Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Große Lust auf die Special Olympics
Mit der Eröffnungsfeier im Stadion An der Alten Försterei in Berlin beginnen am Sonntag die Nationalen Spiele von Special Olympics. Unter den 4000 Athleten und Athletinnen, die bis Freitag in 20 Sportarten um Medaillen kämpfen, sind auch 34 Aktive aus Neuss.
NEUSS Mit Mannschaftsleitung und Trainern besteht die vom NTC Stadtwald, TC Grün-Weiß Neuss und dem Sport-Team der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) gebildete Delegation sogar aus 48 Personen. Die aktuell mit Abstand größte inklusive Sportveranstaltung im Lande dient gleichzeitig als Ouvertüre für das ganz große Kino: die Weltspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung im nächsten Jahr (17. bis 24. Juni) an gleicher Stelle.
„Die bei den Wettbewerben erfolgreichen Athleten und ihre Unified Partner haben die fantastische Chance, sich für das Deutsche Special-Olympics-Nationteam 2023 zu qualifizieren“, sagt GW-Delegationsleiter Hans Joachim Schell in seiner Funktion als Inklusionsbeauftragter des Stadtsportverbandes Neuss. Die Motivation, in den anstehenden Wettbewerben, getreu dem Special-Olympics-Eid „mutig sein Bestes“zu geben, sei also riesengroß. Das kann Louis Kleemeyer von den Unified-Fighters des TC Stadtwald nur bestätigen. „Ich hatte erst vor kurzem die Gelegenheit, mich mit den Tennisprofis Andrea Petkovic und Gaby Dabrowski in einer Trainingseinheit auf die Meisterschaften vorzubereiten. Das war mega-cool. Jetzt will ich in Berlin gut spielen und mich für die Weltspiele qualifizieren.“
Die Form stimmt. Nach der fordernden und mitunter frustrierenden Coronazeit hatte am Stadtwald und an der Pomona im Frühjahr endlich das Vorbereitung auf das Großereignis begonnen. Darin eingebettet, Tennisturniere in Ludwigshafen und zuletzt an Pfingsten in Krefeld. In den abschließenden Trainingseinheiten erfolgte dann an den vergangenen Tagen der Feinschliff. Alisa Kleist, junge Athletin des TC Grün-Weiß Neuss, dessen Teammitglieder sich selbst „Die „Handicaps“nennen, weiß genau, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Voller Vorfreude sagt sie: „Ich war letztes Jahr in Berlin bei den Landesspielen Berlin/ Brandenburg. Wir haben Tennis gespielt und die Stadt besichtigt. Berlin hat mir so gut gefallen, dass ich auch dieses Jahr in Berlin wieder unbedingt dabei sein wollte.“
Eine Spur gelassener geht ihr Vereinskollege Patrick Haberland, seit mehr als einem Jahrzehnt zuverlässiger Medaillensammler bei allen mit den Special Olympics verbundenen Wettkämpfen, die kommenden Tage an: „Die letzten nationalen Sommerspiele 2018 in Kiel waren schon toll – da habe ich gewonnen. Jetzt sind junge, starke Athleten hinzugekommen, die ich von den vergangenen Turnieren her schon kenne. Die Tagesform am letzten Tag des langen Turniers wird wieder entscheiden – und da war ich immer gut!“
Das (sportliche) Abenteurer für das „Team Neuss“beginnt am Sonntag um 10.16 Uhr auf dem Bahnsteig des Hauptbahnhofs mit der Fahrt nach Berlin, wo bereits am Abend (20 Uhr) mit der Eröffnungsfeier im Stadion „Alte Försterei“, Heimat des Fußball-Bundesligisten Union Berlin, der erste Höhepunkt der fünftägigen Reise ansteht. Auf die der Einteilung der Aktiven in Leistungsgruppen dienenden Klassifizierungsrunden zu Beginn der Woche folgen am Donnerstag und Freitag die Finals in allen Disziplinen.
„Das ist alles sehr aufregend und auch sehr anstrengend“, führt Schell aus, „denn die sportliche und logistische Vorbereitung, die Gewinnung von Betreuungspersonal und das Ansparen der doch erheblichen Reisekosten für eine Woche im Hotel zur Hauptreisezeit verlangt viel Einsatz der Delegationsleitungen. Darum sind wir sehr froh und dankbar, dass uns die entsendenden Vereine mit ihren Trainern, die Stadt Neuss, der SSV Neuss und die Tandem-Stiftung sowie der Rhein-Kreis Neuss bei den überregionalen Sportveranstaltungen von Special Olympics so tatkräftig unterstützen.“
Und auch wenn er und seine vielen Mitstreiter der Erfolg ihrer Arbeit nicht daran messen, sei daran erinnert: Bei den Weltspielen 2019 in Abu Dhabi gab es für die Quirinusstädt einmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze.