Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Die Blumenstraße wäre der erste Schritt“
Durch die Änderung eines Gesetzes rückt der Bau von Tunneln als Ersatz für Bahnübergänge in greifbare Nähe. Davon könnte auch Grevenbroich profitieren. Frühere Ratsleute weisen auf den bereits fertigen Plan für die Blumenstraße hin.
GREVENBROICH In der Liste der rechtskräftigen Bebauungspläne der Stadt Grevenbroich muss man schon genau suchen, um den mit der Bezeichnung „G 185“zu finden. Dieser Plan, der aus dem Jahr 2004 datiert, dürfte bei vielen längst in Vergessenheit geraten sein, insbesondere bei jüngeren Grevenbroichern, die sich erst seit ein paar Jahren mit der Kommunalpolitik und der Stadtplanung beschäftigen. Das glauben zumindest einige frühere Ratsleute, die nun allen Grund dazu haben, auf die Nummer „G 185“hinzuweisen. Denn der Plan könnte die Grundlage für den schnellen Bau eines Tunnels unter den Gleisen an der Blumenstraße sein, und zwar an der Stelle, an der manche Fahrer und Fußgänger jeden Tag viele Minuten warten müssen: an dem Bahnübergang, der im Volksmund als der mit den „Glückauf-Schranken“bekannt ist.
Möglich macht das eine Änderung des sogenannten Eisenbahnkreuzungsgesetzes, durch das die Stadt den bisher fälligen Eigenanteil
für den Bau von Tunneln unter Bahngleisen wohl nicht mehr aufbringen muss. Kurz gesagt: Einen Tunnel an der Blumenstraße könnte es jetzt so billig geben wie nie zuvor – beinahe kostenlos. Weil direkt hinter dem Übergang die Gleise der Bahnstrecken Köln-Mönchengladbach und Bedburg-Neuss zusammenlaufen, sind die Schranken besonders häufig geschlossen.
Vielen ist das ein Dorn im Auge. Und ältere Grevenbroicher wissen: Das Thema „Tunnel an der Blumenstraße“
ist eines, das die Stadt seit Jahrzehnten beschäftigt. Seit 1972, um genau zu sein. Daran erinnert sich der Grevenbroicher Hans Hammelstein, der sich seit etlichen Jahren für die Tunnel-Lösung stark macht und zur damaligen Zeit für die CDU in Grevenbroich politisch aktiv war. Die Entwicklung hat er über die Jahrzehnte hinweg verfolgt – genau wie Karl-Heinz Wolf, der zehn Jahre lang für die FDP im Stadtrat saß.
Die beiden Herren machen auf den Bebauungsplan von 2004 aufmerksam, den die Verwaltung durchaus auf dem Schirm hat – das hatte Bürgermeister Klaus Krützen (SPD) bereits vor einigen Wochen erklärt. Die Pläne müssten in jedem Fall überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden, stünden aber zur Verfügung. Aber was der Plan für die Blumenstraße genau vorsieht, wissen nur wenige: nämlich einen großen Schlenker in Richtung Süden – eine Art „gestauchtes S“oder ein „geschwungenes U“. Nötig ist die scharfe Kurve im Tunnel, weil der Abstand zwischen Blumenstraße und Dr.-Paul-Edelmann-Straße/ Von-Goldammer-Straße zu gering wäre, um einen Tunnel gerade verlaufen zu lassen. Der Tunnel könnte dem Bebauungsplan nach südlich verlaufen, in etwa bis zur Höhe der Eintrachtstraße. Die Fläche, auf der der Tunnel entstehen könnte, soll sich nicht in privatem Eigentum befinden, sondern bereits der Stadt beziehungsweise der Bahn gehören. Die Realisierung der Tunnel-Pläne an der Blumenstraße war bislang (also 17 Jahre lang) an dem von der Stadt aufzubringenden Eigenanteil zur Finanzierung des Baus gescheitert. „Die Gesamtkosten für dieses Vorhaben wurden seinerzeit auf 3,5 Millionen Euro geschätzt. Sie dürften heute weit höher liegen“, sagt Hans Hammelstein, der die Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes, durch die der Eigenanteil der Stadt wegfallen würde, als große Chance begreift – so wie die Politiker, die aktuell im Rat sitzen. Können Autofahrer in Orken also bald mit einem „Schlenker“die Bahnlinie unterhalb der Schienen queren? Wenn es nach Karl-Heinz Wolf aus Wevelinghoven geht, wäre der Tunnelbau an der Blumenstraße ein erster Schritt – auch mit Blick auf den Anschluss des Stadtgebiets Grevenbroich an das S-Bahnnetz. „Ich halte das für ein sehr wichtiges Projekt, das unbedingt realisiert werden sollte“, sagt der Ex-Ratsherr, dem das Tunnel-Thema ähnlich wie Hans Hammelstein am Herzen liegt. Schließlich ist es in seiner Amtszeit verwurzelt.
Die Stadt hatte zuletzt im Mai erklärt, noch auf eine Stellungnahme der Deutschen Bahn in Sachen Tunnelbau zu warten. Der Prüfaufwand gilt als groß, die Bahn soll angekündigt haben, dass für die Stellungnahme „ein wenig mehr“Zeit benötigt werde.
„Ich halte das für ein sehr wichtiges Projekt, das unbedingt realisiert werden sollte“
Karl-Heinz Wolf Ex-FDP-Ratsherr