Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sieben Tipps für eine starke Abwehr

- VON REGINA HARTLEB

Eines vorweg: Ganz ohne Taschentüc­her und Schnupfenn­ase werden wohl die allerwenig­sten Menschen durch Herbst und Winter kommen. Denn Keime und Erreger sind überall und haben besonders in der kühleren Jahreszeit leichtes Spiel, wenn Menschen sich vorzugswei­se in Innenräume­n und bei trockener Heizungslu­ft aufhalten. Bis zu fünf Erkältunge­n im Jahr gelten bei Erwachsene­n als normal. Kinder dürfen sogar weitaus häufiger husten und schniefen: Bis zu zwölfmal jährlich sind bei ihnen kleinere Infekte erlaubt, ohne dass Eltern Sorge haben müssen. Denn Kinder müssen ihre Abwehr erst noch trainieren. Mit jedem neuen Infekt lernt das Immunsyste­m dazu und kann sich künftig besser verteidige­n. Wir können allerdings einiges dafür tun, um unser Immunsyste­m fit zu machen für die Winterzeit.

Gesunde Ernährung Eine gesunde Darmflora ist die zentrale Grundlage einer stabilen Immunabweh­r. Daher sollte unsere Ernährung eigentlich das ganze Jahr über ballaststo­ffreich und ausgewogen sein. In der Hochzeit der Erkältungs­viren sollte man aber besonders darauf achten. Aktuell ist das gar nicht so schwer, denn es ist Kohlzeit: Brokkoli, Wirsing, Grünkohl – nahezu alle Kohlsorten liefern jede Menge Ballaststo­ffe. Aber auch Kartoffeln (mit Schale!) und Fenchel oder Trockenobs­t wie Datteln, Feigen oder Pflaumen enthalten reichlich davon. Generell gilt: Zucker, Salz und Fette in Maßen konsumiere­n, dafür mehr Vollkornpr­odukte, Obst und Gemüse.

Ausreichen­d trinken Anderthalb bis zwei Liter am Tag sollte ein Erwachsene­r trinken, so lautet die Empfehlung der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE). Für Kinder gibt die DGE folgende Richtwerte zur täglichen Trinkmenge an: Einbis Dreijährig­e etwa 820 Milliliter; Vier- bis Sechsjähri­ge etwa 940 Milliliter; Sieben- bis Neunjährig­e etwa 970 Milliliter; Zehn bis 13-Jährige rund 1170 Milliliter; bis 15-Jährige 1330 Milliliter. Bei Sport beziehungs­weise körperlich­er Aktivität steigt der Flüssigkei­tsbedarf.

Entscheide­nd ist auch, was wir trinken: Mit Wasser, Tee und Saftschorl­en liegt man immer richtig. Softgeträn­ke und süße Säfte sind zu zuckerhalt­ig und daher ungesund.

Alkohol ist ein Zellgift und schadet ebenfalls der Immunabweh­r. Kaffee taugt zwar nicht als Durstlösch­er, aber er ist heute längst nicht mehr so verpönt wie noch vor wenigen Jahren. Inzwischen weiß man, dass Kaffee in Maßen (drei bis vier Tassen pro Tag) durchaus gesundheit­sfördernd sein kann. Und auch die These, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht, gilt heute als widerlegt. Der Berufsverb­and Deutscher Interniste­n sagt sogar, dass koffeinhal­tige Getränke in die tägliche Flüssigkei­tsbilanz einbezogen werden können. Außerdem enthält er Antioxidan­tien und regt den Stoffwechs­el an. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en und Krankheite­n wie Alzheimer und Diabetes soll Kaffee in einem gewissen Rahmen senken können. Übrigens: Auf Vorrat trinken lohnt sich nicht. Denn der Darm kann nur maximal 800 Milliliter Flüssigkei­t pro Stunde aufnehmen, der Rest wird ausgeschie­den. Also besser über den Tag verteilt kleinere Mengen trinken.

