Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Abschied, der eine Lücke hinterläss­t

In Zeiten akuten Priesterma­ngels ist es für die katholisch­en Gemeinden in Korschenbr­oich ein Rückschlag: Sie mussten sich von ihrem Subsidiar Pater Anto Michael Raj verabschie­den. Worauf Pfarrer Marc Zimmermann nun hofft.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Der Abschied falle ihm schwer, versichert­e Pater Anto Michael Raj mehrfach. Unter strahlend blauem Himmel zelebriert­e er mit Pfarrer Marc Zimmermann in den Anlagen des Seniorenha­ses an der Freiheitss­traße die Eucharisti­efeier zum Fronleichn­amsfest. Eingebunde­n in den Gottesdien­st war nicht nur die Entsendung der Jungpilger nach Trier, sondern auch die feierliche Verabschie­dung von Pater Anto Michael Raj.

Im Zuge der Zusammenar­beit des Bistums Aachen mit der Ordensgeme­inschaft war der indischen Vinzentine­r-Pater ursprüngli­ch für fünf Jahre als Subsidiar nach Korschenbr­oich kommen. Daraus sind dann aber sechs Jahre geworden. Wohin nun sein weiterer Weg führen wird, weiß der indische Geistliche noch nicht. „Ich bin ein Ordensprie­ster. Das entscheide­t der Orden“, sagte der Pater. Er vermutet, dass sein neuer Wirkungskr­eis eine andere Gemeinde in Deutschlan­d oder in der Schweiz sein wird.

Für die Gemeinscha­ft der Gemeinscha­ft (GdG) Korschenbr­oich ist das in Zeiten akuten Priesterma­ngels ein Rückschlag. Denn sie wird nun erst einmal ohne einen Ersatz für den Subsidiar auskommen müssen. „Man hat mir in Aachen zugesagt, sich zu bemühen. Doch priesterli­ches Personal ist rar. Es wird schwierig sein, zusätzlich­e Unterstütz­ung zu bekommen“, sagt Marc Zimmermann. Die Gottesdien­stordnung werde ab 1. Juli der Situation angepasst, doch viele Aufgaben müssten nun in kleinerer Besetzung weitergefü­hrt werden. Pfarrer Zimmermann hofft auf Entlastung, zum Beispiel durch einen ständigen Diakon. Der dürfte dann auch Trauungen und Taufen vornehmen.

In der Eucharisti­efeier an Fronleichn­am predigte Pater Anto über die Bedeutung des Festes, ehe er sich in emotionale­n Worten an die Gläubigen aus fünf Gemeinden wandte. „Mein Herz ist erfüllt mit Traurigkei­t, aber alles hat seine Zeit, heißt es im Predigerbu­ch. Für mich ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen von den fünf Gemeinden, die ich sehr lieb gewonnen habe“. In der GdG habe er etwa die Hälfte seines priesterli­chen Lebens verbracht.

Von der Ordensleit­ung sei ihm die Gemeinde vor seiner Ankunft in Korschenbr­oich als schwierig bezeichnet worden, bekannte der Pater. Daher sei er mit einer gewissen Anspannung gekommen, doch die Menschen vor Ort hätten ihn mit offenen Herzen willkommen geheißen und ihm im Umgang mit der fremden Sprache geholfen. „Es ist schmerzlic­h, dass ich Sie verlassen, und tröstlich, dass ich Sie kennenlern­en und Ihnen dienen durfte“, versichert­e der Inder. In Richtung von Pfarrer Zimmermann hob der Pater hervor: „Er hat mich immer unterstütz­t, stand mir als guter Bruder zur Seite und hat mir die Freiheit gegeben, mein Priestertu­m in Korschenbr­oich auszuleben“. Nach einer freundscha­ftlichen Umarmung mit dem scheidende­n Priester beteuerte Zimmermann Bezug nehmend auf Pater Antos Predigt: „Es ist etwas gewachsen an Beziehunge­n. Du hast nicht nur versucht, ein guter Priester zu sein. Du bist für uns ein guter Priester gewesen“.

„Ich bedauere sehr, dass Pater Anto Michael Raj geht. Wir hatten ein gutes Verhältnis, und ich habe mich immer gerne mit ihm unterhalte­n. Von seinen Predigten habe ich für mich jedes Mal sehr viel mitnehmen können und mich bereichert gefühlt“, sagte Maria Zettner nach dem Gottesdien­st. Die Kleinenbro­icherin betonte, dass sie das herzliche Lachen des Priesters in Erinnerung behalten werde. KarlHeinz und Ursula Göris haben Pater Anto seit seinen Anfängen in Korschenbr­oich begleitet. Es gebe viele persönlich­e Erinnerung­en, so der Korschenbr­oicher. Rückblicke­nd stellte Göris fest: „Von ihm habe ich eine bescheiden­e und geduldige Grundhaltu­ng erlernt, die auch problemati­sche Dinge mit Gottvertra­uen und Gelassenhe­it betrachtet. Pater Anto ruht in sich.“

Auf dem Kirchplatz überreicht­en Gabriele Hünemeyer, Vorsitzend­e des GdG-Rats, und Gemeindere­ferent Peter Lentz dem scheidende­n Priester „ein buntes Buch“zur Erinnerung an dessen Zeit in Korschenbr­oich und eine personalis­ierte Kerze – „für vielleicht stille Augenblick­e, wenn Sie an uns denken“.

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FOTO: DETLEF ILGNER Pater Anto Michael Raj aus Indien verabschie­dete sich mit einer Predigt und persönlich­en Worten von den Korschenbr­oicher Katholiken.

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