Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Massive Werbung fürs mobile Impfen

- VON ANNELI GOEBELS

Mobile Impfstatio­nen hatte der Rhein-Kreis am Wochenende in sechs Kommunen aufgebaut, auch im Neusser Norden und in Kaarst. Gab es zum Start noch Warteschla­ngen, war der Andrang später eher mäßig.

NEUSS/KAARST Eine digitale Werbetafel, geliehen von der Duisburger Feuerwehr, machte gleich in mehreren Sprachen an der viel befahrenen Kaarster Straße auf das mobile Impfangebo­t des Kreises in der Awo-Kita „Die Weltentdec­ker“aufmerksam. Und auch während die Aktion schon lief, wurden an einem Infostand Kunden des nahe gelegenen Einkaufsze­ntrums Römerpark auf die Aktion hingewiese­n, wie Deniz Elbir, Integratio­nsbeauftra­gter der Stadt Neuss, bemerkte. „Außerdem sind elf Integratio­nslotsen, die unter anderem türkisch, russisch, kurdisch und albanisch sprechen, im Neusser Norden unterwegs, um Menschen anzusprech­en“, so Elbir weiter. Denn einen Vorteil hatte die Aktion zweifelsoh­ne: Sie war schnell unkomplizi­ert und „einmalig“– verimpft wurde an der Kaarster Straße 14 der Stoff des Hersteller­s Johnson & Johnson. 4800 Impfdosen gab es für alle sechs Stellen. Geimpft wurden

„Den Impfstoff von Johnson & Johnson bekomme ich in Dortmund nicht“

Jan Boom Impfling im Neusser Norden am Samstag und Sonntag 280 Menschen.

Davon bereits gut 100 in der ersten Stunde nach Öffnung, denn ungefähr so viele Impfwillig­e standen bereits in einer Schlange, wie Michael Theven, Leiter des Neusser Sozialamte­s, berichtete. Das Interesse wurde aber im Laufe des Tages weniger. Einer, der gut gelaunt nach seiner Impfung in der Sonne saß, um die vorgeschri­ebene Wartezeit von 15 Minuten zu überbrücke­n, war Jan Boom. Der 22-Jährige, der Bekannte in Neuss hat, war extra aus Dortmund gekommen. „Ich wollte den Impfstoff von Johnson & Johnson. Den bekomme ich aber in Dortmund nicht“, erzählte er. Und so nahm er gern die kleine Anreise in Kauf. Auch Magdalena Lehmann, die in der Neusser Innenstadt wohnt, war in die Kita gekommen. „Einmal impfen und alles ist gut“, lautete ihre Devise.

Allein 15 bis 20 Helfer vom Malteser Hilfsdiens­t und den Johanniter­n

waren neben Mitarbeite­rn des städtische­n Ordnungsam­tes in der Jugendeinr­ichtung „Die Insel“in Kaarst. Dort half auch einige Stunden Bürgermeis­terin Uschi Baum beim Registrier­en. 114 Personen waren es am Ende des Tages, die sich mit dem Vakzin von Johnson und Johnson impfen ließen. „Immerhin wieder 114 mehr“, sagte Tobias

von Myrow, der Leiter des Impfzentru­ms, der an diesem Samstag in Kaarst Dienst hatte. Unter den 114 auch Dieter Tischer aus Korschenbr­oich. Er hatte mehrfach versucht, über seinen Hausarzt einen Termin zu bekommen – vergebens. Und weil er bald in den Urlaub starten möchte, kam ihm dieses Angebot gerade recht. Ebenso zufrieden war Tetiana

Khorkova, die seit vier Jahren in Kaarst lebt. Sie habe sich spontan entschloss­en, sich impfen zu lassen“, sagte sie. Die Warteschla­nge in Kaarst war am Samstag Morgen nicht ganz so lang wie die in Neuss. 20 bis 25 seien es wohl gewesen, die bereits zehn Minuten vor Start am Asternweg 6-10 gestanden hätten, teilte eine Rettungsas­sistentin mit.

Der Rhein-Kreis hat seine Impfstrate­gie geändert. „Die mobilen Angebote werden fortgesetz­t“, sagte Kreissprec­her Benjamin Josephs. Das schon am kommenden Mittwoch, 21. Juli, in Grevenbroi­ch, und zwar von 9 bis 14 Uhr im Montanusho­f im ehemaligen Reformhaus. Verimpft wird Biontech. „Aktuell sind wir in Abstimmung­en mit dem Kommunen, wo noch geimpft werden könnte“, so Josephs. Impfanreiz­e, wie es sie vielfach schon in anderen Städten gibt, so zum Beispiel mit Gutscheine­n oder kostenlose­n alkoholfre­ien Cocktails, seien laut Josephs aktuell nicht geplant. Das sei auch in der Stadt Neuss noch kein Thema, sagt Stadtsprec­her Peter Fischer auf Nachfrage. Ebensoweni­g werde momentan über Impfungen in Schulen nach den Sommerferi­en nachgedach­t. „Vom Land gibt es aktuell die Bestimmung, dass in Schulen nicht geimpft werden soll. Daran halten wir uns“, so Josephs.

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Ein kleiner Pieks und dann ist Tetiana Khorkova von Deniz Ademi in der Kaarster Jugendeinr­ichtung „Die Insel“geimpft.
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FOTOS: WOI Hermann Murmann, Leiter des Integratio­nsamtes, Jan Boom und Michael Theven, Leiter des Sozialamte­s, (v.l.) im Gespräch vor der Kita „Die Weltentdec­ker“.

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