Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rheinische Denkmalschützer reagieren auf Kritik der SPD
GREVENBROICH (wilp) Der Rheinische Verein fordert einen Denkmalschutz für das Kraftwerk Frimmersdorf – und wehrt sich gegen die Kritik aus den Reihen der SPD. „Wer die Meinung eines anderen, die ihm nicht passt, als spinnerte Idee abtut, disqualifiziert sich selbst – auch als Demokrat“, sagt Helmut Friedrichs vom Regionalverband DüsseldorfMettmann-Neuss. Der Urheber der Denkmalschutz-Idee bezieht sich dabei auf den von SPD-Fraktionschef Daniel Rinkert geäußerten Unmut über den Vorschlag des Vereins.
„Wir wollen und werden niemandem ,Knüppel zwischen die Beine‘ werfen – und wir werden uns nicht gegen eine gewerbliche oder industrielle Nutzung sperren“, macht Friedrichs deutlich. Auch wenn Rinkert „jegliche Einflussnahme von Nicht-Heimischen“ablehne, gebe es doch europaweit zahlreiche beispielhafte Umwandlungen, „die den Blick über den Zaun lohnen“würden. Friedrichs nennt etwa das Hochofenwerk Belval in Esch-su-Alzette, das Sulzer-Gelände in Winterthur, die Gasbehälter in Wien-Simmering, die Kaffee- und Teefabrik Van Nelle in Rotterdam sowie den Zollverein mit dem Gründer- und Unternehmungszentrum „triple-z“in Essen. Bei diesen Objekten wurden industrielle Vergangenheit mit nachhaltiger Zukunftsperspektive und entsprechenden Arbeitsplatzangeboten revitalisiert“, sagt Friedrichs. Sein Appell: „Machen wir gemeinsam Frimmersdorf II zu einem Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus – und lassen wir es nicht zu, dass die Geschichte des Braunkohle-Abbaus und seiner Verstromung in historischer Bedeutungslosigkeit spurlos verschwindet“.
Auch die Grünen haben sich gegenüber unserer Redaktion zur Denkmal-Idee positioniert. Das Kraftwerks-Gelände sollte hauptsächlich für neue gewerbliche Arbeitsplätze genutzt werden, sagt Fraktionschef Peter Gehrmann. Sollten einzelne Gebäude unter Schutz gestellt werden, müssten auch dort Unternehmen einziehen. Es sollten aber Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, in denen das Kraftwerk im Rahmen einer VRErfahrung auch späteren Generationen buchstäblich vor Augen geführt werden kann. Dafür müsse die Anlage rechtzeitig digitalisiert werden.
Die Grünen wollen sich nun an ihre Landtagskollegen wenden, damit mehr Tempo in die Angelegenheit kommt. Durch die DenkmalDiskussion sei schon zu viel Zeit verloren gegangen, es müsse endlich zu Entscheidungen kommen.