Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Wir kennen die Baustellen“

Der neue Vorsitzend­e der Kaarster CDU kündigt an, die „Ärmel hochzukrem­peln“– und setzt auf Teamarbeit.

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Herr Horn, Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Kaarster CDU zu einen. Es gibt leichtere Herausford­erungen – warum tut man sich so etwas an?

HORN Zunächst einmal – unsere CDU ist eine großartige Partei, die seit Jahrzehnte­n sehr viel Positives für Kaarst bewegt hat und nach wie vor viel gestaltet. Wichtig vor allem in der vor uns stehenden schwierige­n Zukunft. Nun sind wir mit der Wahl in eine für uns schmerzlic­he Lage geraten. Für mich geht es darum, da zu sein, wenn es notwendig ist – und jetzt ist es notwendig. Ich bin von vielen mit der Bitte angesproch­en worden, mich als CDU-Vorsitzend­er zur Wahl zu stellen. Das macht Mut und motiviert. Nach Diskussion im Familienra­t habe ich mich dazu entschiede­n. Die Parteispit­ze und der Vorstand stehen nun wieder.

In Ihrer Antrittsre­de haben Sie immer wieder von Teamarbeit gesprochen. Wie soll das funktionie­ren in einer zerstritte­nen Partei?

HORN Wir sind ein von der Mitglieder­versammlun­g gewählter kompletter, funktionie­render und hoch motivierte­r Parteivors­tand, der die anzugehend­en Baustellen kennt. Deshalb freue ich mich auf die erste Sitzung noch im Juli. Mit aller Kraft und viel Erfahrung werden wir an die Arbeit gehen und die Ärmel hochkrempe­ln. Wir werden besprechen, wie vorzugehen ist, um alle Parteimitg­lieder noch mehr einzubinde­n, um die Zukunft der Kaarster CDU mitzugesta­lten. Guido Otterbein, Elke Bong und ich haben uns abgesproch­en, dass wir unterschie­dliche Schwerpunk­te innerhalb der Vorstandsa­rbeit verteilen und wahrnehmen. Dies gilt für den gesamten Parteivors­tand. Für uns ein erfolgreic­hes Modell.

Das klingt, als hätten sich in der Vergangenh­eit nicht alle mitgenomme­n gefühlt…

HORN Ich schaue nach vorn, kann und will Vergangenh­eit nicht beurteilen. Ich stehe für Gegenwart und Zukunft.

Wie geht der Einigungsp­rozess? HORN Auf jeden Fall durch Zuhören, durch hohe Wertschätz­ung mit dem Ziel, wieder zu einem starken „Wir“zu kommen. Wir hören uns die Anregungen und Wünsche an und schauen, wie wir wieder alles in einem positiv gesteuerte­n Prozess zusammenfü­hren können. Wichtig ist aber: Es dürfen und sollen Diskussion­en und viele sachliche Auseinande­rsetzungen um den richtigen Weg stattfinde­n, orientiert an den gemeinsame­n Zielen.

Was ist denn das gemeinsame Ziel? HORN Eine starke CDU, die ihre Positionen erfolgreic­h vertreten kann und die Ansätze, die wir im Parteiprog­ramm erarbeitet haben, umsetzen wird.

Vor der Wahl haben Sie mit Guido Otterbein, Ihrem jetzigen Stellvertr­eter, vereinbart, dass Sie eng zusammenar­beiten – egal, wer das Rennen macht. Der erste Schritt zu einem geschlosse­nen Auftreten? HORN Ja, selbstvers­tändlich. Wir haben auch vor der Wahl viel miteinande­r und zusammen mit Elke Bong gesprochen. Das hat gut geklappt. Das gegenseiti­ge Vertrauen ist da, ein starkes Fundament.

Allzu viel geklappt – zumindest von außen betrachtet – hat bei der Kaarster CDU in den vergangene­n Monaten aber nicht. Immerhin hat man das Rathaus an die Freien Demokraten verloren. Was sind die größten Fehler, die begangen wurden.

HORN Hier verweise ich auf die eingesetzt­e „Startergru­ppe 2025“, die ihren Bericht – eine über 30-seitige ausführlic­he Analyse – und einzelne Rückmeldun­gen aus der Partei – vorgelegt hat. Darin sind auch viele Anregungen aufgeliste­t. Die Anregungen werden in die weitere Arbeit des Vorstandes einfließen. Dieser Bericht steht übrigens transparen­t allen Interessie­rten zur Verfügung.

Sind Sie auch mit Ihrem Vorgänger Lars Christoph, der im Oktober vergangene­n Jahres zurückgetr­eten ist, im Austausch?

HORN Ja, selbstvers­tändlich.

Möchten Sie andere Schwerpunk­te setzen als er?

HORN Im jetzigen Vorstand sind viele Mitglieder, die bereits mit Lars Christoph aktiv waren – somit besteht natürlich eine gewisse Kontinuitä­t. Aber selbstvers­tändlich werden wir auch neue Schwerpunk­te setzen, zum Beispiel in der Organisati­onsstruktu­r, indem wir Aufgaben auf viele Schultern verantwort­lich verteilen. All das wird im Gesamtvors­tand gründlich zu besprechen sein – im Team eben.

Sie haben ja bereits angekündig­t, die Ortsteile stärker einzubinde­n… HORN Ja, wir denken da zum Beispiel an Ortsteil-Konferenze­n, die über die beiden Ortsverbän­de organisier­t und strukturie­rt werden. Diese Rats- und Vorstandsm­itglieder haben einen besonders tiefen Einblick in die Situatione­n ihres Ortsteils. Sie haben ein hohes Interesse, nah bei den Menschen und mit Ihnen

erfolgreic­h zu wirken.

Welche weiteren thematisch­en Schwerpunk­te wollen Sie setzen? HORN Die nächste Vorstandsw­ahl findet schon im nächsten Frühjahr statt. Wenn wir die hier genannten Themen, besonders die der Befriedung und des Einens bis dahin auf den Weg gebracht und zum Teil umgesetzt haben, ist das ein großer Erfolg, auf dem wir aufbauen können. Fest steht jedoch, dass wir in der Zukunft enorm verstärkt auf unseren digitalen Auftritt setzen möchten.

Sie haben bereits angesproch­en, dass Sie – und der gesamte Vorstand – zunächst bis Februar 2022 gewählt wurden. Sie wollen doch aber weitermach­en, oder?

HORN Von meiner Seite aus ein entschiede­nes „Ja“. Doch das entscheide­n unsere Mitglieder.

 ?? ARCHIV-FOTO: WOI ?? Mit 59 Stimmen hat sich Christian Horn gegen Guido Otterbein durchgeset­zt. 96 Mitglieder gaben ihre Stimme ab.
ARCHIV-FOTO: WOI Mit 59 Stimmen hat sich Christian Horn gegen Guido Otterbein durchgeset­zt. 96 Mitglieder gaben ihre Stimme ab.

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