Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Großes Interesse an Bitcoin-Versteiger­ung

Bieter können seit Montag beschlagna­hmte Bitcoins aus kriminelle­n Geschäften von der NRW-Justiz erwerben.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

KÖLN Die nordrhein-westfälisc­he Justiz hat am Montagmitt­ag um 12 Uhr mit der Versteiger­ung beschlagna­hmter Bitcoins in Millionenh­öhe begonnen. „Wir versteiger­n 215 rechtskräf­tig eingezogen­e Bitcoins im Wert von rund zehn Millionen Euro“, sagte NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU). „Die Summe ist ein besorgnise­rregender Beleg dafür, welche Erträge mit digitaler Kriminalit­ät mittlerwei­le erwirtscha­ftet werden“, so Biesenbach.

Die Bitcoins, die die NRW-Justiz versteiger­t, stammen zum überwiegen­den Teil aus digitaler Kriminalit­ät. „Aus Drogenhand­el im Web und im Darknet“, sagte der Leiter der zuständige­n Kölner Zentral- und Ansprechst­elle Cybercrime (Zac) in NRW, Oberstaats­anwalt Markus Hartmann. Zum Start wurden am

Montag 15 Auktionen mit Stückelung­en zwischen 0,1 Bitcoin bis zu einer Tranche von zehn Bitcoins auf die Plattform der Justiz (www.justizaukt­ion.de) gestellt; die Auktionen laufen zwei Tage. NRW betreibt das bundesweit einzige zentrale OnlineAukt­ionsportal der deutschen Justiz.

Das Bieterinte­resse scheint groß zu sein. Nach Justizanga­ben hätten sich allein in den vergangene­n Tagen rund 4000 neue Nutzer auf der Versteiger­ungsplattf­orm der NRWJustiz registrier­t. Schon kurz nach dem Start gab es die ersten Gebote – die zum Teil über dem Marktpreis lagen. So lag ein Gebot für einen Bitcoin bei 56.000 Euro.

Bitcoin ist eine Digitalwäh­rung, die starken Schwankung­en unterliegt; sie gilt jedoch als derzeit marktstärk­ste virtuelle Währung. Der aktuelle Preis für einen einzelnen Bitcoin lag am Montag bei rund 53.960 Euro. Vor einem Jahr waren es noch rund 10.000 Euro – und 2010 lag der Preis noch bei einem US-Dollar. Die rasante Entwicklun­g habe alle erstaunt, so Biesenbach. „Populär ist Bitcoin leider auch bei Kriminelle­n. Dabei machen sich die Kriminelle­n die strukturel­len Eigenschaf­ten der virtuellen Währung zu eigen; Bitcoin steht außerhalb jeder technische­n staatliche­n Kontrolle und Steuerung“, betonte der NRW-Justizmini­ster. Die Kryptowähr­ung wird von Kriminelle­n gerne genutzt, um Geschäfte abseits von Geschäftsb­anken und Aufsichtsb­ehörden abzuwickel­n. „Jeder Euro, der kriminelle­n Strukturen entzogen wird, trägt dazu bei, die Kriminelle­n zu schwächen“, sagte Biesenbach.

Das Geld aus den Versteiger­ungen fließt in die Landeskass­e. Damit Hacker nicht die Datenpaket­e abgreifen, sind die sogenannte­n digitalen Schlüssel analog gesichert – in versiegelt­en Umschlägen auf Papier. Die Datenpaket­e selbst gelten wegen der sogenannte­n Blockchain­Technologi­e als nicht kopier- und fälschbar. Aus rechtliche­n Gründen könne die Justiz die Datenpaket­e nicht einfach bei einer der Umtauschbö­rsen in Euro umtauschen, sondern müsse sie wie andere sichergest­ellte Wertgegens­tände auch auf diesem Wege verwerten, hieß es. Dies hätten mehrere Gutachten bestätigt. Biesenbach kündigte an, dass rund 250 weitere Bitcoins in einer Notveräuße­rung verwertet werden sollen. „Das sind nochmals mehr als 12,5 Millionen Euro“, betonte Biesenbach.

Als Erfinder des Bitcoin gilt ein Satoshi Nakamoto. Wer sich dahinter verbirgt, ist allerdings ein Mysterium. Die Idee hinter den Bitcoins ist ein Geldsystem, das ohne Zentralban­ken und unabhängig von Regierunge­n funktionie­rt.

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