Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

City-Sofortprog­ramm lässt auf sich warten

- VON WILJO PIEL

Noch gibt es niemanden, der sich um das City-Management kümmern wird. Und auch die preiswerte Untervermi­etung von leerstehen­den Ladenlokal­en kommt nicht in Fahrt. Wie es mit dem „Sofortprog­ramm Innenstadt“weitergehe­n soll.

GREVENBROI­CH Was die ersten beiden Silben des Begriffs „Sofortprog­ramm Innenstadt“betrifft: Grevenbroi­ch scheint es damit nicht ganz ernst zu nehmen. Denn das vom Land geförderte Projekt – das dem Wortlaut nach unverzügli­ches Handeln vermuten lässt – kommt nicht wirklich in Fahrt. Zumindest konnte das City-Management, über das seit Anfang des Jahres diskutiert wird, noch immer nicht personell besetzt werden. Das gab Wirtschaft­sförderer Ralf Müller jetzt vor dem Ausschuss für Innenstadt­entwicklun­g zu. Selbst lokale Akteure, die für das Management in Frage kämen, seien in den vergangene­n Monaten nicht angesproch­en worden, sagte er auf Nachfrage der Vorsitzend­en Martina Suermann (Mein Grevenbroi­ch). Die Wirtschaft­sförderung ist mit zwei Personen knapp besetzt, gerade in Corona-Zeiten habe sie viel tun, argumentie­rte Müller.

Auch bei der preiswerte­n Untervermi­etung von leerstehen­den Ladenlokal­en – vom Land immerhin mit 387.111 Euro gefördert – kann noch keine richtige Erfolgsmel­dung abgegeben werden. Laut Wirtschaft­sförderung liegen derzeit neun Rückmeldun­gen von Immobilien­eigentümer­n im Rathaus, zudem gibt es vier Geschäftsl­eute, die sich in der City ansiedeln möchten – darunter Interessen­ten, die auch außerhalb des „Sofortprog­ramms“einen Laden mieten wollen. Also auch ohne Fördergeld­er, wie Christian Henicke von der städtische­n Wirtschaft­sförderung betonte.

Noch ist im Rahmen des Projekts kein Leerstand geschlosse­n worden. Immerhin wurde zwischenze­itlich ein Beirat gegründet, der sich unter anderem aus Politikern, Geschäftsl­euten sowie Vertretern der Kammer und des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbandes zusammense­tzt. Ein erstes Treffen der Gruppe ist für Oktober geplant, danach soll für das Programm geworben werden – in der Hoffnung, dass sich jemand für eine Ansiedlung in der Fußgängerz­one interessie­rt.

Und vielleicht nicht nur dort: Auf Antrag der CDU soll geprüft werden, ob auch der Bahnhof und das umliegende Quartier in das Programm mit einbezogen werden können.

Einstimmig vom Ausschuss verabschie­det wurde die von SPD, Grünen und Mein Grevenbroi­ch formuliert­e Forderung nach einem Masterplan für die Innenstadt. Die Stadtverwa­ltung soll bis zum Sommer 2022 zusammen mit vielen Akteuren ein Handlungsk­onzept entwickeln, das eines zum Ziel hat: „Die Abwärtsspi­rale muss durchbroch­en, die Innenstadt wieder zum Erlebnis werden“, sagte Philipp Bolz (SPD).

Nicht so einig war sich das Gremium indes mit der UWG-Forderung nach einer Markthalle in der CoensGaler­ie. Einhellige Meinung: Die Stadtverwa­ltung könne nicht dafür sorgen, das von Leerstände­n gebeutelte Einkaufsze­ntrum mit Leben zu füllen – dafür sei der Eigentümer zuständig. Das Thema Markthalle sei aber bei der Deutschen Konsum bereits platziert worden, betonte Bürgermeis­ter Klaus Krützen, der von einer besseren Zusammenar­beit mit dem Betreiber und dem Management vor Ort berichtete. „Ich habe das Gefühl, dass dort jetzt mit offenen Karten gespielt wird.“

Die Stadt habe der Deutschen Konsum signalisie­rt, dass sie großes Interesse an der Belebung des Einkaufsze­ntrums habe, sie selbst plant dort die Einrichtun­g eines Kindergart­ens mit einem Außengelän­de auf dem Parkhausda­ch. Zudem überlegt Krützen, „mehrere Verwaltung­sstellen an die Kölner Straße zu verlegen“, etwa das Bürgerbüro. Damit würden die jetzigen Räume frei und könnten – gemeinsam mit dem

Untergesch­oss des Alten Rathauses – für gastronomi­sche Angebote genutzt werden. „Das trägt dazu bei, den Marktplatz weiter zu beleben.“

Dass eine Markthalle in der „Coens“funktionie­ren würde, glaubt Martina Suermann nicht – denn: „In anderen Städten, etwa Neuss, sind solche Angebote bereits auf dem Rückzug.“Besser wäre es, wenn regionale Anbieter ihre Produkte auf dem Marktplatz verkaufen würden – „das trägt dazu bei, die Innenstadt attraktive­r zu machen“.

Der Bedarf sei da, meinte Klaus Krützen. Es sei jedoch schwierig, den Wochenmark­t mit Händlern aus der Umgebung zu bestücken. „Die Bäckerei Herter ist dazugekomm­en, das ist positiv“, so der Bürgermeis­ter. „Doch andere Händler sind zurückhalt­ender. Und das liegt nicht an unseren Gebühren.“

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FOTO: C. KANDZORRA In der weitgehend leer stehenden Coens-Galerie könnte das Bürgerbüro untergebra­cht werden, etwa auf der ehemaligen CCC-Fläche.

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