Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Nur Apps reichen nicht als Schutz
Manche Klimaaktivisten machen es sich einfach: Die Schuld für die Hochwasser-Katastrophe geben sie dem Klimawandel und der Politik. Die Landesregierung trage dazu bei, dass solche Katastrophen wahrscheinlicher werden, meint etwa Luisa Neubauer. Bei allen Fehlern der Landesregierung: So eindimensional ist die Sache nicht. Das Klima wird nicht allein im rheinischen Revier gemacht, zumal das – anders als die politisch verhätschelte Lausitz – die größten Lasten des Kohleausstiegs trägt. Auch zählt die Eifel gerade nicht zu den versiegelten Landschaften, die aus Starkregen leicht ein Desaster machen. Was man sagen kann: Der Klimawandel macht solche dramatischen Ereignisse wahrscheinlicher. Und die Krise führt uns vor Augen, dass die Tage für billigen Kohlestrom, billige Flugtickets, Spritschlucker und schlecht gedämmte Häuser gezählt sein müssen – und zwar weltweit.
Doch jenseits dieser Frage ist es kurzfristig wichtiger, den Menschen zu helfen und über die Unzulänglichkeiten des Katastrophenschutzes nachzudenken. Mit erschreckender Präzision sagen die NRW-Risikokarten die Unglücksorte voraus. Man fragt sich schon, wie denn die Schutzmaßnahmen an diesen Ort aussehen, warum die Menschen nicht rechtzeitig gewarnt waren oder handelten. Die Parallelen zur Corona-Krise liegen auf der Hand: Auch hier gab es viel bedrucktes Papier zum Katastrophenschutz, am Ende war es mangels Impfstoff wertlos. Und wie bei der Pandemie zeigt sich, dass die von der Politik hochgejubelten Apps die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Was taugt eine Nina-Katastrophen-App, wenn als Erstes das Mobilfunknetz zusammenbricht? Was taugt die Corona-Warn-App, wenn sie vor lauter Datenschutz zahnlos ist? Guter Katastrophenschutz ist deutlich mehr als ein Klick und auch deutlich teurer. BERICHT KATASTROPHENSCHUTZ – WIE ES BESSER GEHT, POLITIK