Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In privater Mission in die Partnersta­dt

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Offiziell feiert Neuss erst im Herbst das Goldjubilä­um seiner Städtepart­nerschaft mit Châlons-enChampagn­e. Doch Vereine und Privatleut­e ergreifen schon die Initiative und stellen zu dem Ereignis etwas auf die Beine.

NEUSS/CHALONS Der Geburtstag war schon, aber gefeiert wird später: Am 10. Juni 1972 unterzeich­neten der damalige Oberbürger­meister Herbert Karrenberg und sein französisc­her Amtskolleg­e Jean Degraeve die Urkunden, die die Städtepart­nerschaft zwischen Neuss und Châlons-enChampgne, das damals noch Châlons-sur-Marne hieß, besiegelte­n. Die gegenseiti­gen Besuche der offizielle­n Delegation­en sind Mitte beziehungs­weise Ende September geplant, doch rechtzeiti­g zum Termin hat es Hakan Temel in die erste und älteste Partnersta­dt geschafft. „Ohne Mandat, ganz inoffiziel­l“, wie er betont. Drei Tage war er vor Ort.

Temel, seit Ende 2020 Vorsitzend­er des Komitees für Partnersch­aften und internatio­nale Beziehunge­n, hat sich für seine erste Amtszeit vorgenomme­n, die europäisch­en Partnerstä­dte zu bereisen. „Gerne mit dem Auto, gerne auch privat“, sagt der SPD-Stadtveror­dnete, der über Fronleichn­am ins kroatische Rijeka – Partnersta­dt seit 1990 – gereist ist.

In Châlons sei die Vorfreude auf den Besuch der Neusser groß, die vom 30. September bis 2. Oktober erwartet werden, berichtet Temel. Denn sein privater Besuch bekam schnell etwas Halboffizi­elles, als er kurz nach seiner Ankunft eher zufällig beim monatliche­n Stammtisch der Ami C‘allemand landete, dem Partnersch­aftsverein. Dort wurde er – angekündig­t vom Deutsch-französisc­hen Kulturkrei­s und mit NeussPräse­nten aus der Tourist-Info im Gepäck – gut aufgenomme­n und erfuhr erste Details über die Jubiläumsf­eierlichke­iten in Châlons.

In Neuss haben das Jubiläum auch schon viele im Visier. Das Partnersch­aftskomite­e billigte Anfang Mai das Programm für den „Bus nach Châlons“, der seit gut zwei Jahrzehnte­n Menschen nach Nordfrankr­eich bringt, die sonst keinen Zugang – etwa über Vereine – zu dieser Städtepart­nerschaft haben. Anfang Juni stiftete der Kulturkrei­s aus Anlass des Jubiläums eine Bank, die nun an einer Boulé-Bahn im Jahnstadti­on steht. Und die Jugendabte­ilung der DJK Gnadental hat – ganz aktuell – an diesem Wochenende drei Jugendmann­schaften aus der französisc­hen Partnersta­dt zu Gast, um gemeinsame Trainingse­inheiten und Freundscha­ftsspiele zu absolviere­n und am Sonntag mit dem letzten Spiel der Seniorenma­nnschaft deren Saisonabsc­hluss zu feiern.

Die Städtepart­nerschaft war in Neuss zuletzt im Juni vor zehn Jahren groß gefeiert worden. Es gab eine Chronik zur Geschichte dieser Freundscha­ft, eine Champagner-Sonderabfü­llung und eine neue Ehrengabe, um Verdienste um Städtepart­nerschafte­n auszuzeich­nen. Diese wurde dem damaligen Bürgermeis­ter Bruno Bourg-Broc verliehen. Der wiederum machte Neuss eine Fahne seiner Heimatstad­t zum Geschenk. Zum Programm gehörten damals ein gemeinsame­r Besuch der Klassiknac­ht im Rosengarte­n, Festakt und ein Abend der Begegnung. Aber auch viele Vereine und Verbände stellten zu dem Anlass etwas

Wir müssen die Potenziale von Städtepart­nerschafte­n besser nutzen

Hakan Temel Vorsitzend­er des Komitees für internatio­nale Beziehunge­n auf die Beine. Die Pfadfinder vom Stamm „Alfred Delp“etwa organisier­ten ein erstes EU-Camp.

Der Kontakt der Partnerstä­dte war eher zufällig zustande gekommen, vermittelt durch die Präsidenti­n des Deutsch-Französisc­hen Jugendwerk­s. Unterzeich­net wurde die Partnersch­aft aber erst, wie sich die langjährig­e Komiteevor­sitzende Angelika Quiring-Perl erinnert, „nachdem die schulische­n und sportliche­n Kontakte etwas gereift waren“.

Die Gäste aus Châlon werden vom 16. bis 18 September in Neuss erwartet. Und Temel freut sich darauf. Auch wegen der gut funktionie­renden Partnersch­aft mit Châlons sei Neuss im vergangene­n Jahr durch das Land als „Europaakti­ve Kommune“ausgezeich­net worden, erinnert er, fügt aber gleich hinzu: „Wir müssen die Potenziale von Städtepart­nerschafte­n und europäisch­er Zivilgesel­lschaft stärker ausarbeite­n und besser nutzen, um dem Friedenspr­ojekt Europa dauerhaft gerecht werden zu können.“Er begrüßt daher, dass sich der Rat der Gemeinden und Regionen Europas für eine stärkere Förderung der kommunalen Familie und ihrer (Städte)-Partnersch­aften ausgesproc­hen hat.

 ?? FOTO: TEMEL ?? Nur 300 Kilometer trennen Neuss und Châlons-en-Champagne, die seit 1972 eine Städtepart­nerschaft pflegen. Hakan Temel, Vorsitzend­er des Komitees für internatio­nale Beziehunge­n, war der erste Besucher im Jubiläumsj­ahr. Mit einer offizielle­n Delegation wird er die Fahrt Ende September wiederhole­n.
FOTO: TEMEL Nur 300 Kilometer trennen Neuss und Châlons-en-Champagne, die seit 1972 eine Städtepart­nerschaft pflegen. Hakan Temel, Vorsitzend­er des Komitees für internatio­nale Beziehunge­n, war der erste Besucher im Jubiläumsj­ahr. Mit einer offizielle­n Delegation wird er die Fahrt Ende September wiederhole­n.
 ?? FOTO: ARCHIV ?? Amelie Karrenberg (l.), Frau des damaligen Oberbürger­meisters, präsentier­te 1972 die neuen Schilder.
FOTO: ARCHIV Amelie Karrenberg (l.), Frau des damaligen Oberbürger­meisters, präsentier­te 1972 die neuen Schilder.
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ARCHIV: WOI Mit Bruno Bourg-Broc (l.) und Thomas Nickel wurde die Partnersch­aft zuletzt vor zehn Jahren gefeiert.

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