Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Die Blumenstra­ße wäre der erste Schritt“

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Durch die Änderung eines Gesetzes rückt der Bau von Tunneln als Ersatz für Bahnübergä­nge in greifbare Nähe. Davon könnte auch Grevenbroi­ch profitiere­n. Frühere Ratsleute weisen auf den bereits fertigen Plan für die Blumenstra­ße hin.

GREVENBROI­CH In der Liste der rechtskräf­tigen Bebauungsp­läne der Stadt Grevenbroi­ch muss man schon genau suchen, um den mit der Bezeichnun­g „G 185“zu finden. Dieser Plan, der aus dem Jahr 2004 datiert, dürfte bei vielen längst in Vergessenh­eit geraten sein, insbesonde­re bei jüngeren Grevenbroi­chern, die sich erst seit ein paar Jahren mit der Kommunalpo­litik und der Stadtplanu­ng beschäftig­en. Das glauben zumindest einige frühere Ratsleute, die nun allen Grund dazu haben, auf die Nummer „G 185“hinzuweise­n. Denn der Plan könnte die Grundlage für den schnellen Bau eines Tunnels unter den Gleisen an der Blumenstra­ße sein, und zwar an der Stelle, an der manche Fahrer und Fußgänger jeden Tag viele Minuten warten müssen: an dem Bahnüberga­ng, der im Volksmund als der mit den „Glückauf-Schranken“bekannt ist.

Möglich macht das eine Änderung des sogenannte­n Eisenbahnk­reuzungsge­setzes, durch das die Stadt den bisher fälligen Eigenantei­l

für den Bau von Tunneln unter Bahngleise­n wohl nicht mehr aufbringen muss. Kurz gesagt: Einen Tunnel an der Blumenstra­ße könnte es jetzt so billig geben wie nie zuvor – beinahe kostenlos. Weil direkt hinter dem Übergang die Gleise der Bahnstreck­en Köln-Mönchengla­dbach und Bedburg-Neuss zusammenla­ufen, sind die Schranken besonders häufig geschlosse­n.

Vielen ist das ein Dorn im Auge. Und ältere Grevenbroi­cher wissen: Das Thema „Tunnel an der Blumenstra­ße“

ist eines, das die Stadt seit Jahrzehnte­n beschäftig­t. Seit 1972, um genau zu sein. Daran erinnert sich der Grevenbroi­cher Hans Hammelstei­n, der sich seit etlichen Jahren für die Tunnel-Lösung stark macht und zur damaligen Zeit für die CDU in Grevenbroi­ch politisch aktiv war. Die Entwicklun­g hat er über die Jahrzehnte hinweg verfolgt – genau wie Karl-Heinz Wolf, der zehn Jahre lang für die FDP im Stadtrat saß.

Die beiden Herren machen auf den Bebauungsp­lan von 2004 aufmerksam, den die Verwaltung durchaus auf dem Schirm hat – das hatte Bürgermeis­ter Klaus Krützen (SPD) bereits vor einigen Wochen erklärt. Die Pläne müssten in jedem Fall überprüft und gegebenenf­alls aktualisie­rt werden, stünden aber zur Verfügung. Aber was der Plan für die Blumenstra­ße genau vorsieht, wissen nur wenige: nämlich einen großen Schlenker in Richtung Süden – eine Art „gestauchte­s S“oder ein „geschwunge­nes U“. Nötig ist die scharfe Kurve im Tunnel, weil der Abstand zwischen Blumenstra­ße und Dr.-Paul-Edelmann-Straße/ Von-Goldammer-Straße zu gering wäre, um einen Tunnel gerade verlaufen zu lassen. Der Tunnel könnte dem Bebauungsp­lan nach südlich verlaufen, in etwa bis zur Höhe der Eintrachts­traße. Die Fläche, auf der der Tunnel entstehen könnte, soll sich nicht in privatem Eigentum befinden, sondern bereits der Stadt beziehungs­weise der Bahn gehören. Die Realisieru­ng der Tunnel-Pläne an der Blumenstra­ße war bislang (also 17 Jahre lang) an dem von der Stadt aufzubring­enden Eigenantei­l zur Finanzieru­ng des Baus gescheiter­t. „Die Gesamtkost­en für dieses Vorhaben wurden seinerzeit auf 3,5 Millionen Euro geschätzt. Sie dürften heute weit höher liegen“, sagt Hans Hammelstei­n, der die Änderung des Eisenbahnk­reuzungsge­setzes, durch die der Eigenantei­l der Stadt wegfallen würde, als große Chance begreift – so wie die Politiker, die aktuell im Rat sitzen. Können Autofahrer in Orken also bald mit einem „Schlenker“die Bahnlinie unterhalb der Schienen queren? Wenn es nach Karl-Heinz Wolf aus Wevelingho­ven geht, wäre der Tunnelbau an der Blumenstra­ße ein erster Schritt – auch mit Blick auf den Anschluss des Stadtgebie­ts Grevenbroi­ch an das S-Bahnnetz. „Ich halte das für ein sehr wichtiges Projekt, das unbedingt realisiert werden sollte“, sagt der Ex-Ratsherr, dem das Tunnel-Thema ähnlich wie Hans Hammelstei­n am Herzen liegt. Schließlic­h ist es in seiner Amtszeit verwurzelt.

Die Stadt hatte zuletzt im Mai erklärt, noch auf eine Stellungna­hme der Deutschen Bahn in Sachen Tunnelbau zu warten. Der Prüfaufwan­d gilt als groß, die Bahn soll angekündig­t haben, dass für die Stellungna­hme „ein wenig mehr“Zeit benötigt werde.

„Ich halte das für ein sehr wichtiges Projekt, das unbedingt realisiert werden sollte“

Karl-Heinz Wolf Ex-FDP-Ratsherr

 ?? PLAN: STADT GREVENBROI­CH ?? Ein Ausschnitt aus dem rechtskräf­tigen Bebauungsp­lan für den Tunnel an der Blumenstra­ße in Orken. Den Plan gibt es seit dem Jahr 2004. Gut zu erkennen ist die Kurve, die der Tunnel machen soll.
PLAN: STADT GREVENBROI­CH Ein Ausschnitt aus dem rechtskräf­tigen Bebauungsp­lan für den Tunnel an der Blumenstra­ße in Orken. Den Plan gibt es seit dem Jahr 2004. Gut zu erkennen ist die Kurve, die der Tunnel machen soll.
 ?? FOTO: CKA ?? Hier können Fahrer und Fußgänger lange warten: Der Bahnüberga­ng an der Blumenstra­ße ist vielen seit Jahren ein Dorn im Auge.
FOTO: CKA Hier können Fahrer und Fußgänger lange warten: Der Bahnüberga­ng an der Blumenstra­ße ist vielen seit Jahren ein Dorn im Auge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany