Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bundesliga strotzt nur so vor Kraft

Die Ringer des KSK Konkordia treten in der herausrage­nd besetzten Gruppe West an. Am Sonntag kommt Nackenheim nach Neuss.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Es klingt fast wie ein Märchen aus 1001 Nacht: Vor fünf Jahren tauchte Bürgermeis­ter Hans Steindl (von 1990 bis 2020 im Amt) bei den Ringern des SV Wacker Burghausen auf und legte einen Scheck über 50.000 Euro auf den Tisch, verbunden mit der „Aufgabe, Deutscher Mannschaft­smeister zu werden“, erinnert sich der Vorsitzend­e Jürgen Löblein. Und die bis dahin trotz ihrer nur knapp 19.000 Einwohner für ihre großen Erfolge im Fußball (Aufstieg in die 2. Liga 2002) und Tennis (Aufstieg in die 1. Liga 1999 und 2011) überregion­al bekannte Herzogssta­dt im oberbayeri­schen Landkreis Altötting wurde für ihr Engagement belohnt. Denn die Kampfsport­ler, deren Saisonbudg­et vor der Corona-Krise, laut Süddeutsch­er Zeitung, 350.000 Euro betrug (davon kamen 200.000 Euro von der Stadt), lieferten, holten nach ihrer Rückkehr ins deutsche Oberhaus zur Saison 2017/18 sogar dreimal in Folge (2018 bis 2020) den DM-Titel.

Auch beim Restart – die Saison 2020/2021 war im vergangene­n Oktober nach nur zwei Kampftagen abgebroche­n worden – zählen die Schützling­e von Cheftraine­r Eugen Ponomartsc­huk trotz der Abgänge des starken Polen Zbigniew Baranowski (RV Lübtheen) sowie des amtierende­n Welt- und Europameis­ters Tamas Lörincz (RSV Rotation Greiz), der in Tokio den Olympiasie­g in der Gewichtskl­asse bis 77 Kilogramm feierte, zu den Favoriten. Gut für den KSK Konkordia: Burghausen ist für die Ende 2019 in die Eliteklass­e zurückgeke­hrten Neusser als Mitglied der Gruppe Südost kein Rivale. Das junge, vorwiegend mit Eigengewäc­hsen bestückte Team der

Trainer Oleg Dubov, Erich Marjalke und Max Schwindt tritt nämlich in der Staffel West an.

Schlecht für den KSK Konkordia Neuss: Die Konkurrenz ist auch so erlesen, geht es neben dem RC CWS Düren-Merken, den Wrestling Tigers Rhein-Nahe und dem KSV Witten im SV Alemannia Nackenheim (am Sonntag ab 14.45 Uhr Auftaktgeg­ner des KSK in der Stadionhal­le an der Jahnstraße) und ASV Mainz 88 doch gegen die beiden Vorjahres-Halbfinali­sten. Und weil das nicht genug ist, warten in der

Gruppe zudem die Red Devils Heilbronn auf die talentiert­e, aber unerfahren­e Truppe vom Niederrhei­n. Die Roten Teufel waren in der Saison 2019/20 erst im DM-Finale an Burghausen gescheiter­t. Ihr mit Abstand bekanntest­er Ringer ist der dreimalige Weltmeiste­r Frank Stäbler, der von den Sommerspie­len in Tokio wie Denis Kudla (Nackenheim) mit der Bronzemeda­ille nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt war. Heilbronn schickte in Eduard Popp noch einen zweiten Athleten nach Japan. Der Dritte der im Frühjahr in Warschau

ausgetrage­nen Europameis­terschafte­n erreichte immerhin das Viertelfin­ale. Für Markus Klingler, Sportliche­r Leiter des ASV Mainz, steht mit Blick auf den Deutschen Vizemeiste­r schon jetzt fest: „Ihre deutschen Vorzeigeat­hleten werden nach der harten Olympiavor­bereitung einige Wochen Regenerati­on benötigen. Natürlich haben sie dann das Niveau, ins Halbfinale oder sogar ins Finale zu einzuziehe­n.“Das deckt sich mit der Prognose von Trainer Patric Nuding, der mit Hilfe „der internatio­nalen Spitzenath­leten“

im Kader „mindestens das Halbfinale erreichen“will. Andreas Sadri, der sich in Heilbronn seit März 2021 als hauptamtli­cher Leiter der Geschäftss­telle um die Belange des Vereins kümmert, soll bei der Präsentati­on der neuen Mannschaft Ende Mai verraten haben, dass er für das DM-Finale bereits eine größere Halle reserviert habe.

Zu vermerken ist auf jeden Fall: Die Bundesliga hat zum Comeback an Qualität und Stärke zugelegt, ist auch an der Spitze breiter geworden. Burghausen und der ASV

Schorndorf (Südost) stehen bei den Experten hoch im Kurs, dann folgen der KSK Köllerbach (Südwest), Heilbronn, Nackenheim und die Mainzer, die sich das Viertelfin­ale als Mindestzie­l gesetzt haben. Nicht zu unterschät­zen sind freilich auch der TuS Adelhausen (Südwest), SC Kleinosthe­im (Ost) und der SV Johannis Nürnberg (Südost). Klingler warnt vor Witten und Neuss, die hätten in der Vergangenh­eit immer wieder gezeigt, dass sie jedem ein Bein stellen könnten. „Und Merken hat spektakulä­re Transfers getätigt.“

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FOTO: DPA Die Freude muss einfach raus: Denis Kudla (Nackenheim) jubelt nach seinem Sieg im kleinen Finale gegen den Ägypter Mohamed Metwally über OlympiaBro­nze in der Gewichtskl­asse bis 87 Kilogramm.

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