Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Unzählige Spenden für Flutopfer
Die Stadt koordiniert mit der Feuerwehr und dem DRK die Aktionen. Als Sammelstelle dient die Dreifachsporthalle in Kleinenbroich. Private Initiativen sollen nicht alleine Transporte organisieren, warnt die Verwaltung.
KORSCHENBROICH Korschenbroich kann helfen. Wie schnell, wie aktiv und wie großzügig, zeigte sich am Wochenende gleich an mehreren Stellen. Felix Hüsges vom Sportclub Teutonia Kleinenbroich hatte am Freitag über die sozialen Medien dazu aufgerufen, Hilfsgüter für die Flutopfer zu spenden. „Bereits am Samstagmittag war in unserem Clubheim alles voll“, so Hüsges, der daraufhin posten musste: „Die Kleinenbroicher Hilfsbereitschaft kennt offenbar keine Grenzen – unsere Lagerkapazität leider schon.“Es seien Massen von Gütern gewesen. Darunter Kleidung, Konserven, Getränke bis hin zu Rollatoren, zählt Hüsges auf. Für Montag hat der Verein einen 7,5-Tonner gemietet. „Doch wir wissen noch nicht, wohin wir die Sachen bringen können“, sagt Hüsges.
Längerfristige Hilfe wollen auch die Korschenbroicher Schützen leisten für die Schützenbrüder in Schleiden-Gemünd in der Eifel. Dort ist die Urft über die Ufer getreten, hat das Schützenhaus komplett zerstört. „Es war nicht versichert“, so Friedhelm Pauen. Er bemüht sich, Hilfe auch auf lange Sicht zu organisieren.
Aufgrund der vielen einzelnen Spendenaktionen koordiniert die Stadt gemeinsam mit der Feuerwehr und dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Hilfsmaßnahmen. Gemeinsam richten sie eine zentrale Sammelstelle an der Dreifachsporthalle in Kleinenbroich ein. Montag und Mittwoch ist sie von 15 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Hilfsgüter, die gesammelt werden, sind vor allem Lebensmittel, Wasser, Hygieneartikel, Babynahrung
und -kleidung, Decken, Matratzen sowie Tiernahrung. Über den DRK-Landesverband werde abgestimmt, welche Güter wo tatsächlich benötigt werden. Die Stadt appelliert an die privaten Initiativen, nicht auf eigene Faust, Transporte in die betroffenen Regionen zu organisieren, sondern Kontakt zur Stadt aufzunehmen. Neben Sachgütern könne den Menschen vor Ort auch durch Geldspenden an die Hilfsorganisationen geholfen werden, so die Stadt.
„Wir werden den genauen Bedarf über die Krisenstäbe vor Ort abfragen“, erklärt Feuerwehrchef Frank Baum. „Es hilft ja niemandem, wenn wir beispielsweise Damenbekleidung
in Orte liefern, wo eigentlich Hygieneartikel dringender benötigt werden.“Neben der Koordinierung der Sammelaktionen steht die Feuerwehr Korschenbroich auf Abruf zur Hilfe vor Ort. Als klar war, dass keiner der sechs Löschzüge mehr im RheinKreis Neuss gebraucht würde, hatte Baum diese sofort einsatzbereit gemeldet. „Spontan hatten sich 19 Frauen und Männer gemeldet“, erklärt Baum. Sie hatten sich bereiterklärt, zwölf-Stunden-Schichten zu übernehmen. „Ich habe sogar schon Bereitschaftsmeldungen bis nächste Woche“, sagt der Feuerwehrchef stolz. Es gebe eine enorme Hilfsbereitschaft.
Diese Erfahrung machte auch
Markus Kossin vom Vorstand der St. Sebastianus Bruderschaft. Er hatte den Aufruf seines Sohnes Oliver, der mit seiner Freundin in Ahrweiler wohnt, an Freunde und Bekannte weitergeleitet. „Es mangelt quasi an allem“, hatte sein Sohn geschrieben und zunächst Freiwillige aufgerufen, ins Tal zu kommen für Aufgaben wie Schlamm wegschippen, Schutt in Container zu tragen oder Pumpen und Generatoren anzuschließen. Sein Sohn und dessen Freundin, die als Ahrtal-Weinkönigin Kontakt zu vielen Organisationen hat, koordinieren die Hilfe und Spenden vor Ort. Inzwischen rät Oliver Kossin dringend davon ab, auf eigene Faust ins Ahrtal zu fahren. „Die
Zugänge sind schon verstopft“, berichtet er. Ein Grund seien nicht zuletzt auch Schaulustige.
In Korschenbroich haben sich zudem zahlreiche Helfer gefunden, die Spendensammlungen organisieren. So wie beispielsweise bei der Bäckerei Otten. Sie hatte in den sozialen Medien gepostet: „Die Bilder aus den Nachrichten gehen uns nicht nur ans Herz. Sie haben sich fest eingebrannt.“Kurzerhand wurde ein Spendenschweinchen aufgestellt. Zudem haben die Mitarbeiter ihren EM-Tipp-Pott gespendet. Auch Edeka Handick und die Buchhandlung Barbers beispielsweise haben mit Spendenaufrufen auf die verheerende Naturkatastrophe reagiert.