Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rund 200 Kaarster in der Flüchtlingshilfe aktiv
Ohne Ute Walter geht in der Flüchtlingsarbeit nichts. Die 60-Jährige besucht und berät Familien. Rund 200 Ehrenamtler helfen ihr dabei.
KAARST Für Ute Walter, Leiterin des ökumenischen Arbeitskreises Asyl, gilt als oberster Grundsatz ihrer Arbeit: „Jeder Flüchtling wird in seinem Menschsein ernst genommen und eine Beratung findet immer auf Augenhöhe statt“. Die 60-Jährige ist seit 1999 in hauptamtlicher Position tätig und bei der evangelischen Kirchengemeinde angestellt. Der Ökumenische Arbeitskreis Asyl geht auf eine Initiative von evangelischen und katholischen Frauen zurück, die sich ab 1982 zunächst ehrenamtlich um Menschen in Flüchtlingsunterkünften kümmerten. Und auf diese Ehrenamtler baut Ute Walter immer noch: „Die Ehrenamtler sind unverzichtbar, denn sie machen richtig gute Arbeit. In Kaarst sind wir in dieser Hinsicht sowieso gut aufgestellt“, betont sie. Auf 200 ehrenamtliche Helfer kann die Sozialarbeiterin zurückgreifen und sie in vielfältiger Weise einsetzen. Diese Koordinierung ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. Nicht alle Ehrenamtler sind aktiv, halten sich aber im Hintergrund
bereit, um jederzeit zu helfen. Ging es zu Beginn der Flüchtlingswelle oft um Essensausgaben, so ist die Sprachvermittlung in den Fokus gerückt. Daraus ergibt sich oft eine umfassende Lebens- und Alltagsbewältigung.
In Pandemie-Zeiten wurde alles schwieriger – trotzdem halten die Ehrenamtler mit ihren Schützlingen Kontakt und treffen sich zum Spazierengehen. Einer jungen Frau, die coronabedingt besonders unter Einsamkeit litt, konnte Walter drei Ehrenamtler zur Unterstützung beim Lernen, für therapeutische Gespräche und zur Freizeitgestaltung vermitteln: „So kam sie raus aus der Krise“, sagt Walter. Und trotz Corona kamen inzwischen zehn ehrenamtlich Tätige hinzu. Ute Walter ist als Ansprechpartnerin für sie immer greifbar. Positiv ist, dass die Ehrenamtler auch untereinander ständig in Kontakt stehen.
Der zweite Arbeitsschwerpunkt von Ute Walter besteht in umfassender Beratung der Flüchtlinge bei bürokratischen Fragen, familiären Problemen und einer Hinführung zur Selbstständigkeit. Rund 500 Menschen sind in diversen Unterkünften und Wohnungen untergebracht, die Walter bei Bedarf aufsucht. Aufgrund der aktuellen Pandemiebestimmungen meistens draußen, Wohnungen betritt sie nur, wenn wenn es jemandem sehr schlecht geht: „Das ist eine Einzelfallentscheidung“, sagt sie. Außerdem steht die Tür ihres Büros neben der Auferstehungskirche an der Grünstraße jedem offen. Zur Zeit gibt es dort ein strenges Hygienekonzept und nach telefonischer Anmeldung finden Gespräche meistens am offenen Fenster statt. Außerdem sorgt Walter dafür, dass sich bei der Betreuung der Flüchtlinge keine Doppelstrukturen mit anderen Institutionen, der Stadt, Kirche oder Vereinen ergeben. Oft erhält sie auch Sachspenden des täglichen Bedarfs, bittet aber um Absprache, da fehlende Lagerkapazitäten eine schnelle Weitergabe erforderlich machen. Ute Walter spricht mit viel Enthusiasmus über ihre Arbeit, die auf der christlichen Überzeugung gründet, nie jemanden abzuweisen. Und sie freut sich, wenn längst Integrierte zu einem Gespräch vorbeikommen.