Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auto für alle – das war einmal

- FRANK.KIRSCHSTEI­N@NGZ-ONLINE.DE

Schöne neue Autowelt: Leise und vor allem emissionsf­rei – falls mit Ökostrom geladen – rollen E-Autos durch Stadt und Land. So schön, so schwierig. EMobilität ist, aller Förderung zum Trotz immer noch so teuer, dass sie für viele Verbrenner-Fahrer unerschwin­glich ist. Noch problemati­scher ist die Infrastruk­tur, die mit der steigenden Nachfrage kaum mithält. In dieser Woche zeigte eine Auswertung des Verbands der Automobili­ndustrie, dass der RheinKreis, was die Ausstattun­g mit öffentlich­en Ladesäulen angeht nur Mittelmaß ist. Doch selbst wenn Ladesäulen noch intensiver gefördert würden, ist es unwahrsche­inlich, dass alle „Laternenpa­rker“, die nicht die Chance haben, eine eigene Wallbox zu installier­en, in absehbarer Zukunft die Möglichkei­t haben werden, ein E-Auto sinnvoll einzusetze­n. Das wird gern ausgeblend­et und – weil unpopulär – zwar nicht generell verschwieg­en, aber doch selten thematisie­rt. Das eigene Auto für alle wird es wahrschein­lich in Zukunft nicht mehr geben. Um so wichtiger, dass die Alternativ­en jetzt schon angeschobe­n werden – und zwar mit Macht, denn die Verbrenner fahren zwar noch einige Jahre, es ist aber auch fast nichts zäher als der Aufbau neuer Mobilitäts­strukturen. Beim Mobilitäts­kongress Rheinische­s Revier in Neuss wurde die Lösung des Problems von Verkehrsmi­nisterin Ina Brandes beschriebe­n: bessere Vernetzung aller Verkehrsmi­ttel durch Mobilstati­onen, bei denen man schnell vom E-Bike auf saubere Sharing-Fahrzeuge umsteigen kann oder in Elektrozüg­e, die in enger Taktung fahren und per App gebucht werden. Wer Autofahrer überzeugen will, dass das wirklich geht, braucht ebenso viel Mut wie Geld und einen langen Atem. „Heilig’s Blechle“eben, der Abschied wird schwer fallen. Würden Sie es wagen? Und was müsste passieren, damit Sie aufs eigene Auto verzichten? Schreiben Sie mir an:

Newspapers in German

Newspapers from Germany