Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ausschuss lehnt Baupläne für Gierath ab
Keine Zustimmung fanden im Planungsausschuss die Baupläne für 52 Wohneinheiten, darunter 30 für Senioren, mitten in Gierath. Politiker befürchten zu viel Verkehr. Bauträger und Projektbegleiter versuchen, das Projekt zu retten.
GIERATH Die Bedenken der Politik zerstreuen wollte Olaf Strecker von der Hobid Bauprojekte GmbH in Bergheim, der im Planungsausschuss den aktuellen Stand eines großen Bauprojekts in Gierath vorstellte. An der Stelle des alten Bauernhofes an der Ecke Jüchener Straße/Neuenhovener Straße sollen 52 Wohneinheiten, darunter 30 für Senioren, entstehen. Doch weder Olaf Strecker vom Bauträger noch Udo Merkens von der Real Estate GmbH (Leverkusen), Projektentwickler unter anderem für Immobilien für Senioren, gelang es, den Ausschuss zu überzeugen. Ein Knackpunkt: Die Politiker befürchten zu viel zusätzlichen Verkehr im ohnehin belasteten Ort und an der engen Jüchener Straße. Der Wunsch, das Projekt auf maximal 35 Wohneinheiten zu begrenzen, sei nicht erfüllt.
Mehrmals schon wurde das Projekt nach Gesprächen mit der Stadt umgeplant. Der Stand zur Ausschusssitzung: Entlang der Jüchener Straße war ein lang gestrecktes, in mehrere Baukörper gegliedertes Gebäude mit 30 Wohnungen – etwa für betreutes Wohnen – sowie mit Räumen für Praxen und Therapie im Erdgeschoss geplant. Im hinteren Bereich des Grundstücks sollen drei Mehrfamilienhäuser (mit je fünf Wohnungen), davon eins öffentlich gefördert, sechs Wohneinheiten in Doppelhaushälften und ein Einfamilienhaus errichtet werden, die sich um einen Platz gegenüber der Kirche gruppieren.
„Wir wollen attraktives Wohnen für mehrere Generationen schaffen“, warb Adolf Strecker, der erläuterte, dass das Unternehmen die Pläne bereits den Wünschen in Jüchen angepasst habe. So sei die Riegelbebauung an der Jüchener Straße auf zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss begrenzt, eine „Bezugsachse zur Kirche“hergestellt worden und vieles mehr.
Die Hauptbedenken der Politik betreffen Größenordnung und Verkehr. In der Märzsitzung war von 57 bis 70 Wohneinheiten die Rede, hatten mehrere Fraktionen betont, die Bebauung sei zu dicht, der Quellund Zielverkehr in Gierath zu groß. Gerd Kuska (CDU) brachte damals die auch von anderen mitgetragene Zahl von maximal 35 Wohneinheiten ins Spiel, das Thema wurde vertagt. Ausschussvorsitzender Ralf Cremers erklärte, dass der Investor eine abgeänderte Planung, die der gewünschten Größenordnung nahe komme, vorstellen könne.
Die in der aktuellen Sitzung vorgestellten Pläne wiesen weiter mehr als 35 Wohneinheiten auf. Adolf Strecker rechnete zum Thema Verkehr vor, dass für das Projekt maximal 45 Autostellplätze nötig seien, die in einer Tiefgarage und in Carports entstehen sollen. Der Parkplatz-Bedarf für das Senioren-Wohnen sei deutlich geringer als bei herkömmlichen Wohnungen. „Aus unserer Erfahrung
haben Bewohner weder im betreuten Wohnen, noch in Wohngruppen oder Tagespflege ein Auto“, ergänzte Udo Merkens. Verkehr entstehe dort lediglich durch Pflegepersonal. Und Adolf Strecker betonte: „Bislang haben wir alle Anforderungen
erfüllt. Was möchte die Stadt Jüchen? Das ist uns immer häufiger ein Rätsel.“Mittlerweile seien mehr als 18 Monate für Planungsabstimmungen vergangen, seitdem seien die Baukosten um bis zu 40 Prozent gestiegen.
Thomas Dederichs (Grüne) hörte da „einen Vorwurf heraus“: Die Politik habe die berechtigten Interessen des Investors mit denen der Allgemeinheit abzuwägen. Das betreffe den Wohnraumbedarf, aber auch die Belastung für Nachbarn. Zudem habe die Politik ihre Wünsche zuvor klar formuliert. „Eine Kernforderung ist nicht erfüllt“, stellte Kuska fest. „Die Bebauung ist zu dicht“und führe zu zuviel Verkehr. „Schon heute herrscht in Gierath ein Verkehrs-Chaos.“– „Nein, das tragen wir nicht mit, das ist zu intensiv“, sagte auch Astrid Bauer (FWG). Und Norbert Esser (CDU) merkte an, dass das Problem die Lage an der engen Jüchener Straße sei. „Bei einem solchen Projekt etwa am Ortsrand hätten wir nichts dagegen.“Auch Hans-Josef-Schneider (SPD) betonte: „Die Zahl von 35 Wohneinheiten ist definitiv nicht gegeben.“Doch er könne sich vorstellen, die Reaktionen der Bürger im Planverfahren abzuwarten. Schließlich lehnte der Ausschuss aber die Aufstellung des Bebauungsplans bei drei Ja-Stimmen ab.
Wie geht es weiter? „Wir werden nun wieder Gespräche mit der Verwaltung aufnehmen und versuchen, das Projekt zu retten, erfolgreich ans Ziel zu bringen“, erklärte Merkens nach der Sitzung. Doch er betonte: „Bei der gewünschten Reduzierung der Wohneinheiten kann es kein Senioren-Wohnen mehr geben“, eine gewisse Bewohneranzahl sei für einen Betreiber nötig. „Man wird keine Wohnungen bauen können, ohne dass Verkehr entsteht.“Durch Senioren-Wohnen aber werde weniger „bis gar kein Verkehr“erzeugt.