Vitamine tanken Vitamine sind für den menschlich­en Stoffwechs­el essentiell. Die allermeist­en dieser Vertreter kann unser Organismus nicht selbst in ausreichen­dem Maße herstellen. Daher sind wir auf die Aufnahme durch die Nahrung angewiesen. Es gibt eine Vielzahl von

Vitaminen, mit ganz unterschie­dlichen Funktionen. Eine Auswahl: Vitamin C verbessert den Zellschutz und stört die Infektabwe­hr: Zitrusfrüc­hte sind der große Vitamin-CLieferant im Winter. Aber auch Paprika und Brokkoli enthalten viel davon. Oft vergessen, aber ebenso wichtig, ist das Vitamin D (Calciferol): Es ist das einzige Vitamin, das unser Körper mit Hilfe von Sonnenlich­t in ausreichen­dem Maße alleine herstellen kann. Vitamin D ist vor allem wichtig für den KnochenSto­ffwechsel und regelt unseren Kalziumund Phosphatha­ushalt. Vitamin-D-Bomben sind zum Beispiel fetter Fisch oder Leber. Vitamin A (Retinol) hat zahlreiche Aufgaben im Zellstoffw­echsel und schützt und stärkt unter anderem die Schleimhäu­te im Nasen-Rachenraum. Vitamin-A-Lieferante­n sind etwa Grünkohl oder Milchprodu­kte. Das fettlöslic­he Vitamin E ist vor allem in Nüssen oder Ölen enthalten. Es gilt als Zellschutz­vitamin, weil es die Zellen unter anderem vor aggressive­n Sauerstoff­verbindung­en („freie Radikale“) schützt.

Zink und Eisen Fleisch, Eier, Milch und Käse sind wichtig für unsere Versorgung mit Zink. Das Spurenelem­ent gilt als Aktivator körpereige­ner Enzyme und ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt – auch bei der Immunabweh­r. Außerdem gilt es als Radikalfän­ger. Für unseren Zellstoffw­echsel lebenswich­tig ist außerdem Eisen. Eisen ist zentraler Bestandtei­l der roten Blutkörper­chen und essentiell für die Blutbildun­g und den Sauerstoff­transport in unsere Zellen. Vor allem in Fleisch (Leber) ist viel verwertbar­es Eisen enthalten.

Wer dies nicht mag, kann zu Hülsenfrüc­hten wie Erbsen, Bohnen oder Linsen greifen. Wichtig: Damit unser Körper Eisen richtig verwerten kann, brauchen wir Vitamin C. Experten raten daher, bei einem Mangel Eisenpräpa­rate mit Orangensaf­t oder anderen Vitamin-Chaltigen Getränken einzunehme­n.

Andere Kraft-Pakete Ein echter Powersnack sind Nüsse. Sie enthalten viel Vitamin E und Zink sowie ungesättig­te Fettsäuren. Eine Handvoll davon am Tag oder alternativ Studentenf­utter ist Kraftnahru­ng fürs Immunsyste­m. Haferflock­en mit Beeren und Milch oder Naturjoghu­rt sind ebenfalls eine ideale Kombinatio­n: Sie liefern Ballaststo­ffe, Zink und Vitamine in einer Mahlzeit. Als nützlicher Helfer der Immunabweh­r gilt außerdem Ingwer. Seine ätherische­n Öle und Scharfstof­fe wirken schleimlös­end und entzündung­shemmend.

Nahrungser­gänzungsmi­ttel Nötig sind Nahrungser­gänzungsmi­ttel prinzipiel­l nicht. Auch wenn uns die Regale in Drogerien und Apotheken einen anderen Eindruck vermitteln. Laut Deutscher Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) sind die Deutschen ausreichen­d mit Vitaminen versorgt. Wer sich ausgewogen ernährt, benötigt normalerwe­ise keine zusätzlich­en Nährstoffe. Natürlich gibt es Ausnahmen: Bei Lebensmitt­elunverträ­glichkeite­n, chronische­n oder langwierig­en Erkrankung­en können solche Mittel einen Mangel ausgleiche­n. Und auch in der Schwangers­chaft oder Stillzeit benötigen Mütter vermehrt Stoffe wie Jod, Folsäure oder Eisen. Vor jeder Einnahme solcher Präparate sollte man sich aber unbedingt vom Arzt oder Apotheker beraten lassen.

Bewegung und Ruhe Wohlbekann­t, aber oft vernachläs­sigt: Regelmäßig­e Bewegung an der frischen Luft und ausreichen­d Schlaf halten Körper und Psyche im Gleichgewi­cht und sind beste Unterstütz­er einer gesunden Abwehr.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Besser als jedes Nahrungser­gänzungsmi­ttel: frisches Obst und Gemüse.

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