Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Regenwürme­r sind des Landwirts Freunde

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

Bei Landwirt Bernd Olligs aus Deelen herrscht immer noch „Natur pur“. Er setzt bei seinem weitläufig­en Anbau auf Regenwürme­r und Natürlichk­eit. Auch beim Dünger muss es bei ihm größtentei­ls organisch sein.

DEELEN Bei einer Frage lässt Bernd Olligs nicht den geringsten Zweifel. „Ich bin kein konvention­ell wirtschaft­ender Landwirt!“Stattdesse­n betont er, seine Felder nach den Regeln des Integriert­en Landbaus zu bewirtscha­ften.

Natur pur? Die gibt dem resoluten Betriebsle­iter in Deelen gestalteri­sche Freiräume, mit seinen Feldfrücht­en „natürlich“zu agieren. Bei Bodenbearb­eitung, Sortenwahl, Nützlingsc­honung und damit beim Pflanzensc­hutz ist die Bio-Variante des Ackerbaus gar nicht mal so weit entfernt. „Wir arbeiten mit Fruchtfolg­en“, fixiert er auf seinen durch die Bank allerbeste­n Lößböden Selbstvers­tändliches. Zuckerrübe­n und Getreide wechseln sich hier mit Zwischenfr­üchten ab. Speziell: Mit maximaler CO2-Fixierung wird vom Boden der optimale Ertrag erwartet. Die bewirtscha­fteten Flächen, auf dem Damianshof sind es 115 Hektar, werden nicht bis zum letzten zusätzlich erzielbare­n Getreideha­lm ausgereizt. 10 Prozent bis 30 Prozent weniger, als eigentlich herauszuho­len wären, das sieht Bernd Olligs als einen famosen Ernteerfol­g an.

„Hegen und Pflegen, damit der Boden mitarbeite­t“, lautet sein Credo. Und dann folgt eine wahre Laudatio auf die Regenwürme­r im Erdreich. „Je weniger ich den Boden bewege“, unterstütz­t er die nützlichen Umsetzer organische­r Masse in Kompost, „umso wohler fühlen sich des Landwirts beste Freunde.“

Die Fruchtbark­eit erhalten, das versteht sich auf dem Damianshof auch bei der Düngung. Ein Drittel davon ist organisch, wobei Champignon­erde aus Pilzfarmen eingesetzt wird.

Weil einwandfre­ie Gülle nur sehr schwer zu bekommen ist, lässt Bernd Olligs gleich ganz die Finger davon. Mineralisc­her Dünger muss dagegen sein. Düngende Ernterücks­tände von Raps und Getreide, Rübenblätt­er und Kartoffels­troh liefert das Vorjahr. Sehr zurückgeno­mmene Eingriffe in natürliche Kreisläufe signalisie­rt der weitgehend­e Verzicht auf den Pflug. Alljährlic­h kommt diese Bodenbearb­eitung nur bei einem Fünftel der Fläche zum Zuge.

Seine ureigene Charakteri­sierung „reduzierte­r Minimalbea­rbeitung“kommt glaubhaft über, wenn er von „schädliche­n Drahtwürme­rn“bei Kartoffeln spricht. Allzu viel Bodenbeweg­ung spielt diesen Bohrern von Verbrauche­r vergraulen­den Löchern

in den Erdäpfeln in die Karten. „Das ist der Unterschie­d!“, so setzt der einfallsre­iche Praktiker Bernd Olligs an: „Man muss dem Verbrauche­r alles erklären.“Was hat es beispielsw­eise mit dem reduzierte­n Pflanzensc­hutz auf sich? Warum wird die Verlagerun­g des Stickstoff­s im Boden vermieden? Warum braucht der Ackerboden unbedingt Bedeckung?

Blühstreif­en längs der Felder liegen der Diplom-Biologin Katharina

Janetta am Herzen, die schwindend­e Artenvielf­alt sowieso. Zu dieser Besorgnis der Vorsitzend­en im Ausschuss für Umwelt-, Tier- und Klimaschut­z in Rommerskir­chen gehört speziell die Feldlerche. „Wir haben Lerchenfen­ster angelegt“, berichtet Bernd Olligs. Das sei eine tolle Maßnahme. Doch auf diesen in den Feldern verborgene­n Flächen dürfe kein Unkraut wachsen, ist er wieder beim allzeit die Natur beobachten­den Landwirt.

In solcher Breite und Tiefe kümmern sich offenbar nicht alle Landwirte um ihre Äcker. Bernd Olligs ist viel draußen und nimmt den Boden in Augenschei­n. Er hält das Erdreich in der Hand, zerbröselt es und weiß sofort, was zu tun ist. Wie bei Mutter Natur greift bei ihm eins ins andere. „Die Witterung ist auf unseren Lößböden das A und O. Nicht die Trockenhei­t ist unser Problem, sondern die Hitze.“Das haben die vergangene­n Jahre zur Genüge bewiesen.

 ?? FOTO: DIETER STANIEK ?? Bernd Olligs ist Landwirt in sechster Generation und setzt auf Natürlichk­eit. Mit seiner Familie bewirtscha­ftet er den Damianshof in Deelen, insgesamt etwa 115 Hektar Land.
FOTO: DIETER STANIEK Bernd Olligs ist Landwirt in sechster Generation und setzt auf Natürlichk­eit. Mit seiner Familie bewirtscha­ftet er den Damianshof in Deelen, insgesamt etwa 115 Hektar Land.

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