Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rund 200 Kaarster in der Flüchtling­shilfe aktiv

- VON ELISABETH KELDENICH

Ohne Ute Walter geht in der Flüchtling­sarbeit nichts. Die 60-Jährige besucht und berät Familien. Rund 200 Ehrenamtle­r helfen ihr dabei.

KAARST Für Ute Walter, Leiterin des ökumenisch­en Arbeitskre­ises Asyl, gilt als oberster Grundsatz ihrer Arbeit: „Jeder Flüchtling wird in seinem Menschsein ernst genommen und eine Beratung findet immer auf Augenhöhe statt“. Die 60-Jährige ist seit 1999 in hauptamtli­cher Position tätig und bei der evangelisc­hen Kirchengem­einde angestellt. Der Ökumenisch­e Arbeitskre­is Asyl geht auf eine Initiative von evangelisc­hen und katholisch­en Frauen zurück, die sich ab 1982 zunächst ehrenamtli­ch um Menschen in Flüchtling­sunterkünf­ten kümmerten. Und auf diese Ehrenamtle­r baut Ute Walter immer noch: „Die Ehrenamtle­r sind unverzicht­bar, denn sie machen richtig gute Arbeit. In Kaarst sind wir in dieser Hinsicht sowieso gut aufgestell­t“, betont sie. Auf 200 ehrenamtli­che Helfer kann die Sozialarbe­iterin zurückgrei­fen und sie in vielfältig­er Weise einsetzen. Diese Koordinier­ung ist ein Schwerpunk­t ihrer Arbeit. Nicht alle Ehrenamtle­r sind aktiv, halten sich aber im Hintergrun­d

bereit, um jederzeit zu helfen. Ging es zu Beginn der Flüchtling­swelle oft um Essensausg­aben, so ist die Sprachverm­ittlung in den Fokus gerückt. Daraus ergibt sich oft eine umfassende Lebens- und Alltagsbew­ältigung.

In Pandemie-Zeiten wurde alles schwierige­r – trotzdem halten die Ehrenamtle­r mit ihren Schützling­en Kontakt und treffen sich zum Spaziereng­ehen. Einer jungen Frau, die coronabedi­ngt besonders unter Einsamkeit litt, konnte Walter drei Ehrenamtle­r zur Unterstütz­ung beim Lernen, für therapeuti­sche Gespräche und zur Freizeitge­staltung vermitteln: „So kam sie raus aus der Krise“, sagt Walter. Und trotz Corona kamen inzwischen zehn ehrenamtli­ch Tätige hinzu. Ute Walter ist als Ansprechpa­rtnerin für sie immer greifbar. Positiv ist, dass die Ehrenamtle­r auch untereinan­der ständig in Kontakt stehen.

Der zweite Arbeitssch­werpunkt von Ute Walter besteht in umfassende­r Beratung der Flüchtling­e bei bürokratis­chen Fragen, familiären Problemen und einer Hinführung zur Selbststän­digkeit. Rund 500 Menschen sind in diversen Unterkünft­en und Wohnungen untergebra­cht, die Walter bei Bedarf aufsucht. Aufgrund der aktuellen Pandemiebe­stimmungen meistens draußen, Wohnungen betritt sie nur, wenn wenn es jemandem sehr schlecht geht: „Das ist eine Einzelfall­entscheidu­ng“, sagt sie. Außerdem steht die Tür ihres Büros neben der Auferstehu­ngskirche an der Grünstraße jedem offen. Zur Zeit gibt es dort ein strenges Hygienekon­zept und nach telefonisc­her Anmeldung finden Gespräche meistens am offenen Fenster statt. Außerdem sorgt Walter dafür, dass sich bei der Betreuung der Flüchtling­e keine Doppelstru­kturen mit anderen Institutio­nen, der Stadt, Kirche oder Vereinen ergeben. Oft erhält sie auch Sachspende­n des täglichen Bedarfs, bittet aber um Absprache, da fehlende Lagerkapaz­itäten eine schnelle Weitergabe erforderli­ch machen. Ute Walter spricht mit viel Enthusiasm­us über ihre Arbeit, die auf der christlich­en Überzeugun­g gründet, nie jemanden abzuweisen. Und sie freut sich, wenn längst Integriert­e zu einem Gespräch vorbeikomm­en.

 ?? NGZ-FOTO: SALZBURG ?? Sozialarbe­iterin Ute Walter leitet den ökumenisch­en Arbeitskre­is Asyl. Die 60-Jährige kümmert sich um die Belange der in Kaarst untergebra­chten Flüchtling­e.
NGZ-FOTO: SALZBURG Sozialarbe­iterin Ute Walter leitet den ökumenisch­en Arbeitskre­is Asyl. Die 60-Jährige kümmert sich um die Belange der in Kaarst untergebra­chten Flüchtling­e.

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