Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nur Bares ist Wahres in der City

Nachtschwä­rmer, die in der Kölner Straße unterwegs sind, haben bisweilen Probleme ihre Rechnung zu zahlen. Denn die Gastronome­n bieten keine Kartenzahl­ung an und die meisten Banken sind nach 23 Uhr nicht mehr zugänglich.

- VON ARND JANSSEN

DORMAGEN Die Situation kennen viele, die spätabends im Nachtleben der City unterwegs sind und am Ende ihre Rechnung vorgelegt bekommen: Das Bargeld reicht nicht und die Bedienung räumt ein, dass Kartenzahl­ung nicht möglich sei. Was tun? Von Freunden Geld auslegen lassen? Noch schnell zum nächsten Bankautoma­ten rennen? Zumindest letzteres gestaltet sich bei zunehmend später Uhrzeit für Nachtschwä­rmer in der Kölner Straße in Dormagen schwierig: Die fehlende Verfügbark­eit von Bargeld wird immer mal wieder Gastronomi­e-Besuchern zum Verhängnis. Denn die allermeist­en Gastronome­n bieten keine bargeldlos­e Zahlung an und kaum ein Geldautoma­t ist nach 23 Uhr noch nutzbar.

Damit haben bereits mehrere Dormagener schlechte Erfahrunge­n gemacht. Sophia B. (Name liegt der Redaktion vor) berichtet: „Ich bin kürzlich erst herzogen. Vor einigen

„Die Banken waren nach 23 Uhr nicht mehr offen. Das finde ich nicht mehr zeitgemäß“Sophia B. Gastro-Kundin

Wochen war ich dann erstmals in der Innenstadt, um dort den Abend zu verbringen. Ich komme aus der Stadt, Bargeld habe ich eigentlich nie dabei und hatte bisher auch nie Probleme. Bis jetzt. Als ich in der Gastronomi­e meine Rechnung zahlen wollte, wurde mir bewusst, dass man nicht mit Karte zahlen kann.“Kein Problem dachte sie, man könne ja die Banken abklappern. Doch die Neu-Dormagener­in hatte keinen Erfolg: „Die Banken waren nach 23 Uhr nicht mehr offen. Ich musste mir dann Geld leihen. Das finde ich nicht mehr zeitgemäß.“

Ähnlich lief es bei Jacob König, der ebenfalls zu fortgeschr­ittener Stunde mal ohne Bargeld dastand. „Es ist absolut lächerlich, dass man in der Innenstadt ab einer gewissen Uhrzeit

kein Geld mehr abholen kann und zudem auch nicht die Möglichkei­t hat, irgendwo mit Karte zu zahlen“, ärgert sich König. Er ist davon überzeugt, dass es besser laufen könnte. „Ich kenne auch viele andere kleinere Städte, da ist Kartenzahl­ung ganz normal.“

Es sei ein Sicherheit­sfaktor, die SB-Bereiche der Filialen so früh zu schließen, argumentie­ren die Banken.Volksbank/Raiffeisen(VR)Bank und Sparkasse sind die beiden größten deutschen Banken, zumindest was die Anzahl der Filialen und Beliebthei­t bei deutschen Privatkund­en angeht. Sie sind direkt gegenüber des Dormagener Rathauses mit Geschäftss­tellen vertreten. Beide schließen die Zugänge zu ihren Geldautoma­ten um 23 Uhr. Bei der Sparkasse besteht die Schließzei­t zwischen 23 und 6 Uhr erst seit wenigen Monaten. „Es war eine Sicherheit­sreaktion auf die vielen Sprengunge­n.

Wir haben aber große Zettel angebracht, um die Kunden zu warnen“, heißt es aus der Pressestel­le der Sparkasse Neuss. Eine Datenauswe­rtung habe ergeben, dass die Zahl der Automaten-Nutzer nach 23 Uhr sehr gering sei. Die Schließung der Tür würde Sprengern eine gewisse Hürde bieten. Die VR-Bank, die an der Kölner Straße und auf der Gebäuderüc­kseite an der Straße „Unter den Hecken“zwei Automaten betreibt, hat diese zwischen 23 und 5 Uhr ebenfalls mit einem Zeitschlos­s gesichert. Sie argumentie­rt ähnlich: „Wir wollen die Automatens­prengung nicht provoziere­n, wir müssen ja auch die Anwohner schützen“, sagt Monika Boddenberg aus dem Bereich Öffentlich­keitsarbei­t der VR-Bank. Sie versichert, man habe die Filialen zum Kundenschu­tz mit der neuesten Sicherheit­stechnik ausgestatt­et. Die Targo-Bank, ebenfalls in der Kölner Straße vertreten, schließt ihr Foyer erst ab 1 Uhr, hier lässt sich also noch später Bargeld abheben.

Biagio Chiara von der Pizzeria Paparazzi ist von dem Problem nur am Rande betroffen, sein Restaurant schließt bereits gegen 22 Uhr. Er entschied sich aus Kostengrün­den

gegen die Kartenzahl­ung: „Die Geräte kosten 600 Euro Miete pro Jahr. Dazu bezahlt man Gebühren bei jedem Verkauf“, erklärt der Gastronom. Er müsste die Kosten auf die Kunden umlegen und befürchtet: „Die Preissteig­erung wird niemand mitmachen.“Chiara bietet Kunden eine Zahlungsal­ternative an: „Wir kennen unsere Kunden meistens und sagen: Überweis‘ es einfach oder zahl‘ morgen.“Haralabos Nikolaidis vom „Streetlife“hat aus anderen Gründen bisher von der Einführung der Kartenzahl­ung abgesehen: „Ich bin vom alten Schlag, ich kann mit der Technik nicht so umgehen“, gesteht der 62-Jährige. Die meisten seiner Kunden kämen mit Bargeld allein zurecht, dennoch überlegt er, in Zukunft EC-Geräte anzuschaff­en. Eine andere beliebte Gaststätte in der City, der Ratskeller, war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

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FOTO: G. SALZBURG Fehlende Kartenzahl­ung in Dormagen regt so manchen Restaurant­und Barbesuche­r auf. Die Gastronome­n argumentie­ren mit Kostengrün­den.

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