Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rhein-Kreis warnt vor Brunnenwas­ser

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Wasser nur aus gekauften Flaschen trinken: Das rät der Kreis Nachbarn des Schrottpla­tzes, die ihr eigenes Trinkwasse­r fördern. Hintergrun­d ist die Sorge, dass das Grundwasse­r bei einem Großbrand kontaminie­rt worden sein könnte.

NORDSTADT Nach dem Brand auf dem Schrottpla­tz in Nachbarsch­aft zur Siedlung Morgenster­nsheide wurden in dem zum Teil aufgefange­nen Löschwasse­r Schwermeta­lle und Kohlenwass­erstoffver­bindungen in einer Konzentrat­ion festgestel­lt, die erheblich über den Grenzwerte­n lag. Diese Nachricht besorgt einige Anwohner, die ihr Trink- und Brauchwass­er aus eigenen Hausbrunne­n schöpfen dürfen, hat jetzt aber auch das Landesumwe­ltminister­ium auf den Plan gerufen. Denn der Schrottpla­tz liegt im Grundwasse­ranstrom in Richtung des Wasserwerk­s Broichhof.

Die Brandstell­e, so teilte Stefan Alef auf Nachfrage dem Ministeriu­m mit, „liegt knapp außerhalb der festgesetz­ten Wasserschu­tzzone der Wassergewi­nnungsanla­ge Broichhof.“In einer ersten Einschätzu­ng kommt der Leiter der Abteilung Anlagenpla­nung und -betrieb der Stadtwerke Energie und Wasser GmbH zu dem Ergebnis, dass es „keine Beeinträch­tigung der Wassergewi­nnungsanla­ge Broichhof gibt“. Zumindest zum gegenwärti­gen Zeitpunkt nicht.

Das Ministeriu­m für Umwelt, Landwirtsc­haft, Natur- und Verbrauche­rschutz des Landes fragte vor allem nach einer Gefährdung des Grundwasse­rs durch versickert­es Löschwasse­r. Genau die gleiche Frage treibt Claudia Wieger um. Sie spricht alleine für vier Haushalte an der Straße Am Stadtwald, die wegen ihrer Insellage nie an das Leitungsne­tz für Trinkwasse­r angeschlos­sen wurden. Sie gewinnen ihr Trinkwasse­r aus einem eigenen Brunnen und bereiten das in einem Hauswasser­werk auf. „Damit sind wir immer gut klar gekommen“, stellt sie fest.

Von Seiten des Gesundheit­samtes kann derzeit nicht beurteilt werden, ob eine Gefährdung des Grundwasse­rs besteht, teilt der Rhein-Kreis mit. „Daher wird geraten, nur gekauftes Wasser aus Flaschen zum Trinken zu verwenden“, heißt es in einem Schreiben an die Betroffene­n. Auch werden diese angehalten, auf Veränderun­gen des Brunnenwas­sers – Geschmack, Geruch, Verfärbung – zu achten. Am Holzbüttge­ner Weg wurden schon erste Brunnenanl­agen untersucht, die Wasserentn­ahme in den weiter entfernten Anlagen Am Stadtwald beginne in etwa 50 Tagen.

Die lange Zeitspanne erklärt eine Einschätzu­ng der Unteren Wasserbehö­rde. Die Entfernung zwischen Schrottpla­tz und den Brunnen Am Stadtwald beträgt rund 480 Meter, so

Claudia Wieger Anwohnerin dass – konservati­v gerechnet – wegen der langsamen Fließgesch­windigkeit des Grundwasse­rs eine Kontaminat­ion erst in 100 Tagen bei den Brunnen ankommen würde. „Wir rechnen aber nicht damit“, betont Kreissprec­her Benjamin Josephs.

Noch lägen keine Erkenntnis­se darüber vor, dass eine Verunreini­gung geschehen ist.

Vor dem Hintergrun­d solcher – möglicherw­eise gravierend­en – Folgen des Großbrande­s fordert Michael Klinkicht (Grüne) mehr

Unterstütz­ung der Stadt durch den Rhein-Kreis ein. „Wir erwarten auch eine umfassende umweltrech­tliche Prüfung“, stellt Klinkicht klar.

Dem Eigentümer des Schrottpla­tzes wurden in einem ersten Schritt strenge Auflagen gemacht. So muss er nicht nur den Oberboden dort austausche­n, wo sich das kontaminie­rte Löschwasse­r noch während des Feuerwehre­insatzes gesammelt hatte. Vor allem aber muss er auf eigene Kosten eine Messstelle im Abstrom des Grundwasse­rs einrichten und beproben.

Die betroffene­n Nachbarn haben das zur Kenntnis genommen, aber auch Fragen. Denn zu wann diese Anlage Ergebnisse liefern soll, wurde noch nicht kommunizie­rt. „Wir wünschen uns kurzfristi­ge Kontrollen“, sagt Claudia Wieger.

Mit dem Containerh­andel und dem Schrottpla­tz in ihrer Nachbarsch­aft selbst hat sie kein Problem. Irgendwo müsse der ja hin.

„Wann liefert die Messstelle zur Kontrolle des Grundwasse­rs erste Ergebnisse?“

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ARCHIV: S. SEEGER Beim Brand auf dem Schrottpla­tz wurde Löschwasse­r kontaminie­rt. Auch das Land fragt, ob davon eine Gefahr für das Grundwasse­r ausgeht.
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FOTO: WOI Marcus Wieger sorgt sich um die Qualität des Brunnenwas­sers.

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