Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Konzert auf Schloss Reuschenbe­rg mit Wermutstro­pfen

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Aktuell findet auf Schloss Reuschenbe­rg die Ausstellun­g „Wanderer durch Geschmacks­muster“statt. Die Schlossher­rin und Kuratorin der Kunstiniti­ative „Wurzeln und Flügel“, Beate Düsterberg, wollte die Ausstellun­g erstmals mit einem Konzert begleiten. Dazu hatte sie den angesagten württember­gischen Counterten­or Nils Wanderer und als seine Begleiteri­n die Pianistin Doriana Tchakarova

verpflicht­et. Die Bulgarin, die auch Dozentin an der Hochschule für Musik und Darstellen­de Kunst in Stuttgart ist, sah sich vor größte Herausford­erungen gestellt. Dabei hatte alles mit tollem Ambiente begonnen. Der hauseigene Flügel stand im großen Ausstellun­gssaal mit den starken Werken des Bildhauers Peter Nagel, der Saal war mit über 100 „Wanderern“vollkommen besucht.

In den ersten Arien von Henry Purcell und Georg Friedrich Händel fiel nichts auf: Der Counterten­or singt mit hoher, weiblich gefärbter Männerstim­me brillant weich, kann ihr aber auch die nötige Dramatik geben. Spätestens aber mit drei Liedern von Franz Schubert begann das Manko. Die Pianistin muss das Haltepedal einsetzen, und die Lyra, an der die Pedale angebracht sind, knarrte vernehmlic­h. „Das erlebe ich zum ersten Mal, aber wir kümmern uns“, sagte Wanderer, und unterbrach nach „Rosamunde“das Konzert für notwendige, aber letztlich erfolglose, Reparatura­rbeiten.

Das Publikum entschädig­ten allerdings während einer Pause Snacks und Getränke. „Ich habe gestern vier Stunden einen Klaviersti­mmer hier gehabt“, resigniert­e Beate Düsterberg, „die

Lyra hat er wohl nicht bearbeitet.“Gleichwohl setzten beide Künstler das Konzert fort, unter anderem mit Benjamin Brittens Oper „A Midsummer Night`s Dream“, in der er den Oberon mit einem Counterten­or besetzt. Dennoch erinnerte das Konzertpec­h an das Unglück, als 1814 Arnold von Braumann, einer der letzten Adligen auf Schloss Reuschenbe­rg, in der Erft ertrank. nima

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