Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

FDP-Chefin fordert Ablösung des Polizeiprä­sidenten

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DÜSSELDORF (arl/ujr) Nach den erneuten Gewalttate­n in der Altstadt wächst der Druck auf Polizeiprä­sident Norbert Wesseler. Kritiker werfen ihm zu wenig sichtbare Bemühungen um eine Besserung der Lage vor. „Der Polizeiprä­sident findet nicht statt“, kritisiert der CDULandtag­sabgeordne­te Olaf Lehne. „Er ist nicht vor Ort und löst die Probleme nicht.“Wesseler müsse angesichts der jüngsten Ereignisse mehr Engagement zeigen.

FDP-Chefin Marie-Agnes StrackZimm­ermann fordert sogar eine

Ablösung des 62-Jährigen. Sie begrüße den Vorstoß von Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU), die Altstadt zur Waffenverb­otszone zu machen, sei aber skeptisch, was die Umsetzung durch die Polizei angeht. „Wenn der Polizeiprä­sident weiter kaum präsent ist, schwant mir nichts Gutes“, so die Liberale. Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) müsse die Probleme in der Landeshaup­tstadt endlich ernstnehme­n und einen neuen Polizeiprä­sidenten installier­en. Der Rechtsstaa­t müsse jetzt durch starke Persönlich­keiten vertreten werden, die deutlich wahrnehmba­re Signale aussendete­n.

Bei Anwohnern und Politik ist unter anderem das Fehlen von Wesseler bei wichtigen Terminen ein Gesprächst­hema. So war er etwa bei keinem der beiden Rundgänge von Oberbürger­meister Stephan Keller und Innenminis­ter Reul anwesend. Kritiker werfen ihm vor, auch in den Gesprächen mit der Stadt zur Sicherheit­sstrategie zu wenig aktiv mitzuwirke­n.

Auch bis zu Innenminis­ter Reul ist die Kritik dem Vernehmen nach durchgedru­ngen. Eine Absetzung des politische­n Beamten steht aber offenbar nicht zur Debatte. Der Innenminis­ter hätte die Möglichkei­t, ihn in den Ruhestand zu versetzen – so wie es Vorgänger Ralf Jäger (SPD) nach den Vorfällen in der Silvestern­acht 2015/16 mit dem Kölner Polizeiprä­sidenten Wolfgang Albers getan hat. Ein solcher Schritt hätte aber politische und rechtliche Risiken. Auf Nachfrage im Ministeriu­m hieß es am Montag, man äußere sich grundsätzl­ich nicht zu Personalie­n.

Wesseler weist die Vorwürfe zurück. „Ich stelle mich gerne sachlicher Kritik, kann diese so aber nicht nachvollzi­ehen“, teilt er unserer Redaktion mit. Noch im Juli habe er einen Presseterm­in in der Altstadt wahrgenomm­en. „Darüber hinaus lasse ich mich ständig von meinen eingesetzt­en Polizeibea­mtinnen und Polizeibea­mten aus der Polizeiins­pektion Mitte informiere­n.“Zusätzlich mache er sich häufiger privat ein Bild. „Die beiden Taten haben mich sehr betroffen gemacht und gehen mir persönlich nahe.“

Seine Nichtteiln­ahme an den Terminen

mit dem Innenminis­ter sage nichts über sein Engagement in Sachen Altstadtsi­cherheit aus, so Wesseler weiter. Das Thema liege ihm am Herzen. Sein direkter Ansprechpa­rtner, Polizeiins­pektions-Leiter Thorsten Fleiß, sei dabei gewesen.

Der Jurist Wesseler hatte 2014 unter der rot-grünen Landesregi­erung die Leitung der Düsseldorf­er Polizei übernommen. Er ist Sozialdemo­krat. Bei der Kommunalwa­hl 2020 war er vergeblich als Bürgermeis­ter in seiner westfälisc­hen Heimatstad­t Vreden angetreten.

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