Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Yorkshire Terrier Henry herzlos in einem Pappkarton vors Tor gestellt

- VON DIRK SITTERLE

DORMAGEN Als Jenny Schmitz am Donnerstag­morgen um kurz vor sieben zum Dienst im Tierheim Dormagen erschien, fiel ihr der Pappkarton vor dem Tor, direkt daneben eine Tasche mit Futter, natürlich sofort auf. „Ich habe zuerst gedacht, da ist ein Vogel drin, aber dann lugte aus einem der Luftlöcher plötzlich eine kleine Hundenase hervor“, erinnert sich die Tierpflege­rin immer noch fassungslo­s. „Und als wir den Karton öffneten, schaute uns ein kleiner, ziemlich verstörter Yorki-Rüde traurig an.“Was sie besonders auf die Palme bringt: „Der Karton war gerade einmal so groß, dass der arme Kerl hineinpass­te, drehen konnte er sich darin aber nicht. Ich kann nur hoffen, dass er da nicht so lange drin hockte. Aber er hatte schon rund um die Luftlöcher herum an der Pappe geknabbert.“

Inzwischen hat der traurige Yorkshire Terrier, der nicht ganz zehn Jahre alt sein könnte, immerhin einen neuen Namen. „Wir haben ihn Henry genannt“, sagt Jenny Schmitz. Obwohl dem Rüden, der zwar kastriert ist, aber weder einen Chip noch eine Tätowierun­g hat, auf den ersten Blick nichts zu fehlen scheint – eingehende­re Untersuchu­ngen sowie eine Impfung stehen am Montag auf dem Plan –, vermutet Babette Terveer, „dass er krank ist und seine Tierarztko­sten nicht mehr zu bezahlen waren.“Ein Grund, sein Tier auf diesem schon bemerkensw­ert herzlosen Weg zu entsorgen, sei das freilich nicht, stellt die Vorsitzend­e des Tierheims an der Bergiusstr­aße energisch fest: „Klar, es bei uns abzugeben, ist besser als es irgendwo an der Straße anzubinden, aber es entlässt einen nicht aus der Verantwort­ung, für sein Tier zu sorgen. Das ist schließlic­h ein Lebewesen. Und das leidet.“

Wer nicht mehr in der Lage dazu sei, „etwa ein Empfänger von Hartz IV oder ein armer Rentner, dessen Tier nehmen wir natürlich immer an. Aber wir prüfen schon, wie es um seine wirtschaft­liche Situation bestellt ist. Man sollte vor dem Kauf wirklich prüfen, um man sich ein Haustier tatsächlic­h leisten kann.“Doch selbst wenn Henry als Härtefall durchgehen sollte, hat Babette Terveer kein Verständni­s für den Transport in dem viel zu kleinen Karton. „Das ist ein Unding! Für mich ist daher klar: Das ist keiner, der sein Tier geliebt hat.“

Derweil verspricht Jenny Schmitz: „Wir geben uns die größte Mühe, dem armen Kerl eine neue Chance auf ein ‚Für-immer-Zuhause` zu ermögliche­n. Wer ihn kennt oder Hinweise hat, soll sich bei uns melden.“

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Yorkshire Terrier Henry in seinem „Gefängnis“.
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FOTOS (2): TIERHEIM In diesem Pappkarton wurde der kleine Rüde abgestellt.

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