Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
76-Jährige kann endlich zurück in ihr Haus
In wenigen Tagen soll an der Hochstraße der Abriss des im März von einem Wasserschaden beschädigten Hauses starten. Danach kann Michaela Pfeiffer endlich ins Nachbarhaus zurückkehren – nach mehr als sieben Monaten.
HOCHNEUKIRCH Michaela Pfeiffer sieht Licht am Ende des Tunnels. Vor sieben Monaten musste die 76-Jährige aus ihrem Haus heraus, weil ein massiver Wasserschaden im Nachbargebäude an der Hochstraße auch ihre Bleibe in Mitleidenschaft gezogen hatte. „Der Bürgermeister hat mich jetzt angerufen und angekündigt, dass am Nachbargebäude die Abrissarbeiten Ende Oktober, Anfang November beginnen. Ich habe eine Perspektive, dass ich zu 95 Prozent Weihnachten wieder in meinen eigenen vier Wänden verbringen, dort einen Weihnachtsbaum aufstellen kann“, berichtet Michaela Pfeiffer. Im Kühlschrank stehe bereits eine Flasche Sekt bereit. „Die öffne ich aber erst, wenn ich wieder im Haus bin“, sagt sie.
Im März dieses Jahres waren Feuerwehr und Technisches Hilfswerk an der Hochstraße angerückt. Wegen
eines längere Zeit unbemerkt gebliebenen Wasserschadens waren im Nachbarhaus rund 30.000 Liter Wasser geströmt, hatten Fundamente absacken lassen. Mächtige Stützbalken wurden zur Absicherung gesetzt.
Auch Teile von Pfeiffers Wohnund Geschäftshaus waren betroffen, mehrere Dutzend Stahlstützen wurden in der Einfahrt in ihrem Haus eingezogen. Glück im Unglück: „Nach einer Grabung bis unter das Fundament haben Experten festgestellt, dass davon ausgegangen werden könne, dass mein Haus stabil sei“, berichtet die 76-Jährige. Im März hatte ein Bekannter ihr und ihrer Hündin Lilly sofort eine ZweiZimmer-Wohnung eine Straße weiter angeboten. Seit sieben Monaten kann sie immer nur kurz in ihr Haus, etwa als sie nach dem Sommer die Heizung angestellt hat.
„Der Auftrag zum Abriss des Nachbargebäudes „ist von der Stadt erteilt worden“, erklärt Stadtsprecher Norbert Wolf. Die Arbeiten sollen laut Wolf in wenigen Tagen starten, „höchstwahrscheinlich in der kommenden Woche. Wir gehen davon aus, dass die Nachbarin nächsten Monat wieder in ihr Haus zurückkehren kann.“
Der Abriss kostet laut Verwaltung einen „hohen fünfstelligen Betrag“. Die Stadt Jüchen wird im Rahmen einer sogenannten Ersatzvornahme aktiv – eine Zwangsvornahme für Fälle, wo der „verursachende Störer“nicht selbst in der Lage ist. eine Gefahr zu beseitigen, oder er nicht zur Verantwortung gezogen werden kann. „Die Stadt wird eine Kostenerstattung gegen den Eigentümer des veurachenden Schadens geltend machen“, sagt der Rathaussprecher.
Beim Abriss muss auch die Statik der Häuser berücksichtigt werden. Entgegen früherer Vermutung haben laut Pfeiffer die aneinander grenzenden Gebäude doch jeweils eine eigene Giebelwand.
Mit dem Abriss nebenan sei es aber keineswegs getan. „In meinem Haus sind mehrere Risse entstanden, einer geht durch die gesamte Wand“schildert Pfeiffer. Zudem würden mehrere Türen nicht mehr richtig schließen. Die Versicherung werde die Kosten übernehmen.
Untersuchungen hatte es vor wenigen Wochen auch vor dem Nachbarhaus gegeben. Dabei wurde im Ort vermutet, dass das Wasser seit dem Frühjahr noch monatelang geflossen sei. Im März sei die Wasserleitung dort geschlossen worden „aber wir haben die Schelle nicht hundertprozentig dicht bekommen. Das Wasser floss nicht mehr, sondern es tropfte noch“, erklärte dazu Ralf Bauten, Abteilungsleiter Bau und Betrieb bei den Kreiswerken Grevenbroich.
Wegen der zur Absicherung des Hauses gesetzten Stützen sei damals kein Tiefbau erfolgt, um die Leitung komplett zu schließen. Vor einigen Wochen habe die Stadt grünes Licht gegeben, der Hausanschluss sei dann vollständig getrennt worden.
Die an der Hochstraße beobachteten Arbeiten hatten einen anderen Anlass. Die Stadt hatte nach Auskunft von Norbert Wolf prüfen lassen, ob durch das viele Wasser sich unter der Fahrbahn Hohlräume gebildet hatten. „Es wurden keine Schäden festgestellt“, sagt der Stadtsprecher.
Was Michaela Pfeiffer als erstes macht, wenn sie nach dem Abriss nebenan wieder ins Haus kann? „Auf meinen Dachgarten gehen und nachsehen, was ich dort von meinen Pflanzen noch retten kann.“
„Als erstes sehe ich auf dem Dachgarten nach, was ich von meinen Pflanzen retten kann“Michaela Pfeiffer Nachbarin des Abriss-Hauses