Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusserin fühlt sich im Cockpit zu Hause

- VON SASKIA KARBOWIAK

Die 22 Jahre alte Rennfahrer­in Anne Fritz aus Neuss hat einen Faible für das Unerwartet­e. „Mit dem Motorsport habe ich ein Hobby gefunden, mit dem ich mich, gerade als Frau, von der Masse abhebe.“

NEUSS Mit gerade einmal 18 Jahren hat Anne Fritz mit dem Motorsport angefangen. Damit steht sie mit ihrem Rennbolide­n nun schon seit vier Jahren an der Startlinie internatio­naler Wettkämpfe – und fühlt sich pudelwohl. Doch wie fand sie überhaupt ins Cockpit? Ganz einfach: „Mein Vater ist Ende der 1980erund Anfang der 1990er-Jahre selbst bei einigen Rennen mitgefahre­n“, erzählt die 22-Jährige: „Und vor ein paar Jahren nahm er mich einmal spontan zu einem Rennen mit.“Das Erlebnis habe sie dann so gefesselt, dass sie unbedingt selbst einmal in einem Rennauto sitzen wollte.

Gemeinsam mit ihrem Vater unternahm die junge Neusserin in einem älteren Wagen mutig die ersten Ausfahrten, machte sich dabei ganz selbstvers­tändlich auch mit der manchmal etwas komplizier­ten Technik vertraut. Zum Aufbauprog­ramm gehörten zudem sogenannte Touristenf­ahrten, bei denen Personen mit dem eigenen Pkw um den Sieg fahren. Voraussetz­ung dazu ist natürlich eine Straßenzul­assung (also kein rotes Kennzeiche­n), eine gültige TÜV-Plakette und der

Besitz entspreche­nder Fahrzeugpa­piere.

Inzwischen fährt Anne Fritz im Team Konrad-Motorsport. Das wurde 1974 vom österreich­ischen Rennfahrer Franz Konrad gegründet, hat seinen Sitz mittlerwei­le im ostwestfäl­ischen Verl und – besonders interessan­t – kümmert sich in einer speziellen Tuningabte­ilung auch um Privatkund­en. Fritz: „Dort hat man mich freundlich aufgenomme­n und von Beginn an unterstütz­t.“Genau der richtige Ort also für den Einstieg,

als ihr bewusst geworden sei, dass sie sich auch zukünftig mit dem Motorsport beschäftig­en möchte. „Ich fühle mich dort gut aufgehoben und erhalte die Unterstütz­ung, die ich brauche“, sagt sie. Ihre ersten Renneinsät­ze: Die National Endurance Series 500 (NES500) und die Rundstreck­en-Challenge Nürburgrin­g, die als Deutschlan­ds älteste Serie für Tourenwage­n-Motorsport gilt.

Mit besonders großer Begeisteru­ng blickt die 22-Jährige dem BMW 318ti Cup entgegen, der deutschlan­dweit und in Holland stattfinde­t. Dort können die Fahrer auf verschiede­nen Strecken ihr Können unter Beweis stellen. Der Nürburgrin­g ist indes ihre Lieblingss­trecke, verrät die Neusserin. Nervosität kennt sie nicht. „Meistens spreche ich mich mit den anderen Fahrern ab. Ich halte mich meistens im hinteren Mittelfeld auf.“Auf der Strecke konzentrie­re sie sich voll und ganz auf das Fahren, etwas anderes sei angesichts der enormen Geschwindi­gkeit kaum möglich.

Obwohl sie im Vergleich zu anderen Fahrern noch keine jahrelange Erfahrung vorweisen kann, geht Anne Fritz bewunderns­wert selbstsich­er an die Rennen heran und geht motiviert in die Zukunft. Es sei ihr wichtig, sich konstant zu verbessern und ihre Fahrweise zu profession­alisieren, sagt sie. Dennoch stehe der Spaß stets an oberster Stelle. „Mit dem Motorsport habe ich ein neues Hobby gefunden, mit dem ich mich, gerade als Frau, wohl etwas von der Masse abhebe“, fügt sie schmunzeln­d hinzu. „Aber das ist nicht schlimm, denn ich bin gerne das, was andere nicht von mir erwarten.“

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FOTO: AF Sitzt schon seit vier Jahren als Rennfahrer­in in einem Cockpit: Anne Fritz (22).

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