Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Erfolgreich leben durch das „Spielen mit dem inneren Kind“
ROMMERSKIRCHEN (klni) Andrea Koltermann ist ausgebildete Logopädin, Kinderspieltherapeutin und Persönlichkeitsentwicklerin. 25 Jahre lang unterstützt sie vor allem Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Mit einem neuen Buchprojekt richtet sich ihr Angebot nun auch an Erwachsene: „Spielend erfolgreich“ist der Titel und beschreibt schon, worum es geht, nämlich um „das Spielen mit dem inneren Kind“. Dabei verknüpft sie Elemente aus der Kindertherapie mit gängigen Formaten aus der Coaching-Praxis.
Kindertherapie für Erwachsene? Der Appell an das Kind in jedem von uns als Medikation? Andrea Koltermann kann mit solchen Einwänden souverän umgehen. Männern falle es erheblich leichter, sich zu ihrem inneren Kind zu bekennen; bei Frauen registriere sie eher abwehrende Reaktionen. Wenn sie ihr Gegenüber erst einmal zum Sprechen gebracht habe, berichtet sie, sei das Eis bald gebrochen. „Spielende sind bei sich im Hier und Jetzt.“Sie ortet Blockaden, ungenutzte Potenziale, Talente und letztlich Wegweiser zu einem erfüllten Leben. Und ohne den nötigen Spaßfaktor liefe schon mal gar nichts, ergänzt sie. „Finden Sie zu Ihrem Kern“, trägt sie ratsuchenden Menschen auf. Man müsse sich eben nur darauf einlassen, meint Koltermann.
Die Therapeutin erkundet bei jedem Gegenüber Erfahrungen, frühkindliche Prägungen und Einflüsse von Verboten. Diese Dinge beim Namen zu nennen, sei bereits die halbe Therapie, türmen sich doch allzu oft Verdrängungen als sperrige Barrieren auf. In einer leistungs- und erfolgsorientierten Gesellschaft kommt nach Meinung der Therapeutin der spielende Mensch zu kurz, ja werde gar mit skeptischem Stirnrunzeln bedacht. Ihr Gegenentwurf trumpft kräftig auf. „Die inneren Menschen sind viel stärker.“Dazu gehöre unbedingt das komplette Menschenbild, sei das selbstvergessene Spielen ein unbedingter Aktivposten der Humanität. Der Blick ringsum offenbare Erschreckendes, so konstatiert die resolut auf Abhilfe sinnende Andrea Koltermann: „Wir haben so viele Erwachsene, die gern spielen wollten, das aber nicht dürfen.“Deshalb ist lebenslanges Spielen für sie der Ansatz. Das Lernen, sogar das Studieren, ginge damit viel leichter von der Hand, wenn es gemeinsam oder einzeln angepackt wird. Der Mensch werde eben nicht nur durch die kühle Ratio zum Menschen, durch konturenlose Anpassung an Gepflogenheiten, die für alle verbindlich sind, sondern er sei es von Anfang an durch seinen Spieltrieb. Den zu unterdrücken, das bedeutet Verlust an Lebensqualität. Und das heißt, in der Persönlichkeitsentwicklung sehr lange und oft genug unproduktive Umwege zu gehen.