Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Starker Bürger-Einsatz für das Grün in der Stadt
Grevenbroich ist eine Stadt mit vielen Grünflächen – auch dank mehrerer Vereine. Im Rathaus wird nun ein „Masterplan“erstellt.
GREVENBROICH Obwohl Industriestandort, ist Grevenbroich eine grüne Stadt. Der Bend, die Erftaue und die Rekultivierungsgebiete laden zu ausgiebigen Spaziergängen ein, meist in unmittelbarer Nähe der Wohngebiete. Kein Wunder, dass sich die Grevenbroicher mit dem Grün ihrer Stadt stark identifizieren. Ein gutes Beispiel: Nachdem der Orkan Ela am Pfingstmontag 2014 große Teile des Stadtwaldes verwüstet hatte, griffen viele Bürger in ihren Geldbeutel, um neue Bäume für die „grüne Lunge“vor ihrer Haustür zu spenden. Zum Teil schnappten sie sich sogar ihre eigenen Spaten, um selbst die neuen Pflanzen in die Erde zu setzen.
„Die Grevenbroicher fühlen sich sehr verbunden mit ,ihren` Grünflächen und Wäldern“, sagt Rathaussprecher Stephan Renner. Immer wieder gebe es neue Initiativen, um die Stadt noch ein wenig grüner und damit attraktiver zu gestalten. So hat etwa der Förderverein um Johannes Haas in mehreren Bauabschnitten dafür gesorgt, dass der stark vernachlässigte Stadtpark in etwa wieder so hergerichtet wurde, wie ihn einst Landschaftsarchitekt Georg Penker zur Gartenschau 1995 geplant hatte.
Zugewachsene Sichtachsen wurden wiederhergestellt, wuchernde Sträucher beschnitten und so manch neuer Baum gepflanzt. Ähnlich agiert der von Walter Flöck geleitete Verkehrsverein, der sich um den Ian-Hamilton-Finlay-Park kümmert – die zwischen Feuerwache und Schloss liegende Grünfläche mit versteckter Kunst.
Viele Grevenbroicher kümmern sich ehrenamtlich um Grünflächen – doch auch die Stadt selbst muss dazu beitragen, dass ihre Grünflächen in Schuss gehalten werden. Vor allem die, die vor mehr als einem Vierteljahrhundert für teures Geld zur Landesgartenschau geschaffen wurden. Darauf hatte zuletzt der ehemalige Stadtdirektor Heiner Küpper energisch hingewiesen. Die SPD und ihre Verbündeten von Grünen und Mein Grevenbroich haben darauf mit einem „Masterplan für die grüne Infrastruktur“reagiert, den sie per Antrag von der Stadtverwaltung eingefordert haben.
Dieser Plan müsse „natürlich auch pflegerische Aspekte beinhalten“, sagt SPD-Fraktionschef Daniel Rinkert. Grundsätzlich geht es dem Dreier-Bündnis darum, die vorhandenen Grünflächen für die Naherholung
zu erhalten und möglichst auszubauen. Ganz ohne bürgerschaftliches Engagement soll das aber auch nicht über die Bühne gehen.
Mit in diesen Masterplan aufgenommen werden soll ein aktueller Antrag der CDU, der unter dem Titel „1000 Bäume für Grevenbroich“ steht. Ziel der Union ist es, wieder mehr Grün ins Stadtbild zu bringen. Ralf Cremers, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, hat beobachtet, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Bäume verschwunden sind – „entweder weil sie der zunehmenden Verschotterung von Vorgärten zum Opfer gefallen oder im
Rahmen von Straßen- oder anderen Baumaßnahmen abgeholzt worden sind“. Ziel des CDU-Antrags ist es, mit Hilfe von Bürgern geeignete öffentliche oder private Flächen ausfindig zu machen, die sich für Neupflanzungen eignen. Die Bäume selbst sollen mit Fördergeldern von Bund und Land erworben werden.
Bürgerschaftliches Engagement in Sachen Grün wird aktuell auch vom Stadtmarketingverein eingefordert. Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz hat er eine Initiative gestartet, um die oft tristen Baumscheiben im Stadtgebiet zu bepflanzen und sie in kleine Insekten-Paradiese zu verwandeln. Schon jetzt kümmern sich viele Grevenbroicher um die vor ihren Haustüren stehenden städtischen Bäume, greifen in heißen Sommern zu Gießkannen und Gartenschläuchen, damit keine Bäume und andere Pflanzen der Trockenheit zum Opfer fallen.
Initiative wird nicht zuletzt auch von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gezeigt. Die Freiwilligen um Martina Koch kümmern sich vor allem um das Wildfreigehege im Bend, das zu den Top-Naherholungszielen im Stadtgebiet zählt und kostenfrei zugänglich ist.
Bei so viel bürgerschaftlichem Engagement bleibt die Frage offen, was denn nun Neues drin stehen soll, im politisch geforderten „Masterplan für eine grüne Infrastruktur“? Was muss und kann noch besser gemacht werden? So weit ist die Stadt mit ihrem Konzept noch nicht, um Antworten liefern zu können. Angesichts der von der Bevölkerung gezeigten Verbundenheit zu den Grünflächen sei es aber „sicher sinnvoll, diese vielen Einzelaspekte einmal grundsätzlich zusammenzuführen und zu überlegen, wie es weitergehen soll“, sagt Stephan Renner. Nach einem konkreten Plan klingt das noch nicht.