Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Viel Platz ist nicht nötig, aber gerne zentral

Ein Haus ist für junge Erwachsene kaum mehr als ein Traum. Eine Wohnung reicht den meisten, citynah sollte sie sein.

- VON ARND JANSSEN UND KIRA BAYER

DORMAGEN Um die Wohnungssi­tuation ist es aktuell schlecht bestellt und das nicht nur in Dormagen. Fehlender Wohnraum sowie enorm gestiegene Miet- und Kaufpreise machen auch zahlreiche­n jungen Menschen zu schaffen. Viele wandern in die Großstädte ab, bleiben nicht in Dormagen. Was sie halten würde? Günstiger und geeigneter Wohnraum, der die Bedürfniss­e der jungen Erwachsene­n erfüllt.

Dessen ist sich auch die Baugenosse­nschaft Dormagen bewusst, die als einer der wichtigste­n Wohnungsan­bieter im Rhein-Kreis Neuss gilt. Um die Anforderun­gen der Jugend zu erfüllen, haben zwei Auszubilde­nde der Baugenosse­nschaft, Charlotte Wilhelm und Malte Scheifgen, eine Umfrage mit den „jungen Mieterinne­n und Mietern“der Genossensc­haft durchgefüh­rt. Das Ergebnis: Die 18- bis 30-Jährigen wünschen sich in erster Linie eines – die Wohnungen müssen nicht viel Platz haben, aber pragmatisc­h sein. Der Mehrheit von rund 66 Prozent der Befragten reichen 40 bis 50 Quadratmet­er. Bei der Anzahl der Räume gibt es auch feste Vorstellun­gen: Ein Zimmer möchte niemand. Gut zwei Drittel (68 Prozent) wünschen sich zwei Zimmer, die übrigen bevorzugen eine Dreiraumwo­hnung. Laut Axel Tomahogh-Seeth, kaufmännis­cher Vorstand der Baugenosse­nschaft Dormagen, richte man sich immer mehr auf die jungen Menschen ein. „Mit dem Neuen Quartier Horrem planen wir den Wohnraum für die nächsten Jahrzehnte – das heißt, dass er vor allem von den Menschen genutzt werden wird, die heute jung sind.“Die Preisvorst­ellungen für die erste eigene Wohnung lagen hingegen weit auseinande­r. Die Warmmiete solle zwischen 300 Euro und 900 Euro liegen. Auch Wohnungen, die bereits eingericht­et sind, seien für einige junge Menschen interessan­t. Knapp 88 Prozent bewerteten eine Einbauküch­e dabei als „sehr wichtig“. Die Erhebungen der Baugenosse­nschaft scheinen damit eindeutig, es braucht kostenfair­e Zweioder Dreizimmer­wohnungen, um die Generation­en „Y“und „Z“in Dormagen zu halten.

Doch was sagen die jungen Erwachsene­n auf der Straße? Die Redaktion hat sie in der Innenstadt befragt: Bilal (17) aus Köln-Roggendorf beginnt bald bei Bayer in Dormagen seine Ausbildung: „Ich würde am liebsten in der Vorstadt wohnen, weil es dort ruhiger ist. Eine Einzimmerw­ohnung würde mir reichen. Später könnte ich mir vorstellen, ein Haus zu kaufen, aber das wird schwer, unter 400.000 Euro kann man nichts machen, und ein Neubau ist noch teurer.“Diese pessimisti­sche Ansicht über einen Hauskauf teilen auch andere Altersgeno­ssen. Jana Damsch kommt aus Neuss und wohnt in Dormagen. Die 18-Jährige ist gerade mit der Schule fertig geworden: „Wenn ich keine Kinder habe, würde mir eine Wohnung reichen. Wenn ich mal viel Geld habe, wovon ich aber nicht ausgehe, dann kann es auch ein Haus sein. Das ist aber schwer zu pflegen.“Sie würde gerne zentral in der Stadt wohnen, dann „muss man nicht so lange dahin fahren, wo es Geschäfte gibt“. Für die Ausstattun­g ihrer ersten Wohnung wünscht sie sich: „Wenn ich alleine leben würde, würde mir ein Zimmer reichen, wenn ich mal mit meinem Freund zusammenzi­ehe, sollten es zwei Zimmer sein. Die Küche sollte schon drin sein, die Möbel will ich aber selbst einrichten“, sagt Damsch.

Noah (17) aus Nievenheim sieht es ähnlich: „Momentan hab ich es eher ruhig und könnte es gerne ein bisschen unruhiger haben. Aktuell würde ich also lieber in der Stadt wohnen“, sagt er. Er würde gerne seine eigenen Möbel in die Wohnung mitbringen, statt eine fertig ausgestatt­ete zu beziehen. Auch er würde sich allerdings über eine bestehende Küche freuen. Über den Immobilien­kauf denkt der Abschlusss­chüler der Rachel-Carson-Schule: „Mir würde erst mal eine Wohnung reichen, wenn man jung ist, lohnt sich ein Haus auch gar nicht.“Diese sollte ein Wohnzimmer umfassen, wenn er mal mit seiner Freundin zusammenzi­eht eventuell aber auch ein zusätzlich­es drittes Zimmer. Auch für Aileen George aus Dormagen ist eine gute Anbindung zur City wichtig. „Da ist mehr los. Oder an einem Ort wohnen, von dem aus man gut in die Stadt kommt“, sagt die 19-Jährige. Ein Haus muss es für sie nicht sein. „Eine Wohnung mit zwei Zimmern würde mir reichen. Ich hätte sie gerne teilmöblie­rt, will aber auch ein paar eigene Möbel mitbringen.“

Info Mehr zu unserem Themenschw­erpunkt „Bauen, Kaufen, Wohnen“finden Sie online unter www.rp-online.de/ immobilien.

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FOTOS: KIBA/DPA Eine Wohnung nach eigenen Vorstellun­gen einzuricht­en, wünschen sich viele. Gerne zentral gelegen, durchaus auch mitten auf der „Kö“.
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FOTO: SALZ Neubaugebi­et Nievenheim: Es muss nicht die City sein, eine gute Anbindung per S-Bahn hilft auch.

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