Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Grüner Wasserstoff aus Dormagen
Die beiden im Chempark ansässigen Unternehmen Ineos und Currenta wollen ein gemeinsames Projekt für Aufbau und Betrieb einer 100 Megawatt-Wasserelektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff starten.
DORMAGEN Es ist eine klassische Win-Win-Situation, die der Chemiekonzern Ineos gemeinsam mit dem Chempark-Betreiber Currenta auf die Beine stellt. Beide Unternehmen planen in einem gemeinsamen Projekt den Aufbau und Betrieb einer 100 Megawatt-Wasserelektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Das Besondere dabei sind die kurzen Wege: Produktion und Verwendung liegen dicht beieinander. Im Ergebnis können, so behaupten die Initiatoren, Treibhausgasemissionen von über 120.000 Tonnen pro Jahr eingespart werden.
Ziel des „Chem2Change“genannten Projekts: Der unter Einsatz von erneuerbarer Energie hergestellte Wasserstoff soll direkt in der von Ineos in Köln betriebenen Ammoniakund Methanolproduktion genutzt werden. Zudem können mit dieser großindustriellen Anlage die Wärmeerzeugungsprozesse von Currenta nachhaltiger gestaltet werden. Durch diese klimaneutrale Variante können zudem Wasserstoffbedarfe im Chempark und darüber hinaus gedeckt werden.
Durch die vielseitigen Wasserstoffanwendungsbereiche – auch im Logistik- und Verkehrssektor – soll dieses Projekt zudem viele Anknüpfungspunkte in der direkten Nachbarschaft des Chempark ergeben. „Es ist für die Chemieindustrie Nordrhein-Westfalens ein Leuchtturmprojekt“, sagt Currenta-Sprecher Maximilian Laufer. „Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der europäischen sowie der nationalen Wasserstoffstrategie geleistet und dient insbesondere der Erreichung der in der Wasserstoff-Roadmap NordrheinWestfalens gesetzten Klimaziele.“Hans Casier, CEO von Ineos Phenol & Ineos Nitriles: „Diese Entwicklung baut auf der führenden Rolle von Ineos bei der Dekarbonisierung der Industrie mit grünem Ammoniak und der Methanolproduktion aus grünem Wasserstoff auf. Der Übergang wird durch die wachsende Nachfrage nach kohlenstoffarmen und bezahlbaren Energiequellen vorangetrieben.“Sein Kollege Stephan Müller, Energy Commercial Manager Ineos Olefins & Polymers North, ergänzt: „Das grüne Wasserstoffprojekt ist ein wichtiger Meilenstein, um den Kohlenstoff-Fußabdruck am Standort Köln deutlich zu reduzieren.“In den Gesamtkontext stellt Frank Hyldmar, CEO des Chempark-Betreibers Currenta, das Projekt: „Treibhausgasarme Wasserstofferzeugung ist eine zentrale Technologie, damit die Wirtschaft in Europa CO2-neutral werden kann. Die Ziele dieses gemeinsamen Projektes passen deshalb perfekt zu unseren Ideen und Überzeugungen beim Thema Nachhaltigkeit. Wir wollen unsere Infrastruktur und unser Know-how in diese Entwicklung einbringen.“
Ineos betreibt am Standort Köln eine Reihe von Produktionsanlagen zur Herstellung von Basischemikalien wie z. B. Ethylen, Propylen, Butadien, Aromaten und Ammoniak. Diese Produkte sind wichtige Bausteine in der Chemie- und nachgelagerten Industrie, welche zum Beispiel zur Herstellung von Dämmstoffen, im Leichtbau für den Verkehrssektor sowie in der Energiewirtschaft für Windräder, Solaranlagen und Stromkabel benötigt werden. Ineos hat seit vielen Jahren Erfahrung mit Erzeugung, Transport und Einsatz von Wasserstoff. Dieser fällt auch am Standort Köln als Nebenprodukt an. Die
Ineos-Gruppe hat bereits mehrere Projekte in Europa auf den Weg gebracht, um emissionsarmen und grünen Wasserstoff zu entwickeln.
Der Chempark-Betreiber Currenta kann auf breite Erfahrung und Expertenwissen im Betrieb von Industrieanlagen und dem Management komplexer Genehmigungsverfahren setzen. Für Chemiestandorte typisch ist das Vorhandensein von Wasserstoffquellen und Wasserstoffbedarfen in den chemischen Produktionen. Die Chempark-Standorte verfügen über die erforderlichen Flächen und die nötige Infrastruktur wie Strom- und Gasnetzanbindungen und bieten damit ideale Voraussetzungen, um ein regionales Wasserstoffdrehkreuz aufzubauen.