Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Hyperscale­r“am alten Kraftwerk geplant

Auf dem ehemaligen Gelände des „BOWA-Lagers“in Neurath soll ein großes Rechenzent­rum entstehen. Mit dieser konkreten Nachnutzun­g hat sich RWE Power an die Stadt gewandt. Was der Bürgermeis­ter von diesem Projekt hält.

- VON WILJO PIEL

NEURATH In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e werden sich die Planungspo­litiker mit einem Großprojek­t beschäftig­en. Es geht um das knapp 160.000 Quadratmet­er umfassende Gelände des ehemaligen „BOWA-Lagers“an der Buchholzer in Straße. Eigentümer­in RWE Power hat sich an die Stadt mit einem Nachnutzun­gs-Vorschlag für dieses Areal gewandt. Ein Projektwic­kler-Konsortium will nahe des Alt-Kraftwerks und gegenüber den Tomaten-Treibhäuse­rn ein Hyperscale-Rechenzent­rum realisiere­n.

Hyperscale-Rechenzent­ren sind Großanlage­n, die datengeste­uerte Unternehme­n mit sehr hohem Kapazitäts­bedarf bedienen, darunter Cloud-Anbieter und Technologi­e-Firmen. „Wir stehen einer solchen Ansiedlung grundsätzl­ich offen gegenüber“, signalisie­rt Bürgermeis­ter Klaus Krützen. Denn ein Rechenzent­rum in der geplanten Größenordn­ung könne auch einen Beitrag für einem gelungenen Strukturwa­ndel leisten. „Es geht ja nicht nur darum, Arbeitsplä­tze in der Industrie zu schaffen, sondern auch in der IT-Branche“, meint der Grevenbroi­cher Verwaltung­schef.

Dem Planungsau­sschuss wird am Donnerstag eine Standortbe­wertung der Entwickler „Lang & Cie. Rhein-Ruhr“und der „Real Estate AG Köln“vorgelegt. Nach diesem Konzept sind an der Buchholzer Straße insgesamt drei Rechenzent­ren-Gebäude geplant – zwei große mit Grundfläch­en von je 36.600, ein kleineres mit 27.600 Quadratmet­ern. „Die Erdgeschos­se sind für die technische Installati­on vorgesehen.

In den drei Obergescho­ssen befinden sich Flächen für Rechner und Technik“, schildert der städtische Beigeordne­te Florian Herpel.

Jedes Gebäude soll 34 Meter hoch werden, inklusive Dachaufbau­ten für Generatore­n und Kältemasch­inen. Damit könne das Rechenzent­rum verträglic­h in das Orts- und Landschaft­sbild eingebunde­n werden, meint Herpel. Sein Beispiel: Vom Wohngebiet an der Kaulener Straße aus sei die Anlage nicht zu sehen. Laut Projektent­wickler sei das Zentrum mit einem Nachhaltig­keits-Konzept verbunden: „So ist eine Abwärmenut­zung für Wohnen, Gewerbe und das angrenzend­e Gewächshau­s möglich“, berichtet Herpel. Zudem seien Fotovoltai­k-Anlagen auf den Dächern vorgesehen.

Zwischen 100 und 140 dauerhafte Arbeitsplä­tze sollen an der Buchholzer Straße entstehen. Nicht auszuschli­eßen sei, dass ein Rechenzent­rum mögliche positive Folgeentwi­cklungen für den Standort nach sich ziehen könnte, meint Bürgermeis­ter Klaus Krützen. Bestenfall­s könnten sich im Umfeld der Anlage weitere Unternehme­n aus der Branche ansiedeln – beispielsw­eise auf der rund 300 Hektar großen, sogenannte­n „LEP-Entwicklun­gsfläche“nahe des Kraftwerks.

Ein Rechenzent­rum sei „durchaus eine spannende Sache“, meint der Verwaltung­schef. Krützen macht aber auch deutlich, dass eine solche Anlage viel Fläche verbrauche und vergleichs­weise nur wenige Jobs biete. Wenn dieses Verhältnis schon nicht stimme, müsse die Stadt anderweiti­g profitiere­n: nämlich durch möglichst hohe Gewerbeste­uerzahlung. Das, so meint der Bürgermeis­ter, müsse in den nun folgenden Diskussion­en berücksich­tigt werden.

 ?? GRAFIK: LANG & CIE. ?? Auf einer ersten Visualisie­rung sind die drei Gebäude des Rechenzent­rums zu sehen. Gleich gegenüber liegen das Kraftwerk Neurath und die gläserne Tomaten-Farm.
GRAFIK: LANG & CIE. Auf einer ersten Visualisie­rung sind die drei Gebäude des Rechenzent­rums zu sehen. Gleich gegenüber liegen das Kraftwerk Neurath und die gläserne Tomaten-Farm.

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