Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Regenwürmer sind des Landwirts Freunde
Bei Landwirt Bernd Olligs aus Deelen herrscht immer noch „Natur pur“. Er setzt bei seinem weitläufigen Anbau auf Regenwürmer und Natürlichkeit. Auch beim Dünger muss es bei ihm größtenteils organisch sein.
DEELEN Bei einer Frage lässt Bernd Olligs nicht den geringsten Zweifel. „Ich bin kein konventionell wirtschaftender Landwirt!“Stattdessen betont er, seine Felder nach den Regeln des Integrierten Landbaus zu bewirtschaften.
Natur pur? Die gibt dem resoluten Betriebsleiter in Deelen gestalterische Freiräume, mit seinen Feldfrüchten „natürlich“zu agieren. Bei Bodenbearbeitung, Sortenwahl, Nützlingschonung und damit beim Pflanzenschutz ist die Bio-Variante des Ackerbaus gar nicht mal so weit entfernt. „Wir arbeiten mit Fruchtfolgen“, fixiert er auf seinen durch die Bank allerbesten Lößböden Selbstverständliches. Zuckerrüben und Getreide wechseln sich hier mit Zwischenfrüchten ab. Speziell: Mit maximaler CO2-Fixierung wird vom Boden der optimale Ertrag erwartet. Die bewirtschafteten Flächen, auf dem Damianshof sind es 115 Hektar, werden nicht bis zum letzten zusätzlich erzielbaren Getreidehalm ausgereizt. 10 Prozent bis 30 Prozent weniger, als eigentlich herauszuholen wären, das sieht Bernd Olligs als einen famosen Ernteerfolg an.
„Hegen und Pflegen, damit der Boden mitarbeitet“, lautet sein Credo. Und dann folgt eine wahre Laudatio auf die Regenwürmer im Erdreich. „Je weniger ich den Boden bewege“, unterstützt er die nützlichen Umsetzer organischer Masse in Kompost, „umso wohler fühlen sich des Landwirts beste Freunde.“
Die Fruchtbarkeit erhalten, das versteht sich auf dem Damianshof auch bei der Düngung. Ein Drittel davon ist organisch, wobei Champignonerde aus Pilzfarmen eingesetzt wird.
Weil einwandfreie Gülle nur sehr schwer zu bekommen ist, lässt Bernd Olligs gleich ganz die Finger davon. Mineralischer Dünger muss dagegen sein. Düngende Ernterückstände von Raps und Getreide, Rübenblätter und Kartoffelstroh liefert das Vorjahr. Sehr zurückgenommene Eingriffe in natürliche Kreisläufe signalisiert der weitgehende Verzicht auf den Pflug. Alljährlich kommt diese Bodenbearbeitung nur bei einem Fünftel der Fläche zum Zuge.
Seine ureigene Charakterisierung „reduzierter Minimalbearbeitung“kommt glaubhaft über, wenn er von „schädlichen Drahtwürmern“bei Kartoffeln spricht. Allzu viel Bodenbewegung spielt diesen Bohrern von Verbraucher vergraulenden Löchern
in den Erdäpfeln in die Karten. „Das ist der Unterschied!“, so setzt der einfallsreiche Praktiker Bernd Olligs an: „Man muss dem Verbraucher alles erklären.“Was hat es beispielsweise mit dem reduzierten Pflanzenschutz auf sich? Warum wird die Verlagerung des Stickstoffs im Boden vermieden? Warum braucht der Ackerboden unbedingt Bedeckung?
Blühstreifen längs der Felder liegen der Diplom-Biologin Katharina
Janetta am Herzen, die schwindende Artenvielfalt sowieso. Zu dieser Besorgnis der Vorsitzenden im Ausschuss für Umwelt-, Tier- und Klimaschutz in Rommerskirchen gehört speziell die Feldlerche. „Wir haben Lerchenfenster angelegt“, berichtet Bernd Olligs. Das sei eine tolle Maßnahme. Doch auf diesen in den Feldern verborgenen Flächen dürfe kein Unkraut wachsen, ist er wieder beim allzeit die Natur beobachtenden Landwirt.
In solcher Breite und Tiefe kümmern sich offenbar nicht alle Landwirte um ihre Äcker. Bernd Olligs ist viel draußen und nimmt den Boden in Augenschein. Er hält das Erdreich in der Hand, zerbröselt es und weiß sofort, was zu tun ist. Wie bei Mutter Natur greift bei ihm eins ins andere. „Die Witterung ist auf unseren Lößböden das A und O. Nicht die Trockenheit ist unser Problem, sondern die Hitze.“Das haben die vergangenen Jahre zur Genüge bewiesen.