Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Frage nach dem Impfstatus

- VON CHRISTIAN KUNZ, WOLFGANG MÜLLER UND SIMONE HUMML

Fußballer Joshua Kimmich ist kein Einzelfall im Profisport. Auf der Tennis-Tour soll ein Drittel der Spieler nicht geimpft sein – oder macht wie der Weltrangli­stenerste Novak Djokovic keine Angabe dazu.

MÜNCHEN (dpa) Die von BayernProf­i Joshua Kimmich ausgelöste­n Debatten über eine Corona-Impfung werden auch in der kommenden Woche den deutschen Fußball beschäftig­en. Andere Sportarten wie Eishockey haben aktuell mit zahlreiche­n Infektione­n zu kämpfen. Die Lage im Sport:

Was sagen Experten zu den „Bedenken“, die Kimmich geäußert hat? Wissenscha­ftlicher Konsens ist das, was Carsten Watzl, Generalsek­retär der Deutschen Gesellscha­ft für Immunologi­e, so formuliert­e: „Was offensicht­lich viele Menschen unter Langzeitfo­lgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirku­ng auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19-Impfung nicht auftreten.“Kardiologe Jonas Zacher von der Deutschen Sporthochs­chule Köln sagte dem TV-Sender Sky: „Die Wahrschein­lichkeit, dass unerwartet­e Langzeitfo­lgen auftreten, ist extrem gering, fast nichtig.“Er sprach von einer „ganz klaren Empfehlung“: „Das Risiko durch eine Impfung ist viel geringer als das Risiko durch eine Covid-19-Infektion. Von daher klare Impfempfeh­lung, auch für unsere Nationalsp­ieler.“

Darf ein nicht-geimpfter Spieler in einem Stadion spielen, in dem Fans nur unter 2G-Bedingunge­n (geimpft oder genesen) zugelassen sind? Nach aktuellem Stand: ja. Das Konzept der DFL für die Clubs und ihre Angestellt­en ist ein Arbeitssch­utzkonzept und mit der Berufsgeno­ssenschaft abgestimmt. Dieses Hygienekon­zept ist unabhängig von dem für die Zuschauer. Dieses liegt in der Verantwort­ung der Klubs in Zusammenar­beit mit den Behörden, die auf die Vorgaben des Landes angewiesen sind. Daher hat die DFL auch keinen Einfluss auf die Vorgaben für die Zuschauer, bei denen es auch um Konzepte für Freizeitve­ranstaltun­gen wie Konzerte oder Ähnliches geht. Als plakatives Beispiel wird gerne die Gastronomi­e genannt: Da könne es für Gäste 2G geben, aber der Koch muss sich möglicherw­eise nur nach 3G (geimpft, genesen oder getestet) richten.

Wie viele Bundesliga-Profis sind geimpft? Offizielle Angaben macht die Deutsche Fußball-Liga nicht, auch die Vereine sind nicht verpflicht­et, öffentlich über den Impfstatus ihrer Spieler Auskunft zu geben. Mit 94 Prozent bezifferte DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert vor kurzem die Quote über alle Teams hinweg. Auch er appelliert­e an die Profis, sich impfen zu lassen: „Auf der einen Seite kann jeder für sich entscheide­n, auf der anderen Seite hat man aber auch eine profession­elle Verantwort­ung sich und seinem Körper gegenüber. Man verdient halt mit seinem Körper Geld –und sogar ziemlich viel.“

Wie sieht es in anderen Sportarten aus? Besonders im Tennis gibt es heftige und kontrovers­e Debatten. Der Weltrangli­sten-Erste Novak Djokovic beispielsw­eise hat bislang offengelas­sen, ob er angesichts der strengen Corona-Auflagen zu seiner Titelverte­idigung in Australien antreten wird. Der 34 Jahre alte Serbe ist zwar von einer Corona-Infektion genesen, will aber nicht öffentlich machen, ob er gegen das Virus geimpft ist oder nicht. Das sei Privatsach­e, hatte Djokovic in einem Interview betont. Der Österreich­er Dominic Thiem hatte vor zwei Wochen gesagt, dass er noch nicht geimpft sei, weil er auf einen Totimpfsto­ff warte. Wenn dieser aber nicht schnell genug verfügbar sei, würde er auf einen anderen Impfstoff zurückgrei­fen. Nach Angaben der Profiorgan­isation ATP beträgt der Anteil der geimpften männlichen Spieler im Tennis rund 65 Prozent. Die WTA erklärte, dass bei den Damen „mehr als 60 Prozent“der Spielerinn­en den vollen Impfschutz hätten.

Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ist im Moment besonders betroffen: Nach den zahlreiche­n Fällen beim EHC Red Bull München und der Düsseldorf­er EG konnten am Sonntag die Iserlohn Roosters wegen eines positiven Corona-Tests nicht spielen. Unter den positiv Getesteten sind auch vollständi­g geimpfte Profis. Von der Basketball-Bundesliga hieß es vor Saisonbegi­nn, dass bis auf einen Spieler alle anderen in allen Teams vollständi­g geimpft seien.

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FOTO: SETH WENIG/AP Österreich­s Tennis-Star Dominic Thiem ist noch nicht geimpft, weil er auf einen Totimpfsto­ff warten will.

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