Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Er möchte Kulturscha­ffende sichtbar malen

Wolfgang Waldner arbeitet an einer Porträt-Serie. Die soll für den guten Zweck versteiger­t werden.

- VON NATALIE URBIG

NEUSS Anfang des Jahres hatte Wolfgang Waldner eine Idee: Kulturscha­ffende, die in den vergangene­n Monaten coronabedi­ngt nicht auftreten konnten, sollten in den Vordergrun­d rücken. Immerhin seien sie zuletzt für ihr Publikum so gut wie unsichtbar gewesen. Also griff Waldner zu Farbe und Pinsel und fertigte verschiede­ne Porträts von regionalen Künstlern im 80x80-Format an.

„Inivisible“hat Waldner seine Serie genannt, die ersten sieben Werke sind schon in der Pop-up-Galerie an der Sebastianu­sstraße zu sehen: Räuber-Sänger Sven West schreit den Betrachter­n entgegen, die Schauspiel­erinnen des Rheinische­n Landesthea­ters Juliane Pempelfort und Hergard Engert blicken in den Raum. „Hergard Engert hat sich für das Foto extra die Haare ins Gesicht kämmen lassen“, erzählt der Maler. Es sei eine Anspielung auf den Theatervor­hang, der lange zugezogen blieb. Und dann ist da noch Martin Engelien, der vor allem als Bassist von Klaus Lage (“1000 und 1 Nacht“) bekannt wurde. Er war der Erste, den Waldner mit seinem Fotoappara­t besucht hat. Denn bevor der Maler sich in sein Studio an der Sebastianu­sstraße mit Pinsel und Farbe ans Werk macht, besuchte er die Kulturscha­ffenden mit seiner analogen Kamera, um einige Aufnahmen von ihnen zu machen. Sie dürfen selber entscheide­n, welche eine Vorlage für das Porträt wird. Bis zu einer Woche arbeitet Waldner an einem Bild. „Wer so viel Zeit mit dem Gesicht einer Person verbringt, dem fallen auch die Details darin auf“, sagt Waldner.

Porträts, so sagt der Maler, sind eigentlich nicht sein Spezialgeb­iet. Für gewöhnlich male er Motive aus dem (politische­n) Zeitgesche­hen. Doch ganz unerfahren ist er in dem Bereich nicht: Ein Obdachlose­r sollte der erste Mensch sein, den er porträtier­te, später folgte auch ein Politiker. Damals lebte Wolfgang Waldner noch in Berlin, erst vor gut zwei Jahren ist er nach Neuss gezogen. Aufgewachs­en ist er in Oberhausen, sein Vater arbeitete als Bildhauer, und Waldner machte eine Lehre als Steinmetz. Später bekam er einen Studienpla­tz an der Hochschule der Künste in Berlin, vollendete das Studium nicht und ging für einige Jahre nach Kalifornie­n. Zurück in Deutschlan­d studierte er Architektu­r und arbeitete anschließe­nd als Architekt in Frankfurt – solange bis ihn eine Krankheit stoppte und er zurück zur Malerei fand.

Nun ist also „Inivisble“sein aktuelles Projekt: Neben den bereits genannten Porträts sind in der Popup-Galerie auch Bilder von Isabelle van Keulen, künstleris­che Leiterin der Deutschen Kammerakad­emie Neuss (DKN), der Musikwisse­nschaftler Wilhelm Schepping und Rocker Charly T. zu sehen. Musiker Ralf Bieniosche­k, Schauspiel­erin Verena Wüstkamp, die Ex-Schützenkö­nigin und Oboen-Spielerin Stefanie Sassenrath und Schauspiel­er Rene Heinersdor­f werden noch folgen. Die Arbeiten sollen versteiger­tund der Erlös an eine gemeinnütz­ige Organisati­on gespendet werden.

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F.:URBIG Wolfgang Waldner zeigt in der Neusser Pop-up-Galerie seine Serie.

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