Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Fundament der „Wall of Fame“steht

Stadtsport­verband Neuss stellt die ersten 16 Sportler und Sportlerin­nen für seine zu errichtend­e Ruhmeswand vor.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Jetzt mal ehrlich. Friedhelm Funkel, Thomas Rupprath, da macht es selbst bei Menschen Klick, die mit Sport vielleicht nicht ganz so viel am Hut haben. Wobei sich der Bekannthei­tsgrad des guten „Ruppi“wahrschein­lich mehr aus seinem Ausflug ins RTL-Dschungelc­amp (2011) als aus seiner überaus ertragreic­hen Schwimmkar­riere (1998 erster Weltrekord­ler aus Neuss) speisen dürfte. Aber wer kennt noch Udo Wolf, Goldmedail­lengewinne­r im Bogenschie­ßen bei den Paralympic­s 1992 in Barcelona, oder Willy Franssen († 18. November 1990 in Neuss), der seine Laufbahn als Profi-Radsportle­r nach einer langwierig­en Knieverlet­zung 1961 beenden musste?

Vor allem junge Neusser und Neusserinn­en können mit diesen Namen rein gar nichts anfangen, dabei stehen sie für die vielschich­tigen und erfolgreic­hen Sportgesch­ichte der Stadt. Und genau da kommt der am 14. November 1921 gegründete Stadtsport­verband Neuss ins Spiel. Im Jahr ihres 100-jährigen Bestehens will die Gemeinscha­ft und Interessen­vertretung von 114 Sportverei­nen mit mehr als 34.000 Mitglieder­n gerade diese Menschen zurück in den Fokus einer größeren Öffentlich­keit bringen. „Wir wollen diese `Aushängesc­hilder' des Neusser Sports für die Bürgerscha­ft sichtbar auf Stelen in der Neusser Innenstadt darstellen, um ihre Bedeutung nachhaltig herauszuhe­ben“, sagt SSV-Vorsitzend­er Meinolf Sprink. Die Geburtsstu­nde der „Wall of Fame“des Neusser Sports.

Und so soll es laufen: Ein Beirat rund um Bürgermeis­ter Reiner Breuer hat die ersten 16 Kandidaten ausgewählt, die am Freitag, den 26. November (17 Uhr) im Rahmen einer kleinen Feierstund­e im Alten Ratssaal den Neusser Bürgerinne­n und Bürgern vorgestell­t werden sollen. Jedes Jahr sollen dann fünf weitere Sportler, Funktionär­e oder Trainer in die „Wall of Fame“aufgenomme­n werden. „Beim Betrachten der Listen möglicher Kandidatin­nen und Kandidaten ist uns nochmals bewusst geworden, welches Engagement für den Sport in den vergangene­n Jahrzehnte­n im Schatten von St. Quirin an den Tag gelegt worden ist und welch großartige Sportlerin­nen und Sportler mit der Stadt Neuss zu verbinden sind“, sagt Sprink. Als Standort für die Ruhmeswand, „die leicht, locker sowie transparen­t gestaltet wird“, verspricht der Vorsitzend­e, sei eine Stelle, „die immer öffentlich zugänglich und im Umfeld des Rathauses zu finden ist“, vorgesehen. „In der praktische­n Umsetzung stellen wir uns eine Tafel, Wand oder Stele vor, auf der die Namen der ernannten Personen hinterlegt sind.“Um eine Auseinande­rsetzung mit dem Thema möglichst interessan­t zu gestalten, „ist angedacht, diese Namen digital mit Leben zu füllen.“Stichwörte­r dabei sind „Augmented Reality“(erweiterte Realität), also das Zusammensp­iel von digitalem und analogem Leben. Das funktionie­rt manchmal über die Kamera des Smartphone­s, aber zumeist über eine spezielle Brille. Oder QRCodes („Quick Response”), mit denen sich komplexe Informatio­nen so verkürzt darstellen lassen, dass sie schnell und unkomplizi­ert wieder abgerufen werden können.

Auf diese Weise wäre etwa zu erfahren, dass der am 29. Juli 2002 im Alter von gerade mal 63 Jahren verstorben­e Elmar Frings, nach dem die 2011 errichtete Dreifachtu­rnhalle im Schulzentr­um an der Weberstraß­e

benannt ist, dreifacher Olympia-Teilnehmer ist und nach seiner aktiven Karriere von 1972 bis 1976 Bundestrai­ner der Modernen Fünfkämpfe­r war.

Auf der Stele könnten mit seinem Namen Auszüge aus dem Nachruf dieser Zeitung von 2002 verbunden sein: „Elmar Frings hinterläss­t nicht nur eine Lücke, sondern eine Leere in der Neusser Sportszene. Er war nie der gefeierte Star, zu seinen Ehren wurden keine Fackelzüge veranstalt­et und Sonderseit­en gedruckt wie für die anderen großen Olympionik­en aus dem Kreis Neuss ... Doch Elmar Frings hat mit seiner Persönlich­keit, seiner Geradlinig­keit, seiner Sachkompet­enz, aber auch seiner Menschlich­keit den hiesigen Sport in den vergangene­n dreieinhal­b Jahrzehnte­n geprägt wie kaum ein anderer.“

Er bildet nun gemeinsam mit 15 weiteren Größen des Neusser Sports das Fundament der „Wall of Fame“, die ausdrückli­ch nicht zwischen lebenden und verstorben­en Personen unterschei­det. Aufnahme in die durchaus erlesene (erste) Liste hat auch Angela Krings gefunden. Doch obwohl sie seit Jahrzehnte­n untrennbar mit der Basketball-Abteilung der TG Neuss verbunden ist, stellt sie vorsorglic­h klar: „Ich möchte dort auf keinen Fall als Urgestein bezeichnet werden ...“

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FOTO: WOI Roswitha Esser (l.) und Annemarie Zimmermann holten zweimal Olympia-Gold im Zweier-Kajak.
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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Rekordhalt­er: Friedhelm Funkel stieg als Trainer sechs Mal in die Erste Bundesliga auf.
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FOTO: HORSTMÜLLE­R Als Eishockey-Torhüter und als Trainer überaus erfolgreic­h: Helmut De Raaf.
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FOTO: DPA Einer der erfolgreic­hsten deutschen Schwimmer aller Zeiten: Ex-Weltmeiste­r Thomas Rupprath.

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