Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rückschlag für deutsches Säbelteam
Bei den Fecht-Europameisterschaften im türkischen Antalya wollte die neu formierte Nationalmannschaft mit drei Dormagenern eigentlich eine Medaille holen. Doch am Ende reichte es nach einem Fehlstart nur noch zu Platz sechs.
DORMAGEN Ein richtiges Vergnügen war es bislang für Olaf Kawald nicht, die Fecht-Europameisterschaften im türkischen Antalya aus der Heimat am Bildschirm zu verfolgen. Der Cheftrainer und Sportlicher Leiter des TSV Bayer Dormagen bekam jedenfalls bis Sonntag weder bei den weiblichen noch bei den männlichen Säbelfechtern herausstechende Erfolge zu sehen. So richtete er seine ganze Hoffnung auf das in der Vergangenheit so erfolgsverwöhnte deutsche Säbelteam, das sich am Montag anschickte, eine Medaille zu gewinnen. Doch daraus wurde nichts: Der amtierende Europameister von Düsseldorf 2019 musste sich am Ende mit Platz sechs begnügen und büßte damit wichtige Punkte in der Weltrangliste ein.
„Das war definitiv kein guter Morgen. Die Platzierungskämpfe fünf bis acht sind auf keinen Fall das, was wir erwartet haben“, hatte Kawald gesagt, als Deutschland gleich im ersten Gefecht völlig überraschend gegen den Außenseiter Ukraine, Nummer 26 der Weltrangliste, ausgeschieden war. Das Quartett vom Bundesleistungsstützpunkt in Dormagen mit Matyas Szabo, Raoul Bonah, Lorenz Kempf (alles TSV Bayer Dormagen) und Frederic Kindler (TSGEislingen)waralsWeltranglistendritter an zwei gesetzt ins Turnier gegangen und galt trotz des Umbruchs nach dem Abschied der goldenen Generation um Max Hartung als klarer Favorit. Doch in der Anfangsphase handelten sich die Deutschen einen knappen Rückstand ein, dem sie bis zum Schluss vergeblich hinterherliefen. Matyas Szabo holte gegen Andriy Yagodka am Ende zwar noch mal ein 7:5, konnte aber die hauchdünne 44:45-Niederlage nicht verhindern. Da dürfte es nur ein schwacher Trost gewesen sein, dass in Italien eine weitere große Säbelfechtnation eine noch größere Enttäuschung erlebte, in dem sie gegen die Türkei mit 37:45 den Kürzeren zog. „Das zeigt, wie eng das alles beisammen ist. Italien ist seit Jahrzehnten in den Medaillenrängen und hat ganz andere Voraussetzungen als wir“, meinte Kawald.
Insofern war es ein Lichtblick, dass Deutschland in den Platzierungskämpfen die Italiener 45:40 schlug und so das Gefecht um Platz fünf gegen Rumänien erreichte. Dort sah es bei einem 21:30-Rückstand für Deutschland zwischenzeitlich so aus, als sollte es eine deftige Niederlage setzen. Doch dank eines ganz starken 13:5-Sieges des Dormageners Raoul Bonah gegen Codrin Cozmuleanu kam Deutschland noch mal auf 34:35 heran. Aber Matyas Szabo und Frederic Kindler schafften die Wende nicht mehr, so dass es am Ende 42:45 hieß und damit Platz sechs besiegelt war.
Weil es dafür nur 30 Weltranglistenpunkte gibt, während die 64 für den EM-Titel 2019 aus der Wertung herausfallen, büßt Deutschland 34 Punkte ein und rutscht einen Platz in der Weltrangliste hinter Italien ab. Die Italiener schnitten für ihre Verhältnisse in der Türkei zwar auch enttäuschend ab, doch als EM-Dritter von Düsseldorf verlieren sie deutlich weniger Punkte als die deutsche Mannschaft. Für die WM Mitte Juli in Kairo sollte der Rückschlag noch keine gravierenden Folgen für die Setzliste haben, doch auch in Ägypten gilt es dann, möglichst nicht noch weitere Punkte einzubüßen. Eine Hoffnung bleibt Olaf Kawald derweil noch auf ein herausragendes Resultat bei den EMSäbelwettbewerben. Am Mittwoch gehen die deutschen Frauen in Antalya auf die Planche.