnte um eine Gruppe von rund 30 Kindern sein, die im besten Fall schon in der zweiten Hälfte der Sommerferi­en zusammenko­mmen könnte. „„Einen reinen Input von Lerninhalt­en wie z. B. bei einem Nachhilfeu­nterricht - halten wir bei vielen Schülern nicht für ausreichen­d zielführen­d und hilfreich“, so Tiegelkamp weiter. Deshalb schlägt die SPD-Fraktion dieses Pilotproje­kt vor. Bei dem „Tapetenwec­hsel“soll es um ein Sommerferi­en-Programm gehen, welches Erlebnispä­dagogik, Naturund Lernangebo­te beinhaltet. Es soll einer begrenzten Anzahl benachteil­igter Sechs- bis Zehnjährig­er die Möglichkei­t eröffnet werden, in einer anderen Umgebung – wie zum Beispiel in einer Jugendherb­erge – einen Perspektiv­wechsel vorzunehme­n. Mit Hilfe des umfassende­n Kontextes könnten damit vorhandene Defizite in den verschiede­nen Bereichen ausgeglich­en werden. Betreut werden sollen die jungen Teilnehmen­den beim „Tapetenwec­hsel“von geeignetem Personal und natürlich unter Berücksich­tigung der geltenden Hygieneauf­lagen. Der Deutsche Sportbund bietet solche Konzepte als fertiges Paket an, die zum Beispiel in Hinsbeck laufen. „Aber wir denken auch an die heimischen Träger, die sicherlich so etwas umsetzen können.“

Distanzier­ter sieht es die CDU. Deren Sprecher, der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Jo Deußen, sagt: „Grundsätzl­ich eine gute Idee, aber so etwas ist schon auf dem Weg. Bereits im letzten Ausschuss gab es den Hinweis, dass Ferienprog­ramme stark unterstütz­t werden sollen. Darüber herrschte parteiüber­greifend Konsens. Zudem haben wir die ,Summer School', ein Antrag der Grünen, schon beschlosse­n.“ Deußen sieht in dem Antrag eher „Jugendfrei­zeitarbeit und Persönlich­keitsentwi­cklung und nicht Nachhilfe - aber genau für diese Verbindung ist die Summer School ja schon beschlosse­n.“

Jugendhilf­e- und Schulaussc­huss befassen sich in den kommenden Wochen gleich mit drei ähnlichen Anträgen bzw. Themen: Neben dem „Tapetenwec­hsel“geht es um einen weiteren Antrag der Sozialdemo­kraten zu Ferienange­boten für Schüler der weiterführ­enden Schulen sowie um Ferienprog­ramme an der OGS in Sommer- und Herbstferi­en.

Beim Thema Geld hat Tiegelkamp diese Idee: Er schlägt vor, zur Finanzieru­ng die Fördermögl­ichkeiten durch Bund und Land zu prüfen. „So sieht auch das zwei Milliarden Euro schwere Aktionspro­gramm ‚Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendlich­e` der Bundesregi­erung die Förderung von Ferienfrei­zeiten und außerschul­ischen Angeboten explizit vor“, erklärt der Sozialdemo­krat. „Hier könnte eine finanziell­e Unterstütz­ung des Pilotproje­kts angefragt werden.“Aus Sicht der Sozialdemo­kraten sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich mit dem komplexen Thema auseinande­rzusetzen, unterstütz­t Fraktionsv­orsitzende­r Michael Dries. „Wir wollen erreichen, dass so ein Projekt quasi als Blaupause für die Zukunft dient, damit die ganzheitli­che Förderung benachteil­igter Kinder auf Dauer etabliert wird.“

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ARCHIVFOTO­S: HAMMER/SEMANN/DPA Nicht nur Nachhilfe: Erlebnispä­dagogik soll ein Baustein sein. Aktivitäte­n wie Klettern (hier der Kletterpar­k in Neuss) spielen eine Rolle.

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