Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Er möchte Kulturschaffende sichtbar malen
Wolfgang Waldner arbeitet an einer Porträt-Serie. Die soll für den guten Zweck versteigert werden.
NEUSS Anfang des Jahres hatte Wolfgang Waldner eine Idee: Kulturschaffende, die in den vergangenen Monaten coronabedingt nicht auftreten konnten, sollten in den Vordergrund rücken. Immerhin seien sie zuletzt für ihr Publikum so gut wie unsichtbar gewesen. Also griff Waldner zu Farbe und Pinsel und fertigte verschiedene Porträts von regionalen Künstlern im 80x80-Format an.
„Inivisible“hat Waldner seine Serie genannt, die ersten sieben Werke sind schon in der Pop-up-Galerie an der Sebastianusstraße zu sehen: Räuber-Sänger Sven West schreit den Betrachtern entgegen, die Schauspielerinnen des Rheinischen Landestheaters Juliane Pempelfort und Hergard Engert blicken in den Raum. „Hergard Engert hat sich für das Foto extra die Haare ins Gesicht kämmen lassen“, erzählt der Maler. Es sei eine Anspielung auf den Theatervorhang, der lange zugezogen blieb. Und dann ist da noch Martin Engelien, der vor allem als Bassist von Klaus Lage (“1000 und 1 Nacht“) bekannt wurde. Er war der Erste, den Waldner mit seinem Fotoapparat besucht hat. Denn bevor der Maler sich in sein Studio an der Sebastianusstraße mit Pinsel und Farbe ans Werk macht, besuchte er die Kulturschaffenden mit seiner analogen Kamera, um einige Aufnahmen von ihnen zu machen. Sie dürfen selber entscheiden, welche eine Vorlage für das Porträt wird. Bis zu einer Woche arbeitet Waldner an einem Bild. „Wer so viel Zeit mit dem Gesicht einer Person verbringt, dem fallen auch die Details darin auf“, sagt Waldner.
Porträts, so sagt der Maler, sind eigentlich nicht sein Spezialgebiet. Für gewöhnlich male er Motive aus dem (politischen) Zeitgeschehen. Doch ganz unerfahren ist er in dem Bereich nicht: Ein Obdachloser sollte der erste Mensch sein, den er porträtierte, später folgte auch ein Politiker. Damals lebte Wolfgang Waldner noch in Berlin, erst vor gut zwei Jahren ist er nach Neuss gezogen. Aufgewachsen ist er in Oberhausen, sein Vater arbeitete als Bildhauer, und Waldner machte eine Lehre als Steinmetz. Später bekam er einen Studienplatz an der Hochschule der Künste in Berlin, vollendete das Studium nicht und ging für einige Jahre nach Kalifornien. Zurück in Deutschland studierte er Architektur und arbeitete anschließend als Architekt in Frankfurt – solange bis ihn eine Krankheit stoppte und er zurück zur Malerei fand.
Nun ist also „Inivisble“sein aktuelles Projekt: Neben den bereits genannten Porträts sind in der Popup-Galerie auch Bilder von Isabelle van Keulen, künstlerische Leiterin der Deutschen Kammerakademie Neuss (DKN), der Musikwissenschaftler Wilhelm Schepping und Rocker Charly T. zu sehen. Musiker Ralf Bienioschek, Schauspielerin Verena Wüstkamp, die Ex-Schützenkönigin und Oboen-Spielerin Stefanie Sassenrath und Schauspieler Rene Heinersdorf werden noch folgen. Die Arbeiten sollen versteigertund der Erlös an eine gemeinnützige Organisation gespendet werden.