Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Aus für Schnelltests in der Gastro?
Neusser Gastronomen diskutieren intensiv darüber, ihre Betriebe nur noch für Geimpfte oder Genesene zu öffnen – teilweise wird die 2G-Regel sogar bereits umgesetzt. Ein Hintertürchen soll es wohl für PCR-Getestete geben.
NEUSS Den Testlauf hat Marvin Schorn bereits hinter sich. Bei der 80er- und 90er-Party in seinem Hamtorkrug vergangene Woche durften nur Menschen mitfeiern, die vollständig gegen das Coronavirus geimpft, bereits genesen sind oder sich zuvor einem PCR-Test unterzogen hatten. Die verschärften Beschränkungen sollten die Gäste aber nicht abschrecken. „Voller hätte es nicht sein können“, resümiert Schorn, der jedoch in Kauf nehmen musste, eine Handvoll Gäste, die mit Schnelltests erschienen sind, abzuweisen. Das Modell „2G oder PCR“soll künftig im Hamtorkrug immer häufiger Anwendung finden – ab Oktober womöglich sogar auch im Tagesbetrieb.
Eine Entscheidung, über die derzeit einige Gastronomen nachdenken, wie Alexander Bliersbach vom Drusushof mitteilt. Innerhalb der Initiative „Neuss vereint“– ein Zusammenschluss zum Erhalt der Neusser Gastronomie – diskutiere man derzeit angeregt über eine Umsetzung der 2G-Regel. Wichtig sei laut Bliersbach eine gewisse Einheitlichkeit unter den Betrieben hinzubekommen. Weil der Großteil seiner Kundschaft im Drusushof ohnehin bereits doppelt geimpft sei, wäre die 2G-Regel für Bliersbach leicht umzusetzen. „Ich würde den Weg mitgehen“, sagt er. Für Ungeimpfte würde die angedachte Regel den Kneipen- oder Restaurantbesuch deutlich verkomplizieren. Denn: Die Dauer bis zum Ergebnis des PCR-Tests hängt von der Probenentnahme, der Transportzeit und der Laborkapazität ab. In der
Regel beträgt sie 24 bis 48 Stunden. Hinzukommen Kosten von durchschnittlich rund 50 Euro.
Michael Entrop spricht von einem „schwierigen Thema“. Er spiele zwar auch mit dem Gedanken, in seinem Brauereiausschank Frankenheim in Holzheim künftig auf „2G plus PCR“zu setzen, würde sich allerdings klare Vorgaben von der Politik wünschen. „Es kann nicht sein, dass wir Gastronomen die Regeln vorgeben und dann von den Gästen an den Pranger gestellt werden“, sagt Entrop. Genau diesen Zeitpunkt, bis klare Regeln seitens des Landes feststehen, möchte
Ralph Heinz, Chef der „Flotten Theke“, abwarten. Denn: 20 bis 30 Prozent der Laufkundschaft kämen per Schnelltest in seine Gaststätte nahe dem Hauptbahnhof. Nach acht Monaten ohne Einnahmen würde er nur höchst ungern auf diesen Teil der Kundschaft verzichten. Genauso handhabt es auch Aliki Baku in der Gaststätte „Froschkönig“, wie sie auf Nachfrage erklärt.
Unklarheit herrscht in Teilen der Branche noch in Bezug auf die 1,50-Meter-Abstandsregelung in Innenräumen. Julia Dalbeck vom „Weißen Haus“war überrascht, als sie nun schriftlich von der Stadt darauf hingewiesen wurde, dass die Regelung seit Anpassung der CoronaSchutzverordnung des Landes nicht mehr gilt – und somit wieder mehr Plätze zur Verfügung stehen. Nach Angaben von Sonja Krämer, beim Ordnungsamt Ansprechpartnerin für die Bereiche Gewerbe und Service, wurden die Briefe – die auch weitere Hinweise in Bezug auf die neue Schutzverordnung beinhalteten – an insgesamt 118 konzessionierte Innenstadt-Lokale verschickt. „Gerade für kleinere Betriebe zählt jeder Platz“, sagt Krämer in Bezug auf die gelockerte Abstandsregelung.