Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
BBZ Dormagen rappt gegen Rassismus
Gemeinsam mit dem bekannten Rapper „Haben“startet das Berufsbildungszentrum ein besonderes Projekt.
DORMAGEN „Unsere Schule steht für Toleranz, Demokratie und Weltoffenheit“, macht Kornelia Neuhaus, Schulleiterin am Berufsbildungszentrum Dormagen, deutlich. Seit Jahren setzt sich das BBZ für diese Werte ein, und dafür wurde die Schule im Jahr 2019 mit dem Integrationspreis des Rhein-Kreises Neuss ausgezeichnet und wurde im gleichen Jahr zur „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“gekrönt. Ziel der Schule ist, mindestens einmal pro Jahr ein gemeinsames Projekt zum Thema Menschenrechte und einem respektvollen Miteinander auf die Beine zu stellen. In diesem Jahr ist dafür eine ganze besondere Aktion geplant. Gemeinsam mit dem bekannten Rapper Haben Tesfai will die Schule im Rahmen eines Hip-Hop-Workshops ein Zeichen gegen Rassismus und für Toleranz setzen.
Ideengeber waren Christiane Winkels, Sozialpädagogin des BBZ, und
Haben Tesfai Rapper
Tobias Leo, Sozialarbeiter und Mitarbeiter der Integrationsagentur Neuss. „Zunächst bin ich dankbar dafür, dass ich als Schulsozialarbeiterin die Möglichkeit habe, solche Projekte umzusetzen“, beginnt sie. „Es ist wichtig, die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen mit einzubringen. Rap und Hip-Hop spricht die Jugendlichen an und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Gedanken in dieser Sprache auszudrücken.“
Das Projekt: Am 16. September lädt Rapper Haben Tesfai einige der Schülerinnen und Schüler zu einem Workshop ein. Die Themen Vielfalt, interkulturelle Kompetenz, Demokratie und gegenseitige Wertschätzung sollen im Rahmen zusätzlicher Unterrichtseinheiten und im Kontext des Workshops mit Unterstützung der sozialpädagogischen Fachkräfte weiter vertieft und aufgearbeitet werden. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen durch die kritische Auseinandersetzung mit Vorurteilen und ihren persönlichen Vorstellungen eine erweiterte Sicht erhalten, und zu Änderungen in der Haltung gegenüber anderen Menschen animiert werden. Im Laufe des Workshops soll ein „Rap gegen Rassismus“entstehen, bei dem die Teilnehmenden mit Hilfe des Rappers „Haben“selbst die Texte, die Musik und ein passendes Video erstellen. Der Musiker wird den Song und das Video fachkundig aufarbeiten und die Schülerinnen und Schüler
bei einem Auftritt begleiten. Der Song wird vom Neusser Produzenten Veith Semrau im eigenen Studio professionell produziert.
Für „Haben“, der selbst von Alltagsrassismus betroffen ist, ist das Thema eine Herzensangelegenheit, weshalb er auch sofort zusagte.. Der deutsche Rapper mit eritreischen Wurzeln (seine Mutter floh damals vor dem Bürgerkrieg) wuchs in Neuss und Düsseldorf auf. „Ich hätte gerne bereits zu meiner Zeit solche schulischen Projekte gehabt. Diese hätten auch mir damals vielleicht mehr Orientierung gegeben“, erklärt der Musiker. Die Idee Hip-Hop und politische Themen auch im schulischen Raum zu verbinden, hält er für sehr sinnvoll. „Rap, also generell die urbane Kultur, ist die Sprache der Jugend. Neben Sport haben die Jugendlichen dadurch die Möglichkeit sich auszudrücken.“Auf den Workshop mit den Schülerinnen und Schülern freut er sich: „Ich bin gespannt auf den Austausch und auch auf die Erfahrungen der Teilnehmenden. Ganz wichtig ist mir außerdem, dass wir Spaß haben und gemeinsam etwas auf die Beine stellen können.“
Das Ziel des Projektes: „Wir sind eine weltoffene Schule und möchten sichtbar machen, dass wir gegen Ausgrenzung sind. Wir möchten unsere Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen lassen, sie sollen ihre Meinung vertreten. Wir möchten sie dazu bewegen, sich selber zu engagieren“, erklärt Christiane Winkels. Das Projekt ist für die Sozialpädagogin auch persönlich wichtig: „Jeder Mensch sollte eine soziale Verantwortung haben. Ich sehe, dass noch einiges auf den Weg gebracht werden muss. Ich unterstütze, wo ich kann und ich bin froh, dass ich es im schulischen Kontext einbinden kann. In einem Bürojob hätte ich die Chance nicht.“
Die Resonanz der Schülerinnen und Schüler sei bis jetzt durchweg positiv. Das BBZ rechnet damit, dass rund 15 von ihnen an dem Projekt teilnehmen werden. „Die Jugendlichen brennen dafür. Ich habe ihnen bewusst erst einmal nichts von dem bekannten Rapper erzählt, da ich sie nicht bei ihrer Entscheidung beeinflussen wollte. Die jungen Menschen verstehen, was man mit Rapmusik ausdrücken kann und interessieren sich auch für gesellschaftskritische Themen.
„Projekte wie diese können jungen Menschen Orientierung geben“