Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mit Rückenwind fit für den Arbeitsmarkt
Durch den Kampfsport hat Gino Blanco wieder in die richtige Spur gefunden. Der 49-Jährige gibt seine Erfahrungen weiter und gründete den Verein „Rückenwind“. Dieser soll Jugendlichen neue Perspektiven für ihr Leben aufzeigen.
KAARST Er hat sich im wahrsten Sinne des Wortes durchgeboxt und möchte anderen jungen Menschen auch den Weg ebnen: Wenn Gino Blanco (49) über seine Initiative „Rückenwind“berichtet, leuchten seine Augen und er erzählt engagiert über seinen ehrenamtlichen Einsatz. Geprägt hat ihn der frühe Tod seiner Mutter, den er als Sechsjähriger verkraften musste. Sein Leben spielte sich viel auf der Straße ab. Mit 14 Jahren entdeckte er das Thai-Boxen – ein Ventil, das ihn letztendlich „in die Spur brachte“, wie er sagt: Heute ist er als Betriebsleiter im Bereich Maschinenbau tätig, verheiratet und Vater zweier Söhne. Die segensreichen erlebten Erfahrungen durch den Sport wie Sieg, Niederlage, Disziplin, Respekt und Teamfähigkeit gibt er seit zwölf Jahren an Jugendliche weiter, indem er versucht, sie über Kampfsport zu erreichen.
Begonnen hatte alles in der Freizeiteinrichtung „Die Insel“mit einem Boxangebot für Jugendliche, das in „Talent trifft Management“überging. 2019 gründete Gino Blanco den Verein „Rückenwind“. Und so funktioniert das Ganze: Bekommt ein Jugendlicher durch Mundpropaganda Kontakt zu Gino Blanco, durchläuft er bei ihm ein sechsmonatiges Programm. Dazu gehört zwei Mal wöchentlich Kampfsporttraining in der Turnhalle an der Bussardstraße. Sport ist der Schlüssel, um bei Gruppen- und Einzelgesprächen ins Gespräch zu kommen: Was möchte er mal werden, wo liegen seine Stärken und seine Interessen? Anschließend wird ein kurzes Video gedreht, mit dem sich der Jugendliche vorstellt. Gino Blanco macht sich dann auf die Suche nach einem geeigneten Betrieb und versucht ihn davon zu überzeugen, seinem Schützling eine Perspektive zu geben: Bewusst werde dabei nicht sofort über Noten, sondern über persönliche Fähigkeiten und Talente gesprochen, die unabhängig von fachlicher Kompetenz sind – also die Dinge, die sich durch das Sporttraining herauskristallisiert haben und eine Relativierung schlechter Noten bedeuten.
„Oft handelt es sich um Praktika und Ausbildungen im Bereich Automobil, Logistik und Lager“, erklärt Blanco. Kommt eine Kooperation zustande, verleiht sein inzwischen zertifizierter Verein dem jeweiligen Unternehmen ein entsprechendes Siegel für regionales soziales Engagement. Zudem erscheint der Name auf der Homepage von „Rückenwind“und es locken noch weitere „Pakete“, um den Profit für die Firma weiter zu stabilisieren – eine Win-Win-Situation für alle: „Ich habe schon dreißig Jugendlichen Ausbildungen vermittelt“, sagt Blanco stolz. Sie bringen sich als Mentoren weiter ein, begleiten andere bei Bewerbungen und Ausbildungen. Einer studiere inzwischen sogar an der Rheinisch-WestfälischTechnischen Hochschule in Aachen.
Um sein Projekt weiter voranzutreiben, möchte Blanco ein Netzwerk von Unternehmen im Rhein-KreisNeuss aufbauen.
Außerdem sucht er eine Halle und ein Büro, um Gespräche mit Kandidaten und Firmen führen zu können – eine zentrale Anlaufstelle fehlt bisher. Dafür brauche es aber Sponsoren. Gino Blancos großes Ziel ist eine „Rückenwind-Akademie“. Blanco steckt viel Herzblut in seinen Verein: „Ich möchte einfach helfen“, fasst er seine Motivation schlicht zusammen. Nun hofft der Kaarster auf viele weitere Unterstützer, um Jugendliche voranzubringen.