Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Hundertjährige Grevenbroicherin hält sich mit Videospielen geistig fit
GREVENBROICH (NGZ) Ob es ihr gefällt oder nicht: Heute steht Gertrud Winter im Seniorenhaus Lindenhof im Mittelpunkt. Denn das „Düsseldorfer Mädsche“vollendet das 100. Lebensjahr. Seitens der Stadt hat Vize-Bürgermeister Edmund Feuster seinen Besuch angekündigt; die nächsten Verwandten kommen, um zu gratulieren, und natürlich wird es mit Mitarbeitern eine kleine Feier geben: So hat Wohnbereichsleitung Özlem Bölükcu schon alles vorbereitet, um für diesen besonderen Geburtstag die Etage mit hundert Luftballons zu schmücken.
Ihren Humor hat sich Gertrud Winter bis ins hohe Alter bewahrt.
Noch mit 100 Jahren sitzt ihr der Schalk im Nacken, sie hat Spaß daran, andere zu necken. Ob das ihr Alters-„Rezept“ist? Sie zuckt mit den Schultern. Vielleicht der Sport, denn viele Jahre war sie Mitglied im Schwimmverein. Oder einfach gute Gene, ihre zwei Jahre jüngere Schwester Agnes, die sie sehr vermisst, wurde 92 Jahre alt. Gertrud Winter selbst zog erst mit 93 Jahren von ihrer Wohnung in DüsseldorfFlingern in den Lindenhof um. Nach einem Sturz, bei dem sie sich glücklicherweise nicht schwer verletzte, schien das der Familie ratsam.
In Düsseldorf, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hat, wurde die Jubilarin am 26. Oktober 1921 geboren. Die Eltern Gertrud und Karl Ristau lebten mit ihren Kindern in Derendorf, die beiden Töchter besuchten die Volksschule an der Blücherstraße. Gern erinnert sich Gertrud Winter an die Tiere im Haushalt, etwa an Hund Rex, der gut auf das kleine Mädchen aufpasste. Der Berufswunsch Schneiderin erfüllte sich nicht, ihr Verlobter fiel im Zweiten Weltkrieg. Als wieder Frieden herrschte, fand Gertrud Winter eine Anstellung bei einem Dentalinstrumente-Hersteller. „Da haben wir Zahnarztbohrer für den Versand verpackt“, erzählt sie und blättert in einem Album mit Schwarz-WeißAufnahmen von Ausflügen und Festen mit der Firmenbelegschaft. Bei einem Schützenball in Düsseldorf schließlich lernte sie Hans Winter kennen. Die beiden heirateten, Sohn Rolf wurde geboren, der heute in Berlin lebt und arbeitet.
Die Tage im Lindenhof sind ruhig. In der warmen Jahreszeit setzt sich Gertrud Winter gern draußen an den Gartenteich. Regelmäßigen Besuch bekommt sie von Nichte Gertrud,mit Sohn Rolf telefoniert sie oft. Und vor ein paar Jahren hat sie ihre Leidenschaft für das Videospiel Mahjong entdeckt, mit dem sie sich fast täglich auf ihrem Tablet beschäftigt. „Das ist eine gute Konzentrationsübung“, findet Özlem Bölükcu, „und gar nicht so leicht.“