Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ausbildung und Studium im Paket
Ein duales Studium verbindet wissenschaftlich-theoretisches Wissen mit berufspraktischen Kompetenzen.
Nicht jedem jungen Menschen erscheint ein Vollzeitstudium interessant. Die Neigung für ein Studium ist zwar vorhanden, aber fehlt nicht der praktische Ansatz, der stärker auf das Berufsleben vorbereitet? Und andersherum vermissen angehende Auszubildende vielleicht das wissenschaftliche Arbeiten und die freiere akademische Entfaltung?
In diesen Fällen ist ein duales Studium möglicherweise der richtige Ausbildungsweg. Es verknüpft einen Studiengang an einer Hochschule mit einer betrieblichen Ausbildung in einem IHK-Beruf. Am Ende erreicht ein Studierender innerhalb von sechs bis acht Semestern einen Doppelabschluss: Bachelor und IHK-Berufsabschluss. Das Bundesinstitut für Berufsbildung schreibt dazu: „Als duales Studium wird ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit integrierter Berufsausbildung beziehungsweise Praxisphasen in einem Unternehmen bezeichnet. Von klassischen Studiengängen unterscheidet es sich durch einen höheren Praxisbezug, kennzeichnend sind außerdem die beiden Lernorte Hochschule und Betrieb. Berufspraxis und Studium sind organisatorisch und curricular eng miteinander verzahnt.“
Die Zahlen sind beeindruckend: Im Berichtszeitraum 2019 (letzter Stand) waren sowohl das Angebot dualer Studiengänge und kooperierender Unternehmen als auch die Zahl der dual Studierenden weiter angestiegen. In der Datenbank waren knapp 1700 Studiengänge mit gut 108.000 Studierenden eingetragen.
An der Hochschule Niederrhein wird dieses Prinzip bereits seit 40 Jahren praktiziert. Das duale Studium nach dem Krefelder Modell startete 1982 als kooperative Ingenieursausbildung (KIA). Mittlerweile können mehr als 20 Ausbildungsberufe der IHK, Handwerkskammer, Steuerberaterkammer
und weiterer Institutionen mit über 14 Bachelorstudiengängen kombiniert werden, heißt es. Die gegenseitige Ergänzung von praktisch-betrieblichen Inhalten und anwendungsnahen wissenschaftlichen Studien bereiten optimal auf die Anforderungen der modernen Berufswelt vor.
Überhaupt scheint die Region ein starker Standort für diese zukunftsorientierte kombinierte Ausbildung zu sein. In allen größeren Städten links und rechts des Rheins und im Bergischen Land lassen sich Hochschulen für ein duales
Studium finden. Die IHK Düsseldorf stellt die beiden Seiten der Vorteilsmedaille heraus: Der Absolvent habe in der Regel bereits nach vier Jahren zwei Abschlüsse in der Tasche, das Ausbildungszeugnis der IHK und den Bachelor einer Hochschule. Ausbildungsunternehmen, die ein Kombistudium anböten, erreichten damit oft besonders ambitionierte und vielversprechende Bewerber. Sie könnten diese systematisch entwickeln und längerfristig an sich binden. Besonders erfolgversprechend seien Konzepte, die die Lernorte Ausbildungsbetrieb,
Hochschule und Berufskolleg systematisch miteinander abstimmten. Die IHK-Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) ermöglicht die gezielte Recherche freier dualer Studienplätze. Hierfür muss unter der Rubrik „Beruf“das Stichwort „duales Studium“eingegeben werden.
Aus zwei Abschlüssen gleich drei zu machen, geht im Handwerk. Das triale Studienformat Handwerksmanagement/Betriebswirtschaftslehre ermöglicht die Qualifizierung und Sicherung des Fach- und Führungskräftenachwuchses im Handwerk. Entwickelt wurde das Studienprogramm von der Handwerkskammer Düsseldorf, den Kreishandwerkerschaften Mönchengladbach und Niederrhein, den Mönchengladbacher Berufskollegs Platz der Republik für Technik und Medien und Rheydt-Mülfort für Technik sowie der Hochschule Niederrhein. Während des Studiums werden handwerkliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse gleichermaßen vermittelt. Ziel sind drei Abschlüsse (Gesellenbrief, Meisterbrief, Bachelorgrad B.A.) in nur einem Studiengang. Somit werden Spezialisten im Gewerk bei gleichzeitiger Beherrschung umfangreicher betriebswirtschaftlicher Kenntnisse ausgebildet. Ziel ist hier unter anderem die optimale Vorbereitung auf die Übernahme von Führungsaufgaben oder die Selbstständigkeit im Handwerk.