Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Immer mehr Messer bei Jugendlich­en

Nach den jüngsten Attacken wird über ein Verkaufsve­rbot von Messern an Heranwachs­ende diskutiert.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF/DUISBURG Mehrmals am Tag kommen Jugendlich­e zu Thomas Krachhel-Dressler ins Geschäft, die ein Messer bei ihm kaufen wollen. „Man kann es echt kaum glauben, wie viele es sind. Manche fragen sogar nach Pistolen“, sagt er. „Ich kann das nicht verstehen und weiß auch nicht, wieso sie die Waffen haben wollen“, sagt der Duisburger Geschäftsm­ann, der in seinem Geschäft „Outdoor Dressler“unter anderem Messer verkauft. Verkaufen tut er die Messer aber nicht an Jugendlich­e – auch wenn er es dürfte, denn eigentlich dürfen die Heranwachs­enden Messer kaufen, bis auf Ausnahmen. KrachhelDr­essler verzichtet aber freiwillig auf den Verkauf. „Ich finde, dass diese Messer nicht in die Hände von Jugendlich­en gehören“, sagt er.

Krachhel-Dressler bestätigt mit seiner Darstellun­g eine Entwicklun­g, die auch die Polizei schon seit längerer Zeit beobachtet: Immer mehr Jugendlich­e und junge Männer führen auf der Straße ein Messer mit sich. „Wir müssen mittlerwei­le bei fast jeder Kontrolle damit rechnen, dass die Person ein Messer hat“, sagt Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft. Wohin das führen kann, hat erst am Wochenende die Messeratta­cke in der Düsseldorf­er Altstadt gezeigt. Dort war am frühen Samstagabe­nd ein Jugendlich­er durch mehrere Messerstic­he schwer verletzt worden – er überlebte die Attacke mit viel Glück.

Ersten Erkenntnis­sen zufolge waren zwei Gruppen aneinander­geraten.

Experten kritisiere­n, dass kleinere Stichwaffe­n wie Klappmesse­r zu einfach zu erwerben seien. „Es ist eine politische Frage, die auf Bundeseben­e gelöst werden muss: Will man den Verkauf von Messern strenger reglementi­eren oder nicht?“, fragt Michael Mertens, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei in NRW. Ihm geht es um die kleinen Messer, die in eine Handtasche passen und nicht weiter auffallen; um Spring-, Klapp- und Taschenmes­ser. Nur eine grundsätzl­iche Erhöhung des Mindestalt­ers auf 18 Jahre für den Kauf von allen Messern würde nicht viel bringen, meint er. „Das würde nur eine kleine Gruppe ausschließ­en. Die Klientel, um die es geht, ist älter. Die könnten ihre Messer dann weiterhin problemlos kaufen“, sagt Mertens.

Erich Rettinghau­s spricht sich für deutlich mehr Kontrollen und härtere Strafen aus. „Jeder in der Düsseldorf­er Altstadt muss damit rechnen, jederzeit kontrollie­rt zu werden. Wenn Gruppen zusammenst­ehen und stören, müssen sie sofort kontrollie­rt werden“, so Rettinghau­s. Wer mit einem Messer erwischt werde, müsse zudem hart bestraft werden – mit einem Platzverbo­t und einem Bußgeld von mindestens 250 Euro. „Man überlegt dann zweimal, ob man ein Messer mit sich führt oder nicht“, so Rettinghau­s.

Diskutiert wird auch, ob die Messer womöglich zu stark in den Auslagen der Geschäfte beworben werden, und ob die Einzelhänd­ler mehr tun könnten, um den Kauf von Messern zu erschweren. Doris Lewitzky vom Einzelhand­elsverband Niederrhei­n hält das für den falschen Ansatz: „Es ist sicherlich nicht richtig, zu sagen: Wenn man so etwas nicht bewirbt, dann gibt es keine Kriminalit­ät“, sagt sie: „Kein Einzelhänd­ler wirbt damit, mit einem Messer eine kriminelle Handlung zu begehen. Messer sind ein Teil des Warenbesta­ndes.“

Thomas Krachhel-Dressler würde es begrüßen, wenn auch andere Einzelhänd­ler ihre Messer freiwillig nur noch an Erwachsene verkaufen würden. „Man muss nämlich grundsätzl­ich leider sagen: Jugendlich­e kommen zu leicht an Messer ran“, sagt er.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Thomas Krachhel-Dressler verkauft seine Messer nur noch an Personen über 18 Jahren. Auch dieses riesige Messer ist frei verkäuflic­h.

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