Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
SPD will mit Projekt Kinder mehr fördern
Die Sozialdemokraten legen mit „Tapetenwechsel“ein Pilotprojekt vor, in dem es vor allem für in der Pandemie benachteiligte Kinder eine besondere Unterstützung geben soll. Dabei geht es nicht um Unterrichtsinhalte.
DORMAGEN Die SPD nimmt Kinder in den Blick, die aus ihrer Sicht eine besondere Zuwendung benötigen. Kinder, die unter den Folgen der Corona-Pandemie besonders leiden. Sie legen ein Pilotprojekt unter dem Titel „Tapetenwechsel“vor, das im Jugendhilfeausschuss verabschiedet werden soll. Laurenz Tiegelkamp, Vorsitzender dieses Ausschusses, spricht von einer „ganzheitlichen Förderung“. Die CDU hält dieses Projekt für unnötig.
In der Pandemie seien oft nicht nur Defizite im schulischen Bereich entstanden, erklärt Tiegelkamp. „Viele Kinder zeigen auch aufgrund nicht ausreichender Bewegung und mangelnder sozialer Kontakte motorische und emotionale Defizite“, stellt Christiana Kemmerling, Sachkundige Bürgerin im Jugendhilfeausschuss, fest.
Mit dem „Tapetenwechsel“soll gegengesteuert werden. „Wie es genau aussehen könnte, soll uns die Fachverwaltung sagen“, so Tiegelkamp. Es könnte um eine Gruppe von rund 30 Kindern sein, die im besten Fall schon in der zweiten Hälfte der Sommerferien zusammenkommen könnte. „„Einen reinen Input von Lerninhalten wie z. B. bei einem Nachhilfeunterricht - halten wir bei vielen Schülern nicht für ausreichend zielführend und hilfreich“, so Tiegelkamp weiter. Deshalb schlägt die SPD-Fraktion dieses Pilotprojekt vor. Bei dem „Tapetenwechsel“soll es um ein Sommerferien-Programm gehen, welches Erlebnispädagogik, Naturund Lernangebote beinhaltet. Es soll einer begrenzten Anzahl benachteiligter Sechs- bis Zehnjähriger die Möglichkeit eröffnet werden, in einer anderen Umgebung – wie zum Beispiel in einer Jugendherberge – einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Mit Hilfe des umfassenden Kontextes könnten damit vorhandene Defizite in den verschiedenen Bereichen ausgeglichen werden. Betreut werden sollen die jungen Teilnehmenden beim „Tapetenwechsel“von geeignetem Personal und natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Hygieneauflagen. Der Deutsche Sportbund bietet solche Konzepte als fertiges Paket an, die zum Beispiel in Hinsbeck laufen. „Aber wir denken auch an die heimischen Träger, die sicherlich so etwas umsetzen können.“
Distanzierter sieht es die CDU. Deren Sprecher, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jo Deußen, sagt: „Grundsätzlich eine gute Idee, aber so etwas ist schon auf dem Weg. Bereits im letzten Ausschuss gab es den Hinweis, dass Ferienprogramme stark unterstützt werden sollen. Darüber herrschte parteiübergreifend Konsens. Zudem haben wir die ,Summer School', ein Antrag der Grünen, schon beschlossen.“ Deußen sieht in dem Antrag eher „Jugendfreizeitarbeit und Persönlichkeitsentwicklung und nicht Nachhilfe - aber genau für diese Verbindung ist die Summer School ja schon beschlossen.“
Jugendhilfe- und Schulausschuss befassen sich in den kommenden Wochen gleich mit drei ähnlichen Anträgen bzw. Themen: Neben dem „Tapetenwechsel“geht es um einen weiteren Antrag der Sozialdemokraten zu Ferienangeboten für Schüler der weiterführenden Schulen sowie um Ferienprogramme an der OGS in Sommer- und Herbstferien.
Beim Thema Geld hat Tiegelkamp diese Idee: Er schlägt vor, zur Finanzierung die Fördermöglichkeiten durch Bund und Land zu prüfen. „So sieht auch das zwei Milliarden Euro schwere Aktionsprogramm ‚Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche` der Bundesregierung die Förderung von Ferienfreizeiten und außerschulischen Angeboten explizit vor“, erklärt der Sozialdemokrat. „Hier könnte eine finanzielle Unterstützung des Pilotprojekts angefragt werden.“Aus Sicht der Sozialdemokraten sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich mit dem komplexen Thema auseinanderzusetzen, unterstützt Fraktionsvorsitzender Michael Dries. „Wir wollen erreichen, dass so ein Projekt quasi als Blaupause für die Zukunft dient, damit die ganzheitliche Förderung benachteiligter Kinder auf Dauer etabliert wird.“