Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Großes Interesse an Bitcoin-Versteigerung
Bieter können seit Montag beschlagnahmte Bitcoins aus kriminellen Geschäften von der NRW-Justiz erwerben.
KÖLN Die nordrhein-westfälische Justiz hat am Montagmittag um 12 Uhr mit der Versteigerung beschlagnahmter Bitcoins in Millionenhöhe begonnen. „Wir versteigern 215 rechtskräftig eingezogene Bitcoins im Wert von rund zehn Millionen Euro“, sagte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU). „Die Summe ist ein besorgniserregender Beleg dafür, welche Erträge mit digitaler Kriminalität mittlerweile erwirtschaftet werden“, so Biesenbach.
Die Bitcoins, die die NRW-Justiz versteigert, stammen zum überwiegenden Teil aus digitaler Kriminalität. „Aus Drogenhandel im Web und im Darknet“, sagte der Leiter der zuständigen Kölner Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (Zac) in NRW, Oberstaatsanwalt Markus Hartmann. Zum Start wurden am
Montag 15 Auktionen mit Stückelungen zwischen 0,1 Bitcoin bis zu einer Tranche von zehn Bitcoins auf die Plattform der Justiz (www.justizauktion.de) gestellt; die Auktionen laufen zwei Tage. NRW betreibt das bundesweit einzige zentrale OnlineAuktionsportal der deutschen Justiz.
Das Bieterinteresse scheint groß zu sein. Nach Justizangaben hätten sich allein in den vergangenen Tagen rund 4000 neue Nutzer auf der Versteigerungsplattform der NRWJustiz registriert. Schon kurz nach dem Start gab es die ersten Gebote – die zum Teil über dem Marktpreis lagen. So lag ein Gebot für einen Bitcoin bei 56.000 Euro.
Bitcoin ist eine Digitalwährung, die starken Schwankungen unterliegt; sie gilt jedoch als derzeit marktstärkste virtuelle Währung. Der aktuelle Preis für einen einzelnen Bitcoin lag am Montag bei rund 53.960 Euro. Vor einem Jahr waren es noch rund 10.000 Euro – und 2010 lag der Preis noch bei einem US-Dollar. Die rasante Entwicklung habe alle erstaunt, so Biesenbach. „Populär ist Bitcoin leider auch bei Kriminellen. Dabei machen sich die Kriminellen die strukturellen Eigenschaften der virtuellen Währung zu eigen; Bitcoin steht außerhalb jeder technischen staatlichen Kontrolle und Steuerung“, betonte der NRW-Justizminister. Die Kryptowährung wird von Kriminellen gerne genutzt, um Geschäfte abseits von Geschäftsbanken und Aufsichtsbehörden abzuwickeln. „Jeder Euro, der kriminellen Strukturen entzogen wird, trägt dazu bei, die Kriminellen zu schwächen“, sagte Biesenbach.
Das Geld aus den Versteigerungen fließt in die Landeskasse. Damit Hacker nicht die Datenpakete abgreifen, sind die sogenannten digitalen Schlüssel analog gesichert – in versiegelten Umschlägen auf Papier. Die Datenpakete selbst gelten wegen der sogenannten BlockchainTechnologie als nicht kopier- und fälschbar. Aus rechtlichen Gründen könne die Justiz die Datenpakete nicht einfach bei einer der Umtauschbörsen in Euro umtauschen, sondern müsse sie wie andere sichergestellte Wertgegenstände auch auf diesem Wege verwerten, hieß es. Dies hätten mehrere Gutachten bestätigt. Biesenbach kündigte an, dass rund 250 weitere Bitcoins in einer Notveräußerung verwertet werden sollen. „Das sind nochmals mehr als 12,5 Millionen Euro“, betonte Biesenbach.
Als Erfinder des Bitcoin gilt ein Satoshi Nakamoto. Wer sich dahinter verbirgt, ist allerdings ein Mysterium. Die Idee hinter den Bitcoins ist ein Geldsystem, das ohne Zentralbanken und unabhängig von Regierungen funktioniert.