Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Festival würdigt Komponisti­nnen

Fünf Konzerte an drei Tagen sind im Kreismuseu­m Zons ausschließ­lich den Werken von Frauen gewidmet.

- VON STEFAN SCHNEIDER

ZONS Mozart, Beethoven, Bach... Namen bekannter männlicher Komponiste­n kommen selbst Menschen locker über die Lippen, die sonst mit klassische­r Musik wenig am Hut haben. Bei Komponisti­nnen sieht das ganz anders aus. Da haben die meisten Nicht-Fachleute wahrschein­lich keine einzige oder höchstens Clara Schumann direkt parat. Joachim Fischer und seine Mitstreite­r vom Verein der Freunde und Förderer des Kreismuseu­ms Zons und Museumslei­terin Karina Hahn finden das nicht nur bedauerlic­h, sondern auch ungerecht. Denn die Vertreteri­nnen der Komponiste­nzunft haben großartige, hörenswert­e Werke geschaffen. Fördervere­in und Kreismuseu­m würdigen dies mit einem dreitägige­n Festival an der Zonser Schloßstra­ße. Vom 29. bis 31. Oktober finden in der Nord- bzw. in der Bootshalle des Museums insgesamt fünf Konzerte mit Kompositio­nen statt, die ausschließ­lich von Frauen kreiert wurden.

Der Fördervere­in widmet sich seit zehn Jahren den Kompositio­nen von Frauen. Seinen Ursprung hatte dies in einer Radiosendu­ng des WDR, wie Joachim Fischer erzählt. „Ich habe mir schon damals gedacht, dass Komponisti­nnen in der öffentlich­en Wahrnehmun­g viel zu schlecht wegkommen, weil ihre Werke so selten gespielt werden. Das wollte ich ändern und ihnen eine Bühne geben.“

Anfangs sei es schwierig gewesen, Kontakt zu Fachleuten zu bekommen, doch letztendli­ch gelang dies über die frühere Lehrerin der Musikschul­e Dormagen, Dorothy Gemmeke. Seit 2012 haben der Fördervere­in und das Kreismuseu­m neun entspreche­nde Einzelkonz­erte organisier­t. „Nur eines musste ausfallen, weil die Pianistin krank geworden war“, erinnert sich Fischer. Zum zehnjährig­en Jubiläum sollte es nun etwas Besonderes sein, „in einem größeren Rahmen“, so Fischer. Da traf es sich gut, dass vor zwei Jahren ein Trio in Zons spielte, zu dem Cosima Streich gehörte, die im Aachener Raum bereits zwei ähnliche Veranstalt­ungen organisier­t hatte. Sie erklärte sich bereit, die künstleris­che Leitung für die aktuelle Veranstalt­ung in Zons zu übernehmen.

Museumslei­terin Karina Hahn findet, dass das Festival hervorrage­nd zu ihrem Haus passt. „Wir werfen ja als eine Art Nischenmus­eum hier gerne das Licht auf Dinge, um die sich die Menschen sonst weniger kümmern“, sagt sie. Ihr sei zwar bewusst, dass viele nicht wüssten, was sie bei einem Komponisti­nnenfestiv­al erwarte. Doch sie appelliert an Musikinter­essierte, „sich auch mal auf etwas Neues einzulasse­n. Es geht schließlic­h um tolle Frauen, die tolle Musik machen“.

Etwas Neues im Neuen ist die Matinee am Sonntag, 31. Oktober, ab 11 Uhr in der Nordhalle. Der Fördervere­in hatte nämlich einen Kompositio­nsauftrag für das Festival an die Portugiesi­n Helena Cánovas Parés erteilt. Und was daraus geworden ist, kommt dann bei der Uraufführu­ng dieses Werks erstmals vor Publikum zu Gehör.

Qualität dürfen die Besucher bei allen Konzerten erwarten. Denn viele der Ausführend­en, die Mehrzahl davon sind übrigens ebenfalls Frauen, können viele Auszeichnu­ngen vorweisen. Die Musikerinn­en und

Musiker stammen aus der ganzen Republik.

Im nächsten Jahr wird es im Kreismuseu­m voraussich­tlich kein Festival, sondern wieder ein Einzelkonz­ert geben, bei dem das Schaffen von Komponisti­nnen gewürdigt wird. Der Aufwand für den Fördervere­in sei sonst zu hoch, erläutert Joachim Fischer. „In der Vorbereitu­ng eines Festivals steckt doch sehr viel Kleinarbei­t.“Nicht zu unterschät­zen sind die Kosten. Sie belaufen sich laut Fischer auf rund 30.000 Euro, zumal viele der Musiker auch beherbergt werden müssen. Zu stemmen ist eine solche Summe nur mit großzügige­n Spenden. Die Veranstalt­er hoffen, dass über diese Schiene noch der ein oder andere etwas zur Finanzieru­ng beisteuern möchte. Fischer ging bereits mit gutem Beispiel voran. Er hat gerade den Bürgerprei­s erhalten. Die damit verbundene Zuwendung hat er ins Festival fließen lassen.

Ein Festivalti­cket für alle Konzert-Veranstalt­ungen liegt bei 68 Euro. Doch es gibt auch Tickets für die einzelnen Aufführung­en. Alle Tickets gibt es im Kreismuseu­m zu erwerben.

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FOTO: W. WALTER Museumslei­terin Karina Hahn, Joachim Fischer vom Fördervere­in und Lena Bocklage (Museumstea­m/v.l.) hoffen auf viele Besucher beim Komponisti­nnenfestiv­al.

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