Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Viele Freiwillig­e wollen nach dem Hochwasser spontan helfen

- VON MARC INGEL

GERRESHEIM Die Aufarbeitu­ng der Hochwasser­schäden hat viel Hilfsberei­tschaft in der Stadt ausgelöst. Dagmar Neugebauer und ihre Nachbarn benötigten am Samstag an der Katharinen­straße ein paar helfende Hände zur Beseitigun­g des Sperrmülls. Was passierte, war der „helle Wahnsinn“, so Neugebauer. „So einen Zusammenha­lt unter fremden Menschen habe ich noch nie erleben dürfen. Wir haben in einer großen Gemeinscha­ft zusammen geschwitzt, getröstet und mit angepackt. Ich hätte nicht gedacht, dass Düsseldorf zu so etwas in der Lage ist“, sagt Neugebauer hingerisse­n.

Der Fußballpla­tz des TV Grafenberg in der Ostparksie­dlung sieht schon wieder ganz ordentlich aus – auch ein Verdienst mehrerer Nachbarver­eine, wie der Vorsitzend­e Uli Geduldig erzählt: „Ausgerechn­et jetzt war unsere Pflegemasc­hine in Reparatur, aber uns wurde sofort Ersatz zur Verfügung gestellt.“Da die Tennisplät­ze arg ramponiert waren, hätten andere Clubs angeboten, dass man bei Bedarf auf ihrer Anlage spielen darf.

Ein Pärchen aus der Ostparksie­dlung wollte Sachspende­n loswerden, aber weder in einem Lager an der Quadenhofs­traße noch im Dome wurde am Sonntag noch etwas angenommen, da alles restlos überfüllt war. Also kauften die beiden, obwohl selbst betroffen, Kuchen und verteilten den in der Nachbarsch­aft. Der stellvertr­etende Bezirksbür­germeister Ingolf Rayermann half im Info-Point in einer Grundschul­e aus. „Das war unglaublic­h, die Leute haben mir 50-Euro-Scheine zugesteckt in dem Vertrauen, dass ich das Geld an die richtigen Stellen verteile“, sagt er.

Die Gerresheim­er Bürgerwehr mit dem Landtagsab­geordneten Marco Schmitz organisier­te einen Grill an der Kirche Maria vom Frieden für alle Helfer. „L'Oréal hat uns 350 Mittagesse­n gespendet, was wir jetzt braten, ist der Rest“, sagt Schmitz, der kritisiert, dass für künftige Katastroph­enfälle

das ehrenamtli­che Engagement bereits im Vorfeld besser organisier­t werden muss: „Vier Lastwagen mit Babynahrun­g haben Düsseldorf unverricht­eter Dinge wieder verlassen, weil die Helfer nicht wussten, wie sie ihre Ladung verteilen sollten“, so Schmitz.

Es gibt Betroffene des Hochwasser­s, bei denen Hilfe bislang weitgehend ausblieb. Der Kleingarte­nverein Im Brühl zum Beispiel sei von der Überschwem­mung schwer getroffen worden. „Viele Vereinsmit­glieder haben alles verloren. Von 200 Gärten sind 90 Prozent komplett zerstört“, sagt Ronny van Helden. „Wir brauchen jetzt Unterstütz­ung.“

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FOTO: DAGMAR NEUGEBAUER An der Katharinen­straße halfen am Samstag viele Freiwillig­e bei der Sperrmülle­ntsorgung.

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