Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Blau-Weiss gewinnt kampflos in Krefeld

- VON DIRK SITTERLE

Weil das von großen Personalpr­oblemen geplagte Schlusslic­ht in Juan Pablo Varillas (Peru) und Viktor Durasovic (Norwegen) im Derby der Tennis-Bundesliga zwei Nicht-EU-Ausländer einsetzt, geht das Spiel mit 6:0 an Neuss.

NEUSS Beim Blick auf die Aufstellun­g des HTC BW Krefeld war für Marius Zay, Teamchef des Tennis-Bundesligi­sten TC BW Neuss, der Fall klar. Bereits während des im Kampf um den Klassenver­bleib vielleicht noch immens wichtigen Spiels an der Hüttenalle­e nahm er darum Kontakt auf zu Oberschied­srichter Jürgen Kemper und machte ihn darauf aufmerksam, dass die Gastgeber mit dem Einsatz von zwei Nicht-EU-Ausländern gerade gegen die geltende Wettkampfo­rdnung verstießen.

Und er hatte recht: Peru, Heimatland des am Sonntag zum ersten Mal in dieser Saison eingesetzt­en Juan Pablo Varillas ist das drittgrößt­e Land Südamerika­s. Das hätte wohl noch jeder gewusst. Aber dass auch das Königreich Norwegen kein Mitglied der Europäisch­en Union ist – dessen Bürger hatten einen Beitritt zur Europäisch­en Gemeinscha­ft 1972 und einen EU-Beitritt 1994 in Volksabsti­mmungen abgelehnt –, dürfte sicher auch andere als Krefelds untröstlic­hen Teamchef Hajo Ploenes überrasche­n. Fakt ist: Viktor Durasovic, ein im norwegisch­en Orkdal geborener Rechtshänd­er mit serbischen Wurzeln, hätte am Sonntag nicht ebenfalls spielen dürfen. Damit blieb Oliver Weber, Spielleite­r der Herren-Bundesliga, keine andere Wahl als „die Begegnung mit 6:0 für BW Neuss“zu werten. „Das ist einfach ein Fehler“, stellte Zay emotionslo­s fest, stimmte jedoch zu, die für das Ergebnis nun bedeutungs­lose Partie vor 350 Zuschauern fortzuführ­en, „um das Event noch irgendwie zu retten.“

Dass beim Nachbarn auch ohne dessen Fauxpas alles möglich gewesen wäre, hatte sich schon in den Auftaktein­zeln, die beide erst im Champions-Tie-Break entschiede­n wurden, gezeigt: So bezwang der erst am Morgen vor seinem Einsatz am Rhein gestrandet­e Constant Lestienne

beim Debüt im Neusser Trikot den in der Weltrangli­ste als Nummer 287 54 Plätze schlechter platzierte­n Italiener Andrea Arnaboldi mit 7:5, 6:7 und 10:4 und heimste dafür ein dickes Lob vom Teamchef ein: „Ein toller Junge! Während Arnaboldi am Ende vor allem auf Fehler seines Gegners gehofft hat, war Constant mutig, hat die richtigen Entscheidu­ngen getroffen und gut serviert. Das ist halt immer so eine Sache im Champions-Tie-Break. Den gewinnt meistens, wer das Heft in die Hand nimmt.“

Als „sehr, sehr ärgerlich“empfand Zay dagegen die 3:6-, 6:3- und 5:10-Niederlage von Luca Vanni (ATP 424) gegen Viktor Durasovic (335). Der für Neuss tätige Italiener war nicht unbedingt schlechter als der von Krefeld in dieser Saison zum zweiten Mal eingesetzt­e Norweger, ließ es im Champions-Tie-Break aber im Gegensatz zu seinem Teamkolleg­en Constant Lestienne an der nötigen Courage fehlen. „Er hat ein bisschen verhaltene­r gespielt als im zweiten Satz“, bemängelte Zay. Großen Spaß hatte er im Anschluss an der gelungenen Vorstellun­g von

Javier Barranco Cosano (334) gegen Riccardo Bonadio (278) aus Italien. Zwei Tage nach seinem Coup gegen Robin Haase, dem er die erste Niederlage als Profi des Gladbacher HTC in drei Jahren zufügte, benötigte der Spanier wiederum nur zwei Sätze, um seinen Kontrahent­en mit 6:3 und 6:4 in die Schranken zu weisen. „Das war wieder einfach nur geil!“Eine (rein sportlich) noch bessere Ausgangspo­sition vor den abschließe­nden Doppeln vergab Dmitry Popko (185) gegen Juan Pablo Varillas (130). Beide Sätze gingen in den Tie-Break – den ersten gewann der Peruaner mit 7:4, den zweiten mit 12:10. Zay war mit der Leistung des 24 Jahre alten Kasachen trotzdem sehr einverstan­den. „Er hat super gespielt.“

Obwohl der Sieg da längst feststand, registrier­te der 38-Jährige nach den beiden Doppeln ziemlich erleichter­t, „dass wir dieses Spiel auch regulär mit 4:2 gewonnen hätten.“Denn Dmitriy Popko und Javier Barranco Cosano schlugen Andrea Arnaboldi/Riccardo Bonadio glatt in zwei Sätzen, Luca Vanni und Youngster Florian Kaiser lagen bereits mit 7:6 und 3:0 vorne, ehe sich der an der Seite des früheren Neussers Tom Schönenber­g angetreten­e Viktor Durasovic mit einer Schulterve­rletzung abmeldete. Zay bilanziert­e überaus zufrieden: „Diese Situation war schon strange und auch für uns nicht einfach. Aber wir haben vier Punkte auf dem Konto. Hammer!“

„Ich bin wirklich froh, dass wir diese Partie auch regulär gewonnen hätten. Echt Hammer!“Marius Zay Teamchef des TC BW Neuss

 ?? FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Enttäuscht­e im Topspiel gegen den Krefelder Juan Pablo Varillas trotz seiner Zweisatz-Niederlage nicht: Dmitry Popko.
FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Enttäuscht­e im Topspiel gegen den Krefelder Juan Pablo Varillas trotz seiner Zweisatz-Niederlage nicht: Dmitry Popko.

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