Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schulen zwischen Freiheit und Risiko
Steigende Infektionszahlen und maskenloser Unterricht ab dem 2. November – passt das zusammen? In den Neusser Schulen blickt man mit gemischten Gefühlen auf die anstehende Lockerung. Wie reagieren die Schüler?
NEUSS Winfried Godde befürchtet ein Déjà-vu. Viele positive Pooltestungen habe es nach den vergangenen Sommerferien in seiner Münsterschule gegeben. Nun ist der Schulleiter in Sorge, dass dies in Anbetracht der wieder steigenden Infektionszahlen auch nach den jetzt zu Ende gegangenen Herbstferien so sein wird. Um die Gefahr etwas einzudämmen, seien die Eltern der Grundschüler im Vorfeld gebeten worden, ihre Kinder vor dem ersten Gang in die Schule zuhause zu testen. Das Ziel: zusätzlich zu dem vorgeschriebenen Lolli-Test am Montag weitere Sicherheit zu gewinnen.
Ein Datum, das Eltern, Kinder und Schulleiter in NRW in diesen Tagen besonders beschäftigt, ist der 2. November. Ab dann soll die Maskenpflicht in den NRW-Schulen nämlich gelockert werden. Der Mund-NasenSchutz muss dann am Platz nicht mehr getragen werden. „Wir freuen uns für die Kinder, machen uns aber Sorgen um ihre und unsere Gesundheit“, sagt Godde, der aktuell sogar davon ausgeht, dass die Maskenpflicht wegen der steigenden Zahlen fortbestehen werde.
In der Gesamtschule Nordstadt macht Leiter Olaf Templin um seine Ermüdung bei der Thematik keinen Hehl. „Ich habe es satt“, sagt der Pädagoge, der genervt ist von undurchsichtigen Regelungen, fragwürdigen Entscheidungen der Politik und kaum Planungssicherheit für Schulen. Templin wünscht sich einen Weg zurück zu einer verlässlichen Normalität – solange diese auch medizinisch vertretbar ist. „Wir können nicht jahrelang in diesem Zustand des ewigen Hin und Her bleiben“, sagt der Schulleiter, der auch mit Sorge auf die nun eintretende kalte Jahreszeit blickt. „Dass wir wieder Kinder unterrichten müssen, die mit dicken Winterjacken im Unterricht sitzen, finde ich nicht mehr lustig.“Schon lange hätte man Luftfilter in den Schulen installieren müssen. Der womöglich fallende Maskenpflicht ab nächster Woche blickt Templin positiv entgegen. Die Maske verändere die Art und Weise, wie man miteinander umgeht.
Gesamtschüler Joann hat gemischte Gefühle in Bezug auf die fallende Maskenpflicht. „Es ist schon eine Erleichterung. Manchmal vergisst man seine Maske zuhause und kommt dann zu spät zum Unterricht. Zudem bekommt man nicht so gut Luft“, sagt der 19-Jährige, der gleichzeitig einschränkt: „Das Gesundheitsrisiko ist schon höher ohne Maske, viele Schüler sind zudem noch nicht geimpft.“Weil das für ihn nicht gelte, werde er wohl ab dem 2. November keine Maske mehr am Platz tragen. Ähnlich sieht es die 17-jährige Tracy, die es befürwortet, künftig die Möglichkeit zu haben, die Maske im Unterricht kurz abzunehmen, „ohne 24) und Rommerskirchen: 8 (Vortag: 8). Der 7-Tage-Inzidenz-Wert liegt für den Rhein-Kreis Neuss bei 66,2 (Vortag: 62,8).
Varianten und Alter Unter den im Kreisgebiet aktuell mit dem Coronavirus infizierten Personen ist in 190 Fällen (Vortag: 189) die Delta-Variante nachgewiesen. Dabei gibt es aktuell keinen Hot-Spot. Seit Pandemie-Beginn wurden im Rhein-Kreis 22.714 (Vortag: 22.704) Infektionen bestätigt. Von den aktuell 566 Infizierten gehören 100 (Vortag: 102) der Gruppe der unter 20-Jährigen an. Zurzeit sind 564 Personen (Vortag: 595) als begründete Verdachtsfälle auf Empfehlung des Kreis-Gesundheitsamtes in Quarantäne gesetzt. Ärger zu bekommen“. Auch Ulrich Dauben, Schulleiter des QuirinusGymnasiums, sieht einen Vorteil in einer maskenlosen Unterrichts-Situation. Aktuell sei allerdings schwierig abzuschätzen, wie sich die Infektionslage entwickelt. „Stand jetzt gehen wir von einer Lockerung der Maskenpflicht aus, aber wir müssen abwarten.“
Dirk Jansen rechnet als Vorsitzender des Stadtelternrates Neuss trotz steigender Zahlen mit der geplanten Lockerung in Klassenräumen. Er und weitere Eltern aus Neuss seien jedoch froh, dass zwischen Ferien und Lockerung eine Woche „Puffer“ist, um die ersten Testungen abzuwarten. Die stetige Rückkehr zur Normalität sei ein „wichtiger“und „absolut notwendiger“Schritt. Schließlich müsse man lernen, mit der Pandemie und ihren Auswirkungen umzugehen.