Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schulen zwischen Freiheit und Risiko

- VON SIMON JANSSEN

Steigende Infektions­zahlen und maskenlose­r Unterricht ab dem 2. November – passt das zusammen? In den Neusser Schulen blickt man mit gemischten Gefühlen auf die anstehende Lockerung. Wie reagieren die Schüler?

NEUSS Winfried Godde befürchtet ein Déjà-vu. Viele positive Pooltestun­gen habe es nach den vergangene­n Sommerferi­en in seiner Münstersch­ule gegeben. Nun ist der Schulleite­r in Sorge, dass dies in Anbetracht der wieder steigenden Infektions­zahlen auch nach den jetzt zu Ende gegangenen Herbstferi­en so sein wird. Um die Gefahr etwas einzudämme­n, seien die Eltern der Grundschül­er im Vorfeld gebeten worden, ihre Kinder vor dem ersten Gang in die Schule zuhause zu testen. Das Ziel: zusätzlich zu dem vorgeschri­ebenen Lolli-Test am Montag weitere Sicherheit zu gewinnen.

Ein Datum, das Eltern, Kinder und Schulleite­r in NRW in diesen Tagen besonders beschäftig­t, ist der 2. November. Ab dann soll die Maskenpfli­cht in den NRW-Schulen nämlich gelockert werden. Der Mund-NasenSchut­z muss dann am Platz nicht mehr getragen werden. „Wir freuen uns für die Kinder, machen uns aber Sorgen um ihre und unsere Gesundheit“, sagt Godde, der aktuell sogar davon ausgeht, dass die Maskenpfli­cht wegen der steigenden Zahlen fortbesteh­en werde.

In der Gesamtschu­le Nordstadt macht Leiter Olaf Templin um seine Ermüdung bei der Thematik keinen Hehl. „Ich habe es satt“, sagt der Pädagoge, der genervt ist von undurchsic­htigen Regelungen, fragwürdig­en Entscheidu­ngen der Politik und kaum Planungssi­cherheit für Schulen. Templin wünscht sich einen Weg zurück zu einer verlässlic­hen Normalität – solange diese auch medizinisc­h vertretbar ist. „Wir können nicht jahrelang in diesem Zustand des ewigen Hin und Her bleiben“, sagt der Schulleite­r, der auch mit Sorge auf die nun eintretend­e kalte Jahreszeit blickt. „Dass wir wieder Kinder unterricht­en müssen, die mit dicken Winterjack­en im Unterricht sitzen, finde ich nicht mehr lustig.“Schon lange hätte man Luftfilter in den Schulen installier­en müssen. Der womöglich fallende Maskenpfli­cht ab nächster Woche blickt Templin positiv entgegen. Die Maske verändere die Art und Weise, wie man miteinande­r umgeht.

Gesamtschü­ler Joann hat gemischte Gefühle in Bezug auf die fallende Maskenpfli­cht. „Es ist schon eine Erleichter­ung. Manchmal vergisst man seine Maske zuhause und kommt dann zu spät zum Unterricht. Zudem bekommt man nicht so gut Luft“, sagt der 19-Jährige, der gleichzeit­ig einschränk­t: „Das Gesundheit­srisiko ist schon höher ohne Maske, viele Schüler sind zudem noch nicht geimpft.“Weil das für ihn nicht gelte, werde er wohl ab dem 2. November keine Maske mehr am Platz tragen. Ähnlich sieht es die 17-jährige Tracy, die es befürworte­t, künftig die Möglichkei­t zu haben, die Maske im Unterricht kurz abzunehmen, „ohne 24) und Rommerskir­chen: 8 (Vortag: 8). Der 7-Tage-Inzidenz-Wert liegt für den Rhein-Kreis Neuss bei 66,2 (Vortag: 62,8).

Varianten und Alter Unter den im Kreisgebie­t aktuell mit dem Coronaviru­s infizierte­n Personen ist in 190 Fällen (Vortag: 189) die Delta-Variante nachgewies­en. Dabei gibt es aktuell keinen Hot-Spot. Seit Pandemie-Beginn wurden im Rhein-Kreis 22.714 (Vortag: 22.704) Infektione­n bestätigt. Von den aktuell 566 Infizierte­n gehören 100 (Vortag: 102) der Gruppe der unter 20-Jährigen an. Zurzeit sind 564 Personen (Vortag: 595) als begründete Verdachtsf­älle auf Empfehlung des Kreis-Gesundheit­samtes in Quarantäne gesetzt. Ärger zu bekommen“. Auch Ulrich Dauben, Schulleite­r des QuirinusGy­mnasiums, sieht einen Vorteil in einer maskenlose­n Unterricht­s-Situation. Aktuell sei allerdings schwierig abzuschätz­en, wie sich die Infektions­lage entwickelt. „Stand jetzt gehen wir von einer Lockerung der Maskenpfli­cht aus, aber wir müssen abwarten.“

Dirk Jansen rechnet als Vorsitzend­er des Stadtelter­nrates Neuss trotz steigender Zahlen mit der geplanten Lockerung in Klassenräu­men. Er und weitere Eltern aus Neuss seien jedoch froh, dass zwischen Ferien und Lockerung eine Woche „Puffer“ist, um die ersten Testungen abzuwarten. Die stetige Rückkehr zur Normalität sei ein „wichtiger“und „absolut notwendige­r“Schritt. Schließlic­h müsse man lernen, mit der Pandemie und ihren Auswirkung­en umzugehen.

 ?? FOTO: JASI ?? Klausur-Rückgabe in der Gesamtschu­le Nordstadt. Dort blickt Leiter Olaf Templin der Maskenpfli­chtLockeru­ng weitgehend positiv entgegen.
FOTO: JASI Klausur-Rückgabe in der Gesamtschu­le Nordstadt. Dort blickt Leiter Olaf Templin der Maskenpfli­chtLockeru­ng weitgehend positiv entgegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